würdig erklärt, je weiter zu dienen. Sobald es an- fing Tag zu werden, wurden wir gewahr, daß wir, ungefehr Ostende gegenüber, zwischen die Dünen gera- then, und von unsern Gefährten ganz getrennt wa- ren. Da wir uns nun durch eine besondere Vor- sehung Gottes in der vorigen Nacht vom Untergange errettet fanden, faßte die Besatzung neuen Muth, dem Schiffe auch jetzt aus seiner gefährlichen Lage zu helfen, welches dann, durch Begünstigung des Windes, auch ge- lang. Ausser allem andern Schaden, hatte ich für meine Person bey dieser Gelegenheit das Unglück, meine Plantage von mehr als hundert jungen Brodfruchtbäu- men von beyden Arten, nebst andern vorzüglich seltnen Gewächsen, ganz umgeworfen und ruinirt zu sehen.
Nach überstandner Gefahr kamen wir endlich am 29sten im Texel an.
Am ersten October segelten wir zwischen Texel und Helder hinein, salutirten die Rhede und legten uns vor Anker. Froh dankten wir jetzt alle der göttlichen Vorsehung, und ich hatte mehr als irgend ein andrer Ursach dazu, da ich auf meiner siebenjährigen mühvol- len und oft gefährlichen Reise den mächtigen Schutz derselben in so reichem Maaße erfahren hatte.
Nach einigen Tagen kam der Directeur Beau- mont an Bord, in dessen Gegenwart alle unsere Coffer, Kasten und andre Sachen visitirt und die Mannschaft, ausser etwa sechszig Mann, die zum Ausladen des Schiffs gebraucht werden sollten, verabschiedet wurde.
Auf dieser Reise hatten wir einen Mann am Bord gehabt, dessen seltsames, unglückliches Schicksal hier be- sondere Erwähnung verdient. Er hieß Bergacker, und war als erster Wundarzt auf einem vom Capitain Klein geführten Schiffe angestellt gewesen, mit diesem aber,
Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
wuͤrdig erklaͤrt, je weiter zu dienen. Sobald es an- fing Tag zu werden, wurden wir gewahr, daß wir, ungefehr Oſtende gegenuͤber, zwiſchen die Duͤnen gera- then, und von unſern Gefaͤhrten ganz getrennt wa- ren. Da wir uns nun durch eine beſondere Vor- ſehung Gottes in der vorigen Nacht vom Untergange errettet fanden, faßte die Beſatzung neuen Muth, dem Schiffe auch jetzt aus ſeiner gefaͤhrlichen Lage zu helfen, welches dann, durch Beguͤnſtigung des Windes, auch ge- lang. Auſſer allem andern Schaden, hatte ich fuͤr meine Perſon bey dieſer Gelegenheit das Ungluͤck, meine Plantage von mehr als hundert jungen Brodfruchtbaͤu- men von beyden Arten, nebſt andern vorzuͤglich ſeltnen Gewaͤchſen, ganz umgeworfen und ruinirt zu ſehen.
Nach uͤberſtandner Gefahr kamen wir endlich am 29ſten im Texel an.
Am erſten October ſegelten wir zwiſchen Texel und Helder hinein, ſalutirten die Rhede und legten uns vor Anker. Froh dankten wir jetzt alle der goͤttlichen Vorſehung, und ich hatte mehr als irgend ein andrer Urſach dazu, da ich auf meiner ſiebenjaͤhrigen muͤhvol- len und oft gefaͤhrlichen Reiſe den maͤchtigen Schutz derſelben in ſo reichem Maaße erfahren hatte.
Nach einigen Tagen kam der Directeur Beau- mont an Bord, in deſſen Gegenwart alle unſere Coffer, Kaſten und andre Sachen viſitirt und die Mannſchaft, auſſer etwa ſechszig Mann, die zum Ausladen des Schiffs gebraucht werden ſollten, verabſchiedet wurde.
Auf dieſer Reiſe hatten wir einen Mann am Bord gehabt, deſſen ſeltſames, ungluͤckliches Schickſal hier be- ſondere Erwaͤhnung verdient. Er hieß Bergacker, und war als erſter Wundarzt auf einem vom Capitain Klein gefuͤhrten Schiffe angeſtellt geweſen, mit dieſem aber,
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Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
wuͤrdig erklaͤrt, je weiter zu dienen. Sobald es an-
fing Tag zu werden, wurden wir gewahr, daß wir,
ungefehr Oſtende gegenuͤber, zwiſchen die Duͤnen gera-
then, und von unſern Gefaͤhrten ganz getrennt wa-
ren. Da wir uns nun durch eine beſondere Vor-
ſehung Gottes in der vorigen Nacht vom Untergange
errettet fanden, faßte die Beſatzung neuen Muth, dem
Schiffe auch jetzt aus ſeiner gefaͤhrlichen Lage zu helfen,
welches dann, durch Beguͤnſtigung des Windes, auch ge-
lang. Auſſer allem andern Schaden, hatte ich fuͤr
meine Perſon bey dieſer Gelegenheit das Ungluͤck, meine
Plantage von mehr als hundert jungen Brodfruchtbaͤu-
men von beyden Arten, nebſt andern vorzuͤglich ſeltnen
Gewaͤchſen, ganz umgeworfen und ruinirt zu ſehen.
Nach uͤberſtandner Gefahr kamen wir endlich am
29ſten im Texel an.
Am erſten October ſegelten wir zwiſchen Texel
und Helder hinein, ſalutirten die Rhede und legten uns
vor Anker. Froh dankten wir jetzt alle der goͤttlichen
Vorſehung, und ich hatte mehr als irgend ein andrer
Urſach dazu, da ich auf meiner ſiebenjaͤhrigen muͤhvol-
len und oft gefaͤhrlichen Reiſe den maͤchtigen Schutz
derſelben in ſo reichem Maaße erfahren hatte.
Nach einigen Tagen kam der Directeur Beau-
mont an Bord, in deſſen Gegenwart alle unſere Coffer,
Kaſten und andre Sachen viſitirt und die Mannſchaft,
auſſer etwa ſechszig Mann, die zum Ausladen des
Schiffs gebraucht werden ſollten, verabſchiedet wurde.
Auf dieſer Reiſe hatten wir einen Mann am Bord
gehabt, deſſen ſeltſames, ungluͤckliches Schickſal hier be-
ſondere Erwaͤhnung verdient. Er hieß Bergacker, und
war als erſter Wundarzt auf einem vom Capitain Klein
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/550>, abgerufen am 23.07.2024.
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