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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Reise von Batavia nach Japan, u. s. w.
det und kocht. -- Hanf wächst nicht nur wild, sondern
man bauet ihn auch. -- Von Spanischem Pfeffer traf
ich zwey Arten, meistens gebauet, an. Die jährige
Beißbeere (Capsicum annuum) ist die gewöhnlichste.
Die Japaner selbst machen wenig Gebrauch davon, son-
dern verkaufen sie gemeiniglich an die Sklaven auf der
Factorey. Die andre ist das Capsicum grossum. Diese
zieht man in Töpfen, hindert sie mit Gewalt, groß, und
zwingt sie, ganz ungestalt zu werden: eine Gewohnheit,
welche die Japaner, mehr als irgend ein andres Volk,
bey vielen Gewächsen lieben. -- Tabak sah ich hie und
da, aber nirgend große Pflanzungen davon. Dies Ge-
wächs haben die Portugiesen zuerst hieher gebracht, und
es ist fast das einzige, was man von ihnen im Lande noch
aufzuweisen hat. Die Japaner haben keinen eignen Nah-
men dafür, sondern nennen es auch Tabaco. Sie rau-
chen den Tabak aus sehr kleinen metallnen Pfeifen, und
schneiden ihn so fein, als Haar. -- Ein Thalkraut oder
Zauken (Convallaria Iaponica), sah ich mit Frucht be-
setzt. Die Knollen an den Wurzeln macht man mit Zu-
cker ein, und so gebraucht, werden sie so wohl von den
Chinesen, als den Japanern als ein herrliches Mittel in
Krankheiten gerühmt. -- Buchweitzen, so wohl den
gemeinen (Fagopyrum), als den vielblumigen (multi-
florum
) trifft man in der Nähe der Höfe und an hohen
Stellen nicht selten an; den ersteren bauet man, der
letztere wächst wild. Aus jenem bereitet man Mehl,
woraus kleine Kuchen gemacht werden, die man gewöhn-
lich färbt und an geringe Leute verkauft. Die Wurzel
des letzteren soll herzstärkend seyn, und wird zu dem Ende
ganz roh genossen; in Asche gebraten schmeckt sie barsch. --
Große Gartenbohnen (Vicia faba), Erbsen (Pisum
fativum
), nebst einigen Arten Türkischer Bohnen, näm-

Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.
det und kocht. — Hanf waͤchſt nicht nur wild, ſondern
man bauet ihn auch. — Von Spaniſchem Pfeffer traf
ich zwey Arten, meiſtens gebauet, an. Die jaͤhrige
Beißbeere (Capſicum annuum) iſt die gewoͤhnlichſte.
Die Japaner ſelbſt machen wenig Gebrauch davon, ſon-
dern verkaufen ſie gemeiniglich an die Sklaven auf der
Factorey. Die andre iſt das Capſicum groſſum. Dieſe
zieht man in Toͤpfen, hindert ſie mit Gewalt, groß, und
zwingt ſie, ganz ungeſtalt zu werden: eine Gewohnheit,
welche die Japaner, mehr als irgend ein andres Volk,
bey vielen Gewaͤchſen lieben. — Tabak ſah ich hie und
da, aber nirgend große Pflanzungen davon. Dies Ge-
waͤchs haben die Portugieſen zuerſt hieher gebracht, und
es iſt faſt das einzige, was man von ihnen im Lande noch
aufzuweiſen hat. Die Japaner haben keinen eignen Nah-
men dafuͤr, ſondern nennen es auch Tabaco. Sie rau-
chen den Tabak aus ſehr kleinen metallnen Pfeifen, und
ſchneiden ihn ſo fein, als Haar. — Ein Thalkraut oder
Zauken (Convallaria Iaponica), ſah ich mit Frucht be-
ſetzt. Die Knollen an den Wurzeln macht man mit Zu-
cker ein, und ſo gebraucht, werden ſie ſo wohl von den
Chineſen, als den Japanern als ein herrliches Mittel in
Krankheiten geruͤhmt. — Buchweitzen, ſo wohl den
gemeinen (Fagopyrum), als den vielblumigen (multi-
florum
) trifft man in der Naͤhe der Hoͤfe und an hohen
Stellen nicht ſelten an; den erſteren bauet man, der
letztere waͤchſt wild. Aus jenem bereitet man Mehl,
woraus kleine Kuchen gemacht werden, die man gewoͤhn-
lich faͤrbt und an geringe Leute verkauft. Die Wurzel
des letzteren ſoll herzſtaͤrkend ſeyn, und wird zu dem Ende
ganz roh genoſſen; in Aſche gebraten ſchmeckt ſie barſch. —
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fativum
), nebſt einigen Arten Tuͤrkiſcher Bohnen, naͤm-

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[43/0077] Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w. det und kocht. — Hanf waͤchſt nicht nur wild, ſondern man bauet ihn auch. — Von Spaniſchem Pfeffer traf ich zwey Arten, meiſtens gebauet, an. Die jaͤhrige Beißbeere (Capſicum annuum) iſt die gewoͤhnlichſte. Die Japaner ſelbſt machen wenig Gebrauch davon, ſon- dern verkaufen ſie gemeiniglich an die Sklaven auf der Factorey. Die andre iſt das Capſicum groſſum. Dieſe zieht man in Toͤpfen, hindert ſie mit Gewalt, groß, und zwingt ſie, ganz ungeſtalt zu werden: eine Gewohnheit, welche die Japaner, mehr als irgend ein andres Volk, bey vielen Gewaͤchſen lieben. — Tabak ſah ich hie und da, aber nirgend große Pflanzungen davon. Dies Ge- waͤchs haben die Portugieſen zuerſt hieher gebracht, und es iſt faſt das einzige, was man von ihnen im Lande noch aufzuweiſen hat. Die Japaner haben keinen eignen Nah- men dafuͤr, ſondern nennen es auch Tabaco. Sie rau- chen den Tabak aus ſehr kleinen metallnen Pfeifen, und ſchneiden ihn ſo fein, als Haar. — Ein Thalkraut oder Zauken (Convallaria Iaponica), ſah ich mit Frucht be- ſetzt. Die Knollen an den Wurzeln macht man mit Zu- cker ein, und ſo gebraucht, werden ſie ſo wohl von den Chineſen, als den Japanern als ein herrliches Mittel in Krankheiten geruͤhmt. — Buchweitzen, ſo wohl den gemeinen (Fagopyrum), als den vielblumigen (multi- florum) trifft man in der Naͤhe der Hoͤfe und an hohen Stellen nicht ſelten an; den erſteren bauet man, der letztere waͤchſt wild. Aus jenem bereitet man Mehl, woraus kleine Kuchen gemacht werden, die man gewoͤhn- lich faͤrbt und an geringe Leute verkauft. Die Wurzel des letzteren ſoll herzſtaͤrkend ſeyn, und wird zu dem Ende ganz roh genoſſen; in Aſche gebraten ſchmeckt ſie barſch. — Große Gartenbohnen (Vicia faba), Erbſen (Piſum fativum), nebſt einigen Arten Tuͤrkiſcher Bohnen, naͤm-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/77>, abgerufen am 23.11.2024.