nem Packhause gebracht, wo sie bis zum Tage der Abrei- se versiegelt stehen blieben.
Den 4. März 1776 begab sich die Ambassade von der Insel Dezima auf den Weg. Der 15. oder 16. Tag im ersten Monathe des Japanischen Jahres, ist zum Antritt dieser Reise ein für allemahl fest gesetzt. Hol- länder, welche sie machten, waren nur drey: der Am- bassadeur als Chef der Handlung, Herr Feith; ich als Doctor oder Legations-Medicus; und ein Secretair, Nahmens Köhler. Der übrige Theil unsrer ansehnli- chen beynahe aus zwey hundert Menschen bestehenden Gesellschaft waren alle Japaner: Beamte, Dolmetscher, Bediente, Aufwärter.
Ein Banjos war abseiten des Gouvernements zu Nangasaki Anführer der ganzen Reise-Gesellschaft, und hatte den Befehl in allen Stücken. Er wurde in einem großen Norimon getragen, und vor ihm her trug man eine Pike zum Zeichen seiner Würde und Befehlshaber- schaft. Zur Ausführung seiner Befehle waren verschied- ne Unter-Banjosen verordnet. Der oberste Dolmetscher (gemeiniglich ist dies ein bejahrter Mann) wurde in ei- nem Kango getragen. Dieser ist auf der Reise Verwal- ter der Casse, besorgt und veranstaltet alles was zur Rei- se gehört, bezahlt im Nahmen der Holländischen Com- pagnie alle Kosten, und zwar meistentheils mit so ge- nauer Sparsamkeit und Vorsicht, daß er selbst dabey an- sehnlich gewinnt, und eine solche Reise allezeit für sehr einträglich gehalten wird. Um das Essen für den Am- bassadeur und die an seiner Tafel essenden Holländer zu- zurichten, gehen zwey Japanische Köche von der Facto- rey mit. Ferner werden sechs Japanische Bediente, die Holländisch sprechen, zur Aufwartung für die Holländer mitgenommen, außer denjenigen, welche der Gouver-
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
nem Packhauſe gebracht, wo ſie bis zum Tage der Abrei- ſe verſiegelt ſtehen blieben.
Den 4. Maͤrz 1776 begab ſich die Ambaſſade von der Inſel Dezima auf den Weg. Der 15. oder 16. Tag im erſten Monathe des Japaniſchen Jahres, iſt zum Antritt dieſer Reiſe ein fuͤr allemahl feſt geſetzt. Hol- laͤnder, welche ſie machten, waren nur drey: der Am- baſſadeur als Chef der Handlung, Herr Feith; ich als Doctor oder Legations-Medicus; und ein Secretair, Nahmens Koͤhler. Der uͤbrige Theil unſrer anſehnli- chen beynahe aus zwey hundert Menſchen beſtehenden Geſellſchaft waren alle Japaner: Beamte, Dolmetſcher, Bediente, Aufwaͤrter.
Ein Banjos war abſeiten des Gouvernements zu Nangaſaki Anfuͤhrer der ganzen Reiſe-Geſellſchaft, und hatte den Befehl in allen Stuͤcken. Er wurde in einem großen Norimon getragen, und vor ihm her trug man eine Pike zum Zeichen ſeiner Wuͤrde und Befehlshaber- ſchaft. Zur Ausfuͤhrung ſeiner Befehle waren verſchied- ne Unter-Banjoſen verordnet. Der oberſte Dolmetſcher (gemeiniglich iſt dies ein bejahrter Mann) wurde in ei- nem Kango getragen. Dieſer iſt auf der Reiſe Verwal- ter der Caſſe, beſorgt und veranſtaltet alles was zur Rei- ſe gehoͤrt, bezahlt im Nahmen der Hollaͤndiſchen Com- pagnie alle Koſten, und zwar meiſtentheils mit ſo ge- nauer Sparſamkeit und Vorſicht, daß er ſelbſt dabey an- ſehnlich gewinnt, und eine ſolche Reiſe allezeit fuͤr ſehr eintraͤglich gehalten wird. Um das Eſſen fuͤr den Am- baſſadeur und die an ſeiner Tafel eſſenden Hollaͤnder zu- zurichten, gehen zwey Japaniſche Koͤche von der Facto- rey mit. Ferner werden ſechs Japaniſche Bediente, die Hollaͤndiſch ſprechen, zur Aufwartung fuͤr die Hollaͤnder mitgenommen, außer denjenigen, welche der Gouver-
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[62/0096]
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
nem Packhauſe gebracht, wo ſie bis zum Tage der Abrei-
ſe verſiegelt ſtehen blieben.
Den 4. Maͤrz 1776 begab ſich die Ambaſſade von
der Inſel Dezima auf den Weg. Der 15. oder 16.
Tag im erſten Monathe des Japaniſchen Jahres, iſt zum
Antritt dieſer Reiſe ein fuͤr allemahl feſt geſetzt. Hol-
laͤnder, welche ſie machten, waren nur drey: der Am-
baſſadeur als Chef der Handlung, Herr Feith; ich als
Doctor oder Legations-Medicus; und ein Secretair,
Nahmens Koͤhler. Der uͤbrige Theil unſrer anſehnli-
chen beynahe aus zwey hundert Menſchen beſtehenden
Geſellſchaft waren alle Japaner: Beamte, Dolmetſcher,
Bediente, Aufwaͤrter.
Ein Banjos war abſeiten des Gouvernements zu
Nangaſaki Anfuͤhrer der ganzen Reiſe-Geſellſchaft, und
hatte den Befehl in allen Stuͤcken. Er wurde in einem
großen Norimon getragen, und vor ihm her trug man
eine Pike zum Zeichen ſeiner Wuͤrde und Befehlshaber-
ſchaft. Zur Ausfuͤhrung ſeiner Befehle waren verſchied-
ne Unter-Banjoſen verordnet. Der oberſte Dolmetſcher
(gemeiniglich iſt dies ein bejahrter Mann) wurde in ei-
nem Kango getragen. Dieſer iſt auf der Reiſe Verwal-
ter der Caſſe, beſorgt und veranſtaltet alles was zur Rei-
ſe gehoͤrt, bezahlt im Nahmen der Hollaͤndiſchen Com-
pagnie alle Koſten, und zwar meiſtentheils mit ſo ge-
nauer Sparſamkeit und Vorſicht, daß er ſelbſt dabey an-
ſehnlich gewinnt, und eine ſolche Reiſe allezeit fuͤr ſehr
eintraͤglich gehalten wird. Um das Eſſen fuͤr den Am-
baſſadeur und die an ſeiner Tafel eſſenden Hollaͤnder zu-
zurichten, gehen zwey Japaniſche Koͤche von der Facto-
rey mit. Ferner werden ſechs Japaniſche Bediente, die
Hollaͤndiſch ſprechen, zur Aufwartung fuͤr die Hollaͤnder
mitgenommen, außer denjenigen, welche der Gouver-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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