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Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wartete. Hier! schrie Eduard, du alter, schiefnasiger, weinverbrannter Halunke, ist deine Schmiererei wieder; verkauf sie an den Seifensieder drüben, der sie in die Lichte gießen kann, wenn ihm die Malerei nicht ansteht.

Wäre Schade, sagte der alte Maler, um das gute Bildchen, indem er sich mit der größten Kaltblütigkeit ein neues Glas einschenkte. Hast dich erhitzt, Freundchen; und der Alte hat von dem Kauf Nichts wissen wollen?

Schelm! schrie Eduard, indem er das Bild heftig hinwarf; und um deinetwillen bin ich auch zum Schelm geworden! Beschimpft, gekränkt! O und wie beschämt vor mir selber, glühend Kopf und Hals hinunter, daß ich mir aus Liebe zu dir solche Lüge erlaubte.

Ist keine Lüge, liebes Männchen, sagte der Maler, indem er das Bild auswickelte, ist ein so veritabler Salvator Rosa, wie ich nur noch je einen gemalt habe. Hast mich ja nicht daran arbeiten sehen, und kannst also nicht wissen, von wem das Bild herrührt. Du hast kein Geschick, mein Hänschen; ich hätte dir die Sache nicht anvertrauen sollen.

Ich will ehrlich sein, rief Eduard und schlug mit der Faust auf den Tisch; ich will ein ordentlicher Mensch werden, daß Andre und ich selber wieder Achtung vor mir haben! Ganz anders will ich werden, einen neuen Lebenswandel will ich anfangen!

Warum dich erbosen? sagte der Alte und trank. Ich will dich nicht hindern; mich wird's freuen, wenn

wartete. Hier! schrie Eduard, du alter, schiefnasiger, weinverbrannter Halunke, ist deine Schmiererei wieder; verkauf sie an den Seifensieder drüben, der sie in die Lichte gießen kann, wenn ihm die Malerei nicht ansteht.

Wäre Schade, sagte der alte Maler, um das gute Bildchen, indem er sich mit der größten Kaltblütigkeit ein neues Glas einschenkte. Hast dich erhitzt, Freundchen; und der Alte hat von dem Kauf Nichts wissen wollen?

Schelm! schrie Eduard, indem er das Bild heftig hinwarf; und um deinetwillen bin ich auch zum Schelm geworden! Beschimpft, gekränkt! O und wie beschämt vor mir selber, glühend Kopf und Hals hinunter, daß ich mir aus Liebe zu dir solche Lüge erlaubte.

Ist keine Lüge, liebes Männchen, sagte der Maler, indem er das Bild auswickelte, ist ein so veritabler Salvator Rosa, wie ich nur noch je einen gemalt habe. Hast mich ja nicht daran arbeiten sehen, und kannst also nicht wissen, von wem das Bild herrührt. Du hast kein Geschick, mein Hänschen; ich hätte dir die Sache nicht anvertrauen sollen.

Ich will ehrlich sein, rief Eduard und schlug mit der Faust auf den Tisch; ich will ein ordentlicher Mensch werden, daß Andre und ich selber wieder Achtung vor mir haben! Ganz anders will ich werden, einen neuen Lebenswandel will ich anfangen!

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:27:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:27:02Z)

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910/23>, abgerufen am 27.11.2024.