das heftige Hin- und Herschwanken des Schiffs umge- worfen und ruinirt zu sehen.
Die meisten Krankheiten, welche auf dieser Reise vorkamen, waren venerische, die sowohl Matrosen als Sklaven durch ein lüderliches Leben auf Ceylon sich zu- gezogen hatten. Sie äußerten sich mit den schrecklich- sten Symptomen.
Am 27sten April kamen wir endlich zu dem gewöhn- lichen Ankerplatze auf der Rhede bey Cap, wo bereits eilf Schiffe lagen. Sobald das Schiff durch Commis- sarien aus der Stadt gehörig visitirt worden war, be- kamen wir Erlaubniß ans Land zu gehen.
Ich ließ mich daher sogleich nach der Stadt ru- dern, und nahm meine Wohnung bey meinem vorma- ligen Wirthe, Herrn Fehrsen, in denselben Zimmern, die ich ehedem drey Jahr bewohnt hatte.
Während diese Zimmer für mich zurecht gemacht wurden, fand ich Gelegenheit eine botanische Bemer- kung zu machen, die mich in Verwunderung setzte. Im Vorzimmer stand ein meinem Wirthe gehörender sehr großer Kasten, den ich bey meinem vorigen hiesigen Aufenthalte oft anstatt eines Tisches gebraucht hatte, um meine Kräuter, Zwiebeln und Sämereyen darauf zu legen. Im letzten Jahre hatte ich auf diesem Kasten die in den afrikanischen Wüsten wachsenden fleischigen Gewächse in Ordnung gebracht, um sie nach Europa zu schicken. Bey dieser Arbeit war eines dieser Gewächse, das äußerlich ganz vertrocknet aussah, hin- ter den Kasten gefallen. Als jetzt beym Reinmachen des Zimmers der Kasten von der Wand gezogen wurde, fand man das dem Anscheine nach vertrocknete Gewächs dahinter liegen, das unterdeß einen Stengel von einer Viertelelle getrieben hatte, unerachtet es, als ich es
Q 3
Reiſe von Ceylon nach Holland.
das heftige Hin- und Herſchwanken des Schiffs umge- worfen und ruinirt zu ſehen.
Die meiſten Krankheiten, welche auf dieſer Reiſe vorkamen, waren veneriſche, die ſowohl Matroſen als Sklaven durch ein luͤderliches Leben auf Ceylon ſich zu- gezogen hatten. Sie aͤußerten ſich mit den ſchrecklich- ſten Symptomen.
Am 27ſten April kamen wir endlich zu dem gewoͤhn- lichen Ankerplatze auf der Rhede bey Cap, wo bereits eilf Schiffe lagen. Sobald das Schiff durch Commiſ- ſarien aus der Stadt gehoͤrig viſitirt worden war, be- kamen wir Erlaubniß ans Land zu gehen.
Ich ließ mich daher ſogleich nach der Stadt ru- dern, und nahm meine Wohnung bey meinem vorma- ligen Wirthe, Herrn Fehrſen, in denſelben Zimmern, die ich ehedem drey Jahr bewohnt hatte.
Waͤhrend dieſe Zimmer fuͤr mich zurecht gemacht wurden, fand ich Gelegenheit eine botaniſche Bemer- kung zu machen, die mich in Verwunderung ſetzte. Im Vorzimmer ſtand ein meinem Wirthe gehoͤrender ſehr großer Kaſten, den ich bey meinem vorigen hieſigen Aufenthalte oft anſtatt eines Tiſches gebraucht hatte, um meine Kraͤuter, Zwiebeln und Saͤmereyen darauf zu legen. Im letzten Jahre hatte ich auf dieſem Kaſten die in den afrikaniſchen Wuͤſten wachſenden fleiſchigen Gewaͤchſe in Ordnung gebracht, um ſie nach Europa zu ſchicken. Bey dieſer Arbeit war eines dieſer Gewaͤchſe, das aͤußerlich ganz vertrocknet ausſah, hin- ter den Kaſten gefallen. Als jetzt beym Reinmachen des Zimmers der Kaſten von der Wand gezogen wurde, fand man das dem Anſcheine nach vertrocknete Gewaͤchs dahinter liegen, das unterdeß einen Stengel von einer Viertelelle getrieben hatte, unerachtet es, als ich es
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Reiſe von Ceylon nach Holland.
das heftige Hin- und Herſchwanken des Schiffs umge-
worfen und ruinirt zu ſehen.
Die meiſten Krankheiten, welche auf dieſer Reiſe
vorkamen, waren veneriſche, die ſowohl Matroſen als
Sklaven durch ein luͤderliches Leben auf Ceylon ſich zu-
gezogen hatten. Sie aͤußerten ſich mit den ſchrecklich-
ſten Symptomen.
Am 27ſten April kamen wir endlich zu dem gewoͤhn-
lichen Ankerplatze auf der Rhede bey Cap, wo bereits
eilf Schiffe lagen. Sobald das Schiff durch Commiſ-
ſarien aus der Stadt gehoͤrig viſitirt worden war, be-
kamen wir Erlaubniß ans Land zu gehen.
Ich ließ mich daher ſogleich nach der Stadt ru-
dern, und nahm meine Wohnung bey meinem vorma-
ligen Wirthe, Herrn Fehrſen, in denſelben Zimmern,
die ich ehedem drey Jahr bewohnt hatte.
Waͤhrend dieſe Zimmer fuͤr mich zurecht gemacht
wurden, fand ich Gelegenheit eine botaniſche Bemer-
kung zu machen, die mich in Verwunderung ſetzte.
Im Vorzimmer ſtand ein meinem Wirthe gehoͤrender
ſehr großer Kaſten, den ich bey meinem vorigen hieſigen
Aufenthalte oft anſtatt eines Tiſches gebraucht hatte,
um meine Kraͤuter, Zwiebeln und Saͤmereyen darauf
zu legen. Im letzten Jahre hatte ich auf dieſem Kaſten
die in den afrikaniſchen Wuͤſten wachſenden fleiſchigen
Gewaͤchſe in Ordnung gebracht, um ſie nach Europa
zu ſchicken. Bey dieſer Arbeit war eines dieſer
Gewaͤchſe, das aͤußerlich ganz vertrocknet ausſah, hin-
ter den Kaſten gefallen. Als jetzt beym Reinmachen
des Zimmers der Kaſten von der Wand gezogen wurde,
fand man das dem Anſcheine nach vertrocknete Gewaͤchs
dahinter liegen, das unterdeß einen Stengel von einer
Viertelelle getrieben hatte, unerachtet es, als ich es
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/541>, abgerufen am 22.11.2024.
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