Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Reise von Batavia nach Japan, u. s. w. Zur steten und genauen Aufsicht auf die Holländer sindverschiedne Beamte, Dolmetscher und Leute zur Wache bestellt. In drey Ecken stehen Wachhäuser, worin roäh- rend der Zeit, da die Schiffe auf der Rhede liegen, Wa- che gehalten wird; nach ihrer Abreise wird bloß eins da- von gebraucht. Die Wache geht wie eine Nachtwache, nicht nur bey Nachtzeit, sondern auch am Tage, ver- schiedne Mahl auf der Insel herum. Die Dolmetscher haben ein ansehnliches Haus, das ihr Collegium genannt wird, und wo die Handelszeit über, eine beträchtliche An- zahl, aber wenn keine Schiffe da sind, einer oder zwey, täglich sich aufhalten, die alle vier und zwanzig Stunden von andern ordentlich abgelöset werden, welches gemeinig- lich Nachmittags geschieht, damit die Abgehenden vor Abend zu Hause kommen können. Ein andres Haus ist für die Ottona (der Nahme sagt ungefähr so viel als Rapportir-Bürgermeister), deren sich, so lange die Han- delszeit währt, mehrere hier versammeln, außerdem aber nur einer oder zwey da sind. Sie werden, wie die Dol- metscher, abgelöset; sie haben die Aufsicht auf alles, was auf der Insel vorgeht, und müssen dem Gouverneur Be- richt davon abstatten. In dem kleinen Bezirke dieser In- sel müssen übrigens die Holländer ihre Zeit zubringen: ei- ne Einschränkung, die denen, welche das Jahr über hier bleiben, nicht wenig lästig ist. Um die Stadt her auf den Anhöhen und an den schön- Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w. Zur ſteten und genauen Aufſicht auf die Hollaͤnder ſindverſchiedne Beamte, Dolmetſcher und Leute zur Wache beſtellt. In drey Ecken ſtehen Wachhaͤuſer, worin roaͤh- rend der Zeit, da die Schiffe auf der Rhede liegen, Wa- che gehalten wird; nach ihrer Abreiſe wird bloß eins da- von gebraucht. Die Wache geht wie eine Nachtwache, nicht nur bey Nachtzeit, ſondern auch am Tage, ver- ſchiedne Mahl auf der Inſel herum. Die Dolmetſcher haben ein anſehnliches Haus, das ihr Collegium genannt wird, und wo die Handelszeit uͤber, eine betraͤchtliche An- zahl, aber wenn keine Schiffe da ſind, einer oder zwey, taͤglich ſich aufhalten, die alle vier und zwanzig Stunden von andern ordentlich abgeloͤſet werden, welches gemeinig- lich Nachmittags geſchieht, damit die Abgehenden vor Abend zu Hauſe kommen koͤnnen. Ein andres Haus iſt fuͤr die Ottona (der Nahme ſagt ungefaͤhr ſo viel als Rapportir-Buͤrgermeiſter), deren ſich, ſo lange die Han- delszeit waͤhrt, mehrere hier verſammeln, außerdem aber nur einer oder zwey da ſind. Sie werden, wie die Dol- metſcher, abgeloͤſet; ſie haben die Aufſicht auf alles, was auf der Inſel vorgeht, und muͤſſen dem Gouverneur Be- richt davon abſtatten. In dem kleinen Bezirke dieſer In- ſel muͤſſen uͤbrigens die Hollaͤnder ihre Zeit zubringen: ei- ne Einſchraͤnkung, die denen, welche das Jahr uͤber hier bleiben, nicht wenig laͤſtig iſt. Um die Stadt her auf den Anhoͤhen und an den ſchoͤn- <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0065" n="31"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reiſe von <placeName>Batavia</placeName> nach <placeName>Japan</placeName>, u. ſ. w.</hi></fw><lb/> Zur ſteten und genauen Aufſicht auf die Hollaͤnder ſind<lb/> verſchiedne Beamte, Dolmetſcher und Leute zur Wache<lb/> beſtellt. 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Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.
Zur ſteten und genauen Aufſicht auf die Hollaͤnder ſind
verſchiedne Beamte, Dolmetſcher und Leute zur Wache
beſtellt. In drey Ecken ſtehen Wachhaͤuſer, worin roaͤh-
rend der Zeit, da die Schiffe auf der Rhede liegen, Wa-
che gehalten wird; nach ihrer Abreiſe wird bloß eins da-
von gebraucht. Die Wache geht wie eine Nachtwache,
nicht nur bey Nachtzeit, ſondern auch am Tage, ver-
ſchiedne Mahl auf der Inſel herum. Die Dolmetſcher
haben ein anſehnliches Haus, das ihr Collegium genannt
wird, und wo die Handelszeit uͤber, eine betraͤchtliche An-
zahl, aber wenn keine Schiffe da ſind, einer oder zwey,
taͤglich ſich aufhalten, die alle vier und zwanzig Stunden
von andern ordentlich abgeloͤſet werden, welches gemeinig-
lich Nachmittags geſchieht, damit die Abgehenden vor
Abend zu Hauſe kommen koͤnnen. Ein andres Haus iſt
fuͤr die Ottona (der Nahme ſagt ungefaͤhr ſo viel als
Rapportir-Buͤrgermeiſter), deren ſich, ſo lange die Han-
delszeit waͤhrt, mehrere hier verſammeln, außerdem aber
nur einer oder zwey da ſind. Sie werden, wie die Dol-
metſcher, abgeloͤſet; ſie haben die Aufſicht auf alles, was
auf der Inſel vorgeht, und muͤſſen dem Gouverneur Be-
richt davon abſtatten. In dem kleinen Bezirke dieſer In-
ſel muͤſſen uͤbrigens die Hollaͤnder ihre Zeit zubringen: ei-
ne Einſchraͤnkung, die denen, welche das Jahr uͤber hier
bleiben, nicht wenig laͤſtig iſt.
Um die Stadt her auf den Anhoͤhen und an den ſchoͤn-
ſten Stellen ſtehen Tempel in großer Menge. Bey den
Doͤrfern und Hoͤfen in der Nachbarſchaft der Stadt fin-
det man meiſt auf den Anhoͤhen und am Wege eine große
Menge in die Hoͤhe ſtehender Grabſteine von allerhand Ge-
ſtalten. Man ſagte mir, jedem Verſtorbenen werde ein ſol-
cher Leichenſtein errichtet. Vor dieſen Steinen fand ich oft
ein oder zwey dicke Bamboroͤhre hingeſetzt, die mit Waſſer,
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