mit geraspelten Kokos, entweder so trocken, oder noch einmal gekocht.
Ich bemühete mich von den Bäumen dieser so nützlichen Frucht einige lebendig mit nach Europa zu bringen. In dieser Absicht sammelte ich von der klei- nern Art, die keine Saamenkerne hat, ungefehr funf- zig lebendige Wurzeln, die ich in einen großen Bret- terkasten pflanzte, hatte auch das Vergnügen, nach Verlauf einiger Wochen, sie ausschlagen und frisch wach- sen zu sehen. Von der größern Art sammelte ich mehrere hundert Kerne, wovon ich in einem andern großen Kasten über hundert säete, die bald aufgiengen, und sehr gut fortkamen. Die übrigen Kerne verwahrte ich unterwegs auf verschiedene Art, damit sie nicht ver- trocknen, ranzig werden, oder auf andre Weise ver- derben möchten. Einige wickelte ich bloß in Papier, legte sie in einen Kasten, und brachte sie unterwegens verschiedene mal an die freye Luft; andre legte ich in große gläserne Flaschen, die ich sorgfältig vermachte; sehr viele umklebte ich mit Wachs, um die Luft davon abzuhalten; andere legte ich in trockenen Sand, und wieder andere legte ich auf der Reise, monatlich einige, in die Erde, damit sie nach und nach aufgehen möchten.
Allenthalben längst der ganzen Küste sieht man Kokoswälder, die sich von Negumbo bis jenseit Mature erstrecken und eine unzählige Menge Bäume enthalten, von deren Früchten ebenfalls die Einwohner dieses Lan- des unglaublichen Nutzen haben. Die Wälder gehen jedoch nicht ins Land hinein, sondern halten sich am Strande, und lieben sandigen Boden, und die See- luft. Die Kokosbäume wachsen sogar nicht selten so nahe am Strande, daß sie sich ganz über das Wasser neigen, und oft stehen sie in so kahlem Sande, daß da
Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
mit geraſpelten Kokos, entweder ſo trocken, oder noch einmal gekocht.
Ich bemuͤhete mich von den Baͤumen dieſer ſo nuͤtzlichen Frucht einige lebendig mit nach Europa zu bringen. In dieſer Abſicht ſammelte ich von der klei- nern Art, die keine Saamenkerne hat, ungefehr funf- zig lebendige Wurzeln, die ich in einen großen Bret- terkaſten pflanzte, hatte auch das Vergnuͤgen, nach Verlauf einiger Wochen, ſie ausſchlagen und friſch wach- ſen zu ſehen. Von der groͤßern Art ſammelte ich mehrere hundert Kerne, wovon ich in einem andern großen Kaſten uͤber hundert ſaͤete, die bald aufgiengen, und ſehr gut fortkamen. Die uͤbrigen Kerne verwahrte ich unterwegs auf verſchiedene Art, damit ſie nicht ver- trocknen, ranzig werden, oder auf andre Weiſe ver- derben moͤchten. Einige wickelte ich bloß in Papier, legte ſie in einen Kaſten, und brachte ſie unterwegens verſchiedene mal an die freye Luft; andre legte ich in große glaͤſerne Flaſchen, die ich ſorgfaͤltig vermachte; ſehr viele umklebte ich mit Wachs, um die Luft davon abzuhalten; andere legte ich in trockenen Sand, und wieder andere legte ich auf der Reiſe, monatlich einige, in die Erde, damit ſie nach und nach aufgehen moͤchten.
Allenthalben laͤngſt der ganzen Kuͤſte ſieht man Kokoswaͤlder, die ſich von Negumbo bis jenſeit Mature erſtrecken und eine unzaͤhlige Menge Baͤume enthalten, von deren Fruͤchten ebenfalls die Einwohner dieſes Lan- des unglaublichen Nutzen haben. Die Waͤlder gehen jedoch nicht ins Land hinein, ſondern halten ſich am Strande, und lieben ſandigen Boden, und die See- luft. Die Kokosbaͤume wachſen ſogar nicht ſelten ſo nahe am Strande, daß ſie ſich ganz uͤber das Waſſer neigen, und oft ſtehen ſie in ſo kahlem Sande, daß da
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Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
mit geraſpelten Kokos, entweder ſo trocken, oder noch
einmal gekocht.
Ich bemuͤhete mich von den Baͤumen dieſer ſo
nuͤtzlichen Frucht einige lebendig mit nach Europa zu
bringen. In dieſer Abſicht ſammelte ich von der klei-
nern Art, die keine Saamenkerne hat, ungefehr funf-
zig lebendige Wurzeln, die ich in einen großen Bret-
terkaſten pflanzte, hatte auch das Vergnuͤgen, nach
Verlauf einiger Wochen, ſie ausſchlagen und friſch wach-
ſen zu ſehen. Von der groͤßern Art ſammelte ich mehrere
hundert Kerne, wovon ich in einem andern großen
Kaſten uͤber hundert ſaͤete, die bald aufgiengen, und
ſehr gut fortkamen. Die uͤbrigen Kerne verwahrte
ich unterwegs auf verſchiedene Art, damit ſie nicht ver-
trocknen, ranzig werden, oder auf andre Weiſe ver-
derben moͤchten. Einige wickelte ich bloß in Papier,
legte ſie in einen Kaſten, und brachte ſie unterwegens
verſchiedene mal an die freye Luft; andre legte ich in
große glaͤſerne Flaſchen, die ich ſorgfaͤltig vermachte;
ſehr viele umklebte ich mit Wachs, um die Luft davon
abzuhalten; andere legte ich in trockenen Sand, und
wieder andere legte ich auf der Reiſe, monatlich einige,
in die Erde, damit ſie nach und nach aufgehen moͤchten.
Allenthalben laͤngſt der ganzen Kuͤſte ſieht man
Kokoswaͤlder, die ſich von Negumbo bis jenſeit Mature
erſtrecken und eine unzaͤhlige Menge Baͤume enthalten,
von deren Fruͤchten ebenfalls die Einwohner dieſes Lan-
des unglaublichen Nutzen haben. Die Waͤlder gehen
jedoch nicht ins Land hinein, ſondern halten ſich am
Strande, und lieben ſandigen Boden, und die See-
luft. Die Kokosbaͤume wachſen ſogar nicht ſelten ſo
nahe am Strande, daß ſie ſich ganz uͤber das Waſſer
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/498>, abgerufen am 25.11.2024.
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