jeden auf dreyßig Mann ein; die jetzt auf sechshundert tausend Thail herab gesetzte Summe, über welche der Werth ihres Handels jährlich nicht hinausgehen darf, war vorher ebenfalls ganz uneingeschränkt. Als große Liebhaber des Schweinefleisches, bringen die Chineser Schweine, aus China, mit nach Japan.
Die Portugiesen, bekanntlich die ersten Entdecker der Japanischen Inseln, waren auch unter den Euro- päern die ersten, welche Handel dahin trieben. Ihr Gewinn war anfangs unglaublich: sie führten jährlich mehr als drey hundert Tonnen Goldes aus. Als sie sich hernach durch ihr übermüthiges Betragen allgemein verhaßt gemacht hatten, und dadurch ihr Handel in den äussersten Verfall gerathen war, wurde demungeachtet noch im Jahr 1636. eine Menge Silber, und zwar 2350 Kisten, oder 2,350,000 Thail, im Jahr 1637, 2,142,365; und 1638, 1,259,023 Thail ausgeführt. Seitdem sie aus dem Lande gänzlich vertrieben worden, haben sowohl sie, als die Spanier, verschiedene Ver- suche gemacht, den Handel mit Japan wieder in Gang zu bringen. Aber alle Versuche dieser Art mislangen nicht nur, sondern liefen sogar unglücklich ab, indem man mit einem Volke zu thun hatte, das unveränderlich bey seinem Vorsatze beharret. Im Jahr 1640 wurde ein Schiff mit zwey Ambassadeuren und einem Gefolge von drey und siebenzig Personen von Makao nach Japan geschickt; alle diese wurden in Nangasaki sogleich gefangen genommen, und ihre Ankunft nach Hofe berichtet. Von hier kam aber der Befehl zurück, daß alle, (ausser zwölf, die wieder wegreisen durften,) hingerichtet werden sollten; dies Urtheil wurde auch vollzogen, und sie alle an Einem Tage, ja sogar in Einem Augenblicke, jeder von einem
Vom Handel der Japaner.
jeden auf dreyßig Mann ein; die jetzt auf ſechshundert tauſend Thail herab geſetzte Summe, uͤber welche der Werth ihres Handels jaͤhrlich nicht hinausgehen darf, war vorher ebenfalls ganz uneingeſchraͤnkt. Als große Liebhaber des Schweinefleiſches, bringen die Chineſer Schweine, aus China, mit nach Japan.
Die Portugieſen, bekanntlich die erſten Entdecker der Japaniſchen Inſeln, waren auch unter den Euro- paͤern die erſten, welche Handel dahin trieben. Ihr Gewinn war anfangs unglaublich: ſie fuͤhrten jaͤhrlich mehr als drey hundert Tonnen Goldes aus. Als ſie ſich hernach durch ihr uͤbermuͤthiges Betragen allgemein verhaßt gemacht hatten, und dadurch ihr Handel in den aͤuſſerſten Verfall gerathen war, wurde demungeachtet noch im Jahr 1636. eine Menge Silber, und zwar 2350 Kiſten, oder 2,350,000 Thail, im Jahr 1637, 2,142,365; und 1638, 1,259,023 Thail ausgefuͤhrt. Seitdem ſie aus dem Lande gaͤnzlich vertrieben worden, haben ſowohl ſie, als die Spanier, verſchiedene Ver- ſuche gemacht, den Handel mit Japan wieder in Gang zu bringen. Aber alle Verſuche dieſer Art mislangen nicht nur, ſondern liefen ſogar ungluͤcklich ab, indem man mit einem Volke zu thun hatte, das unveraͤnderlich bey ſeinem Vorſatze beharret. Im Jahr 1640 wurde ein Schiff mit zwey Ambaſſadeuren und einem Gefolge von drey und ſiebenzig Perſonen von Makao nach Japan geſchickt; alle dieſe wurden in Nangaſaki ſogleich gefangen genommen, und ihre Ankunft nach Hofe berichtet. Von hier kam aber der Befehl zuruͤck, daß alle, (auſſer zwoͤlf, die wieder wegreiſen durften,) hingerichtet werden ſollten; dies Urtheil wurde auch vollzogen, und ſie alle an Einem Tage, ja ſogar in Einem Augenblicke, jeder von einem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0367"n="77"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vom Handel der Japaner.</hi></fw><lb/>
jeden auf dreyßig Mann ein; die jetzt auf ſechshundert<lb/>
tauſend Thail herab geſetzte Summe, <hirendition="#g">uͤber</hi> welche der<lb/>
Werth ihres Handels jaͤhrlich nicht hinausgehen darf,<lb/>
war vorher ebenfalls ganz uneingeſchraͤnkt. Als große<lb/>
Liebhaber des Schweinefleiſches, bringen die Chineſer<lb/>
Schweine, aus <placeName>China</placeName>, mit nach <placeName>Japan</placeName>.</p><lb/><p>Die Portugieſen, bekanntlich die erſten Entdecker<lb/>
der <placeName>Japaniſchen Inſeln</placeName>, waren auch unter den Euro-<lb/>
paͤern die erſten, welche Handel dahin trieben. Ihr<lb/>
Gewinn war anfangs unglaublich: ſie fuͤhrten jaͤhrlich<lb/>
mehr als drey hundert Tonnen Goldes aus. Als ſie<lb/>ſich hernach durch ihr uͤbermuͤthiges Betragen allgemein<lb/>
verhaßt gemacht hatten, und dadurch ihr Handel in den<lb/>
aͤuſſerſten Verfall gerathen war, wurde demungeachtet<lb/>
noch im Jahr 1636. eine Menge Silber, und zwar<lb/>
2350 Kiſten, oder 2,350,000 Thail, im Jahr 1637,<lb/>
2,142,365; und 1638, 1,259,023 Thail ausgefuͤhrt.<lb/>
Seitdem ſie aus dem Lande gaͤnzlich vertrieben worden,<lb/>
haben ſowohl ſie, als die Spanier, verſchiedene Ver-<lb/>ſuche gemacht, den Handel mit <placeName>Japan</placeName> wieder in Gang zu<lb/>
bringen. Aber alle Verſuche dieſer Art mislangen nicht<lb/>
nur, ſondern liefen ſogar ungluͤcklich ab, indem man<lb/>
mit einem Volke zu thun hatte, das unveraͤnderlich bey<lb/>ſeinem Vorſatze beharret. Im Jahr 1640 wurde ein<lb/>
Schiff mit zwey Ambaſſadeuren und einem Gefolge von<lb/>
drey und ſiebenzig Perſonen von <placeName>Makao</placeName> nach <placeName>Japan</placeName><lb/>
geſchickt; alle dieſe wurden in <placeName>Nangaſaki</placeName>ſogleich gefangen<lb/>
genommen, und ihre Ankunft nach Hofe berichtet. Von<lb/>
hier kam aber der Befehl zuruͤck, daß alle, (auſſer zwoͤlf,<lb/>
die wieder wegreiſen durften,) hingerichtet werden ſollten;<lb/>
dies Urtheil wurde auch vollzogen, und ſie alle an Einem<lb/>
Tage, ja ſogar in Einem Augenblicke, jeder von einem<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[77/0367]
Vom Handel der Japaner.
jeden auf dreyßig Mann ein; die jetzt auf ſechshundert
tauſend Thail herab geſetzte Summe, uͤber welche der
Werth ihres Handels jaͤhrlich nicht hinausgehen darf,
war vorher ebenfalls ganz uneingeſchraͤnkt. Als große
Liebhaber des Schweinefleiſches, bringen die Chineſer
Schweine, aus China, mit nach Japan.
Die Portugieſen, bekanntlich die erſten Entdecker
der Japaniſchen Inſeln, waren auch unter den Euro-
paͤern die erſten, welche Handel dahin trieben. Ihr
Gewinn war anfangs unglaublich: ſie fuͤhrten jaͤhrlich
mehr als drey hundert Tonnen Goldes aus. Als ſie
ſich hernach durch ihr uͤbermuͤthiges Betragen allgemein
verhaßt gemacht hatten, und dadurch ihr Handel in den
aͤuſſerſten Verfall gerathen war, wurde demungeachtet
noch im Jahr 1636. eine Menge Silber, und zwar
2350 Kiſten, oder 2,350,000 Thail, im Jahr 1637,
2,142,365; und 1638, 1,259,023 Thail ausgefuͤhrt.
Seitdem ſie aus dem Lande gaͤnzlich vertrieben worden,
haben ſowohl ſie, als die Spanier, verſchiedene Ver-
ſuche gemacht, den Handel mit Japan wieder in Gang zu
bringen. Aber alle Verſuche dieſer Art mislangen nicht
nur, ſondern liefen ſogar ungluͤcklich ab, indem man
mit einem Volke zu thun hatte, das unveraͤnderlich bey
ſeinem Vorſatze beharret. Im Jahr 1640 wurde ein
Schiff mit zwey Ambaſſadeuren und einem Gefolge von
drey und ſiebenzig Perſonen von Makao nach Japan
geſchickt; alle dieſe wurden in Nangaſaki ſogleich gefangen
genommen, und ihre Ankunft nach Hofe berichtet. Von
hier kam aber der Befehl zuruͤck, daß alle, (auſſer zwoͤlf,
die wieder wegreiſen durften,) hingerichtet werden ſollten;
dies Urtheil wurde auch vollzogen, und ſie alle an Einem
Tage, ja ſogar in Einem Augenblicke, jeder von einem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/367>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.