Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Nie, -- da Sie mir überdies den Gebrauch
Ihrer Bibliothek erlaubt haben.

Er nahm einige Visitenkarten in die Hand,
die auf dem Tische lagen und sah sie ganz
gleichgültig durch. --

"Rosa? fing er an, -- wie kömmt's, daß
ich ihn so lange nicht gesehn habe?

Ich weiß nicht, welche Geschäfte ihn abhal-
ten müssen --

"Wenn er seine Unart nicht wieder gut
macht, so wird er sich Ihren Unwillen zuziehn.

Er hat über seine Zeit zu gebieten.

"Ich glaube gar, Sie sind schon itzt böse
auf ihn, fuhr er lachend fort. --

Wie kommen Sie zu dieser Meinung?

"Je nun, -- er legte die Karten wieder auf
den Tisch und that als betrachtete er die Stik-
kerei, indem er mich verstohlen aufmerksam und
fest beobachtete. -- Sie haben ihn von je aus-
gezeichnet und er erwiedert ihre Höflichkeit mit
Undank --

Ausgezeichnet? indem ich mit der größten
Kälte etwas ausbesserte. Sie wollen sagen,
daß er mich oft auszuzeichnen schien und oft zu
meinem größten Verdruß.

"Verdruß?


Nie, — da Sie mir uͤberdies den Gebrauch
Ihrer Bibliothek erlaubt haben.

Er nahm einige Viſitenkarten in die Hand,
die auf dem Tiſche lagen und ſah ſie ganz
gleichguͤltig durch. —

»Roſa? fing er an, — wie koͤmmt’s, daß
ich ihn ſo lange nicht geſehn habe?

Ich weiß nicht, welche Geſchaͤfte ihn abhal-
ten muͤſſen —

»Wenn er ſeine Unart nicht wieder gut
macht, ſo wird er ſich Ihren Unwillen zuziehn.

Er hat uͤber ſeine Zeit zu gebieten.

»Ich glaube gar, Sie ſind ſchon itzt boͤſe
auf ihn, fuhr er lachend fort. —

Wie kommen Sie zu dieſer Meinung?

»Je nun, — er legte die Karten wieder auf
den Tiſch und that als betrachtete er die Stik-
kerei, indem er mich verſtohlen aufmerkſam und
feſt beobachtete. — Sie haben ihn von je aus-
gezeichnet und er erwiedert ihre Hoͤflichkeit mit
Undank —

Ausgezeichnet? indem ich mit der groͤßten
Kaͤlte etwas ausbeſſerte. Sie wollen ſagen,
daß er mich oft auszuzeichnen ſchien und oft zu
meinem groͤßten Verdruß.

»Verdruß?


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0161" n="153[151]"/>
          <p>Nie, &#x2014; da Sie mir u&#x0364;berdies den Gebrauch<lb/>
Ihrer Bibliothek erlaubt haben.</p><lb/>
          <p>Er nahm einige Vi&#x017F;itenkarten in die Hand,<lb/>
die auf dem Ti&#x017F;che lagen und &#x017F;ah &#x017F;ie ganz<lb/>
gleichgu&#x0364;ltig durch. &#x2014;</p><lb/>
          <p>»<hi rendition="#g">Ro&#x017F;a</hi>? fing er an, &#x2014; wie ko&#x0364;mmt&#x2019;s, daß<lb/>
ich ihn &#x017F;o lange nicht ge&#x017F;ehn habe?</p><lb/>
          <p>Ich weiß nicht, welche Ge&#x017F;cha&#x0364;fte ihn abhal-<lb/>
ten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x2014;</p><lb/>
          <p>»Wenn er &#x017F;eine Unart nicht wieder gut<lb/>
macht, &#x017F;o wird er &#x017F;ich Ihren Unwillen zuziehn.</p><lb/>
          <p>Er hat u&#x0364;ber &#x017F;eine Zeit zu gebieten.</p><lb/>
          <p>»Ich glaube gar, Sie &#x017F;ind &#x017F;chon itzt bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
auf ihn, fuhr er lachend fort. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Wie kommen Sie zu die&#x017F;er Meinung?</p><lb/>
          <p>»Je nun, &#x2014; er legte die Karten wieder auf<lb/>
den Ti&#x017F;ch und that als betrachtete er die Stik-<lb/>
kerei, indem er mich ver&#x017F;tohlen aufmerk&#x017F;am und<lb/>
fe&#x017F;t beobachtete. &#x2014; Sie haben ihn von je aus-<lb/>
gezeichnet und er erwiedert ihre Ho&#x0364;flichkeit mit<lb/>
Undank &#x2014;</p><lb/>
          <p>Ausgezeichnet? indem ich mit der gro&#x0364;ßten<lb/>
Ka&#x0364;lte etwas ausbe&#x017F;&#x017F;erte. Sie wollen &#x017F;agen,<lb/>
daß er mich oft auszuzeichnen &#x017F;chien und oft zu<lb/>
meinem gro&#x0364;ßten Verdruß.</p><lb/>
          <p>»Verdruß?</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153[151]/0161] Nie, — da Sie mir uͤberdies den Gebrauch Ihrer Bibliothek erlaubt haben. Er nahm einige Viſitenkarten in die Hand, die auf dem Tiſche lagen und ſah ſie ganz gleichguͤltig durch. — »Roſa? fing er an, — wie koͤmmt’s, daß ich ihn ſo lange nicht geſehn habe? Ich weiß nicht, welche Geſchaͤfte ihn abhal- ten muͤſſen — »Wenn er ſeine Unart nicht wieder gut macht, ſo wird er ſich Ihren Unwillen zuziehn. Er hat uͤber ſeine Zeit zu gebieten. »Ich glaube gar, Sie ſind ſchon itzt boͤſe auf ihn, fuhr er lachend fort. — Wie kommen Sie zu dieſer Meinung? »Je nun, — er legte die Karten wieder auf den Tiſch und that als betrachtete er die Stik- kerei, indem er mich verſtohlen aufmerkſam und feſt beobachtete. — Sie haben ihn von je aus- gezeichnet und er erwiedert ihre Hoͤflichkeit mit Undank — Ausgezeichnet? indem ich mit der groͤßten Kaͤlte etwas ausbeſſerte. Sie wollen ſagen, daß er mich oft auszuzeichnen ſchien und oft zu meinem groͤßten Verdruß. »Verdruß?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/161
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 153[151]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/161>, abgerufen am 25.11.2024.