Auf dieser Insel gebraucht man, so wie auf den sämtlichen Küsten des festen Landes, die Blätter der fächertragenden Weinpalme (Borassus flabelliformis), bisweilen auch die vom Talpat- oder Licualabaume, oder der Schirmpalme (Licuala Spinosa, Corypha um- braculifera) anstatt des Papiers. Die Weinpalme ist ein auf Ceylon sehr häufig wachsender Palmbaum, dessen Blätter hier, wie anderwärts, auch zu Fächern gebraucht werden. Die Licualapalme, welche seltner ist, hat sehr große Blätter, und wetteifert in diesem Stücke mit dem Kokosbaume selbst. Diese Blätter, welche in Falten liegen, werden gegen die Spitze zu von einander gespalten, und alsdann überall zu Regen- und Sonnenschirmen gebraucht. Ein solches Blatt, eine Klafter lang und ohngefähr eben so breit abgeschnitten und mit verschiednen Zierrathen geschmückt, heißt durchgän- gig Talpat, welchen Namen auch der Baum selbst führt, und wird, gerade wie ein Sonnen- oder Regenschirm, den vornehmen Indianern oder Europäern von einem Sklaven über den Kopf gehalten und getragen. Ein einziges Blatt hat gemeiniglich eine solche Größe, daß sechs erwachsene Menschen Schutz vor dem Regen dar- unter haben können. Diese schöne Palme wächst mit- ten in den Wäldern, ist aber selten. Man kann sie mit Recht zu den höchsten Bäumen zählen, und sie wird noch höher, wenn sie aus dem Blätterwipfel in Blumen schießt. Die Hülse, welche die Blume alsdann umgiebt, ist sehr groß und wenn sie aufber- stet, giebt sie einen Knall, als wenn eine Kanone ab- geschossen wird. Hernach schießen die Zweige nach allen Seiten und auch in die Höhe sechs und dreyßig bis vierzig Fuß weit. Die Frucht wird erst im folgen- den Jahre reif. Ich war so glücklich, einen dieser
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Botaniſche Nachrichten von Ceylon.
Auf dieſer Inſel gebraucht man, ſo wie auf den ſaͤmtlichen Kuͤſten des feſten Landes, die Blaͤtter der faͤchertragenden Weinpalme (Boraſſus flabelliformis), bisweilen auch die vom Talpat- oder Licualabaume, oder der Schirmpalme (Licuala Spinoſa, Corypha um- braculifera) anſtatt des Papiers. Die Weinpalme iſt ein auf Ceylon ſehr haͤufig wachſender Palmbaum, deſſen Blaͤtter hier, wie anderwaͤrts, auch zu Faͤchern gebraucht werden. Die Licualapalme, welche ſeltner iſt, hat ſehr große Blaͤtter, und wetteifert in dieſem Stuͤcke mit dem Kokosbaume ſelbſt. Dieſe Blaͤtter, welche in Falten liegen, werden gegen die Spitze zu von einander geſpalten, und alsdann uͤberall zu Regen- und Sonnenſchirmen gebraucht. Ein ſolches Blatt, eine Klafter lang und ohngefaͤhr eben ſo breit abgeſchnitten und mit verſchiednen Zierrathen geſchmuͤckt, heißt durchgaͤn- gig Talpat, welchen Namen auch der Baum ſelbſt fuͤhrt, und wird, gerade wie ein Sonnen- oder Regenſchirm, den vornehmen Indianern oder Europaͤern von einem Sklaven uͤber den Kopf gehalten und getragen. Ein einziges Blatt hat gemeiniglich eine ſolche Groͤße, daß ſechs erwachſene Menſchen Schutz vor dem Regen dar- unter haben koͤnnen. Dieſe ſchoͤne Palme waͤchſt mit- ten in den Waͤldern, iſt aber ſelten. Man kann ſie mit Recht zu den hoͤchſten Baͤumen zaͤhlen, und ſie wird noch hoͤher, wenn ſie aus dem Blaͤtterwipfel in Blumen ſchießt. Die Huͤlſe, welche die Blume alsdann umgiebt, iſt ſehr groß und wenn ſie aufber- ſtet, giebt ſie einen Knall, als wenn eine Kanone ab- geſchoſſen wird. Hernach ſchießen die Zweige nach allen Seiten und auch in die Hoͤhe ſechs und dreyßig bis vierzig Fuß weit. Die Frucht wird erſt im folgen- den Jahre reif. Ich war ſo gluͤcklich, einen dieſer
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Botaniſche Nachrichten von Ceylon.
Auf dieſer Inſel gebraucht man, ſo wie auf den
ſaͤmtlichen Kuͤſten des feſten Landes, die Blaͤtter der
faͤchertragenden Weinpalme (Boraſſus flabelliformis),
bisweilen auch die vom Talpat- oder Licualabaume,
oder der Schirmpalme (Licuala Spinoſa, Corypha um-
braculifera) anſtatt des Papiers. Die Weinpalme iſt
ein auf Ceylon ſehr haͤufig wachſender Palmbaum,
deſſen Blaͤtter hier, wie anderwaͤrts, auch zu Faͤchern
gebraucht werden. Die Licualapalme, welche ſeltner
iſt, hat ſehr große Blaͤtter, und wetteifert in dieſem
Stuͤcke mit dem Kokosbaume ſelbſt. Dieſe Blaͤtter,
welche in Falten liegen, werden gegen die Spitze zu
von einander geſpalten, und alsdann uͤberall zu Regen-
und Sonnenſchirmen gebraucht. Ein ſolches Blatt, eine
Klafter lang und ohngefaͤhr eben ſo breit abgeſchnitten und
mit verſchiednen Zierrathen geſchmuͤckt, heißt durchgaͤn-
gig Talpat, welchen Namen auch der Baum ſelbſt fuͤhrt,
und wird, gerade wie ein Sonnen- oder Regenſchirm,
den vornehmen Indianern oder Europaͤern von einem
Sklaven uͤber den Kopf gehalten und getragen. Ein
einziges Blatt hat gemeiniglich eine ſolche Groͤße, daß
ſechs erwachſene Menſchen Schutz vor dem Regen dar-
unter haben koͤnnen. Dieſe ſchoͤne Palme waͤchſt mit-
ten in den Waͤldern, iſt aber ſelten. Man kann ſie
mit Recht zu den hoͤchſten Baͤumen zaͤhlen, und ſie
wird noch hoͤher, wenn ſie aus dem Blaͤtterwipfel in
Blumen ſchießt. Die Huͤlſe, welche die Blume
alsdann umgiebt, iſt ſehr groß und wenn ſie aufber-
ſtet, giebt ſie einen Knall, als wenn eine Kanone ab-
geſchoſſen wird. Hernach ſchießen die Zweige nach
allen Seiten und auch in die Hoͤhe ſechs und dreyßig
bis vierzig Fuß weit. Die Frucht wird erſt im folgen-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/507>, abgerufen am 25.11.2024.
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