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Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Meister und alle seine lieben Eigenheiten recht sanftselig und saumthunlich hineindenke, daß mir immer ist, als führte des Verstorbnen Seelchen mir Hand und Pinsel; und das Ding ist dann fertig und nickt mir mit rechter Herzlichkeit seinen Dank zu, daß ich auch was vom alten Virtuosen geliefert habe, der doch nicht Alles hat machen und nicht ewig hat leben können, und ich mich nun, vollends nach einem Glase Wein, indem ich es mit tieferer Prüfung beschaue, rechtgläubig überzeuge, daß es vom alten Herrn wirklich herrührt, und ich übergebe es so einem andern Liebhaber des Seligen und verlange nur ein Billiges für die Mühe, daß ich mir die Hand habe führen, mein eignes Ingenium derzeit unterdrücken lassen, an der Verringerung meines eignen Künstlernamens zu arbeiten, -- ist denn das so himmelschreiende Sünde, Freundchen, wenn ich mich selbst auf solche kindliche Weise aufopfere?

Er hob den Kopf des Liegenden auf, verwandelte aber seine grinsende Freundlichkeit in eben so verzerrten Ernst, als er die Wangen des Jünglings voll Thränen sah, die in einem heißen Strome unaufhaltsam aus den Augen stürzten. O meine verlorne Jugend! schluchzte Eduard: o ihr goldnen Tage, ihr Wochen und Jahre! wie seid ihr doch so sündlich verschleudert worden, als läge nicht in euern Stunden der Keim der Tugend, der Ehre und des Glücks; als sei dieser köstliche Schatz der Zeit jemals wieder zu gewinnen. Wie ein Glas abgestandenes Wasser hab' ich mein Leben und den Inhalt

Meister und alle seine lieben Eigenheiten recht sanftselig und saumthunlich hineindenke, daß mir immer ist, als führte des Verstorbnen Seelchen mir Hand und Pinsel; und das Ding ist dann fertig und nickt mir mit rechter Herzlichkeit seinen Dank zu, daß ich auch was vom alten Virtuosen geliefert habe, der doch nicht Alles hat machen und nicht ewig hat leben können, und ich mich nun, vollends nach einem Glase Wein, indem ich es mit tieferer Prüfung beschaue, rechtgläubig überzeuge, daß es vom alten Herrn wirklich herrührt, und ich übergebe es so einem andern Liebhaber des Seligen und verlange nur ein Billiges für die Mühe, daß ich mir die Hand habe führen, mein eignes Ingenium derzeit unterdrücken lassen, an der Verringerung meines eignen Künstlernamens zu arbeiten, — ist denn das so himmelschreiende Sünde, Freundchen, wenn ich mich selbst auf solche kindliche Weise aufopfere?

Er hob den Kopf des Liegenden auf, verwandelte aber seine grinsende Freundlichkeit in eben so verzerrten Ernst, als er die Wangen des Jünglings voll Thränen sah, die in einem heißen Strome unaufhaltsam aus den Augen stürzten. O meine verlorne Jugend! schluchzte Eduard: o ihr goldnen Tage, ihr Wochen und Jahre! wie seid ihr doch so sündlich verschleudert worden, als läge nicht in euern Stunden der Keim der Tugend, der Ehre und des Glücks; als sei dieser köstliche Schatz der Zeit jemals wieder zu gewinnen. Wie ein Glas abgestandenes Wasser hab' ich mein Leben und den Inhalt

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:27:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:27:02Z)

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910/25>, abgerufen am 27.11.2024.