Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Von den Waffen, den Speisen etc. der Japaner. jedermann beständig an der Seite trägt. Er ist dreyFuß lang, etwas weniges gekrümmt, und hat einen dicken Rücken. Die Klingen sind von unvergleichlicher Güte, besonders werden die alten sehr hoch geschätzt. Sie übertreffen an Güte die in Europa berühmten spa- nischen Klingen um vieles. Ohne große Mühe und ohne der Schneide zu schaden, kann man einen Nagel damit durchhauen, und, wie die Japaner behaupten, einen Menschen mit Einem Hieb, von oben bis unten spalten. Unter sechs Kobang wird keine Klinge ver- kauft. Die Säbel werden oft mit funfzig, siebenzig, ja wohl hundert Thalern bezahlt; und machen das vor- nehmste und liebste Eigenthum eines Japaners aus. Das Gefäß ist mit einer starken runden Platte verse- hen, und ohne Bügel, übrigens manchmal eine ganze viertel Elle lang. Es ist etwas rundlich, oben am Ende ganz platt als wenn es abgehauen wäre, und mit Hayfischhaut überzogen. Diese Haut hat viele, kleine und große, Unebenheiten und Erhöhungen, und ist wie Chagrin; die Holländer haben dergleichen ehemals in Menge hieher gebracht, und sehr theuer, oft das Stück für funfzig bis achtzig Kobang, den Kobang zu sechs Reichsthaler gerechnet, verkauft. Um diesen Chagrin werden seidne Schnüre schräge über einander gewunden, so, daß derselbe in Form von Rauten durchscheint. Die oben genannte Platte ist dicker als ein Speciesthaler, und mit erhobnen Figuren geziert, auch wohl künstlich durchbrochen. Die Scheide ist dick und etwas platt, und läuft gar nicht spitz zu, son- dern ist unten ganz breit. Bisweilen ist sie auch mit dem feinsten und zwar lackirten Chagrin, überzogen, bisweilen aber bloß von Holz, und entweder ganz schwarz lackirt, oder mit weißen Flecken marmorirt. F 2
Von den Waffen, den Speiſen ꝛc. der Japaner. jedermann beſtaͤndig an der Seite traͤgt. Er iſt dreyFuß lang, etwas weniges gekruͤmmt, und hat einen dicken Ruͤcken. Die Klingen ſind von unvergleichlicher Guͤte, beſonders werden die alten ſehr hoch geſchaͤtzt. Sie uͤbertreffen an Guͤte die in Europa beruͤhmten ſpa- niſchen Klingen um vieles. Ohne große Muͤhe und ohne der Schneide zu ſchaden, kann man einen Nagel damit durchhauen, und, wie die Japaner behaupten, einen Menſchen mit Einem Hieb, von oben bis unten ſpalten. Unter ſechs Kobang wird keine Klinge ver- kauft. Die Saͤbel werden oft mit funfzig, ſiebenzig, ja wohl hundert Thalern bezahlt; und machen das vor- nehmſte und liebſte Eigenthum eines Japaners aus. Das Gefaͤß iſt mit einer ſtarken runden Platte verſe- hen, und ohne Buͤgel, uͤbrigens manchmal eine ganze viertel Elle lang. Es iſt etwas rundlich, oben am Ende ganz platt als wenn es abgehauen waͤre, und mit Hayfiſchhaut uͤberzogen. Dieſe Haut hat viele, kleine und große, Unebenheiten und Erhoͤhungen, und iſt wie Chagrin; die Hollaͤnder haben dergleichen ehemals in Menge hieher gebracht, und ſehr theuer, oft das Stuͤck fuͤr funfzig bis achtzig Kobang, den Kobang zu ſechs Reichsthaler gerechnet, verkauft. Um dieſen Chagrin werden ſeidne Schnuͤre ſchraͤge uͤber einander gewunden, ſo, daß derſelbe in Form von Rauten durchſcheint. Die oben genannte Platte iſt dicker als ein Speciesthaler, und mit erhobnen Figuren geziert, auch wohl kuͤnſtlich durchbrochen. Die Scheide iſt dick und etwas platt, und laͤuft gar nicht ſpitz zu, ſon- dern iſt unten ganz breit. Bisweilen iſt ſie auch mit dem feinſten und zwar lackirten Chagrin, uͤberzogen, bisweilen aber bloß von Holz, und entweder ganz ſchwarz lackirt, oder mit weißen Flecken marmorirt. F 2
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Von den Waffen, den Speiſen ꝛc. der Japaner.
jedermann beſtaͤndig an der Seite traͤgt. Er iſt drey
Fuß lang, etwas weniges gekruͤmmt, und hat einen
dicken Ruͤcken. Die Klingen ſind von unvergleichlicher
Guͤte, beſonders werden die alten ſehr hoch geſchaͤtzt.
Sie uͤbertreffen an Guͤte die in Europa beruͤhmten ſpa-
niſchen Klingen um vieles. Ohne große Muͤhe und
ohne der Schneide zu ſchaden, kann man einen Nagel
damit durchhauen, und, wie die Japaner behaupten,
einen Menſchen mit Einem Hieb, von oben bis unten
ſpalten. Unter ſechs Kobang wird keine Klinge ver-
kauft. Die Saͤbel werden oft mit funfzig, ſiebenzig,
ja wohl hundert Thalern bezahlt; und machen das vor-
nehmſte und liebſte Eigenthum eines Japaners aus.
Das Gefaͤß iſt mit einer ſtarken runden Platte verſe-
hen, und ohne Buͤgel, uͤbrigens manchmal eine ganze
viertel Elle lang. Es iſt etwas rundlich, oben am
Ende ganz platt als wenn es abgehauen waͤre, und mit
Hayfiſchhaut uͤberzogen. Dieſe Haut hat viele, kleine
und große, Unebenheiten und Erhoͤhungen, und iſt
wie Chagrin; die Hollaͤnder haben dergleichen ehemals
in Menge hieher gebracht, und ſehr theuer, oft das
Stuͤck fuͤr funfzig bis achtzig Kobang, den Kobang zu
ſechs Reichsthaler gerechnet, verkauft. Um dieſen
Chagrin werden ſeidne Schnuͤre ſchraͤge uͤber einander
gewunden, ſo, daß derſelbe in Form von Rauten
durchſcheint. Die oben genannte Platte iſt dicker als
ein Speciesthaler, und mit erhobnen Figuren geziert,
auch wohl kuͤnſtlich durchbrochen. Die Scheide iſt
dick und etwas platt, und laͤuft gar nicht ſpitz zu, ſon-
dern iſt unten ganz breit. Bisweilen iſt ſie auch mit
dem feinſten und zwar lackirten Chagrin, uͤberzogen,
bisweilen aber bloß von Holz, und entweder ganz
ſchwarz lackirt, oder mit weißen Flecken marmorirt.
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