sehr gut entbehren, da sie Baumwolle und Seide im Ueberfluß haben. Während meines Aufenthalts auf der holländschen Factorey, trug es sich zu, daß einige Japaner mit verschiedenen Schaafen nach der Insel ka- men, welche sie von einem Chef des holländischen Han- dels, der nach Batavia gereiset, und hernach nicht wiedergekommen war, in Empfang genommen, und verschiedene Jahre in Verwahrung gehabt hatten. -- Hunde, die einzigen Müßiggänger im Lande, halten sie aus Aberglauben. Katzen sind meistens die Lieblinge des Frauenzimmers. -- Hühner, Gänse und Enten halten die Japaner auch, mehrentheils um der Eyer willen, wovon sie große Liebhaber sind, und die sie bey manchen andern Gerichten hart gekocht und in Stücken zerschnitten, essen.
Die Fischerey wird, wie ich schon einigemal bey- läufig erwähnt habe, von den Japanern außerordentlich stark und eifrig getrieben; das Meer welches ihr ganzes Land umfließt, und so viele Buchten macht, auch so manche kleine Inseln enthält, kommt ihnen dabey so sehr als wenig andern Ländern zu Statten; auch essen die Japa- ner fast nichts häufiger und lieber als Fische. Es ist unglaublich, welch eine Menge Fischer, bloß aus dem Hafen von Nangasacki täglich auslaufen. An den dun- keln Herbst- und Winterabenden, brennen sie Fackeln und andre stark scheinende Lichte auf ihren Böten, die über eine Meile weit von der Stadt gesehen werden, und einen ungemeinen schönen Anblick geben.
Die Jagd kennen die Japaner gar nicht.
E 9
Von der Landwirthſchaft der Japaner.
ſehr gut entbehren, da ſie Baumwolle und Seide im Ueberfluß haben. Waͤhrend meines Aufenthalts auf der hollaͤndſchen Factorey, trug es ſich zu, daß einige Japaner mit verſchiedenen Schaafen nach der Inſel ka- men, welche ſie von einem Chef des hollaͤndiſchen Han- dels, der nach Batavia gereiſet, und hernach nicht wiedergekommen war, in Empfang genommen, und verſchiedene Jahre in Verwahrung gehabt hatten. — Hunde, die einzigen Muͤßiggaͤnger im Lande, halten ſie aus Aberglauben. Katzen ſind meiſtens die Lieblinge des Frauenzimmers. — Huͤhner, Gaͤnſe und Enten halten die Japaner auch, mehrentheils um der Eyer willen, wovon ſie große Liebhaber ſind, und die ſie bey manchen andern Gerichten hart gekocht und in Stuͤcken zerſchnitten, eſſen.
Die Fiſcherey wird, wie ich ſchon einigemal bey- laͤufig erwaͤhnt habe, von den Japanern außerordentlich ſtark und eifrig getrieben; das Meer welches ihr ganzes Land umfließt, und ſo viele Buchten macht, auch ſo manche kleine Inſeln enthaͤlt, kommt ihnen dabey ſo ſehr als wenig andern Laͤndern zu Statten; auch eſſen die Japa- ner faſt nichts haͤufiger und lieber als Fiſche. Es iſt unglaublich, welch eine Menge Fiſcher, bloß aus dem Hafen von Nangaſacki taͤglich auslaufen. An den dun- keln Herbſt- und Winterabenden, brennen ſie Fackeln und andre ſtark ſcheinende Lichte auf ihren Boͤten, die uͤber eine Meile weit von der Stadt geſehen werden, und einen ungemeinen ſchoͤnen Anblick geben.
Die Jagd kennen die Japaner gar nicht.
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Von der Landwirthſchaft der Japaner.
ſehr gut entbehren, da ſie Baumwolle und Seide im
Ueberfluß haben. Waͤhrend meines Aufenthalts auf
der hollaͤndſchen Factorey, trug es ſich zu, daß einige
Japaner mit verſchiedenen Schaafen nach der Inſel ka-
men, welche ſie von einem Chef des hollaͤndiſchen Han-
dels, der nach Batavia gereiſet, und hernach nicht
wiedergekommen war, in Empfang genommen, und
verſchiedene Jahre in Verwahrung gehabt hatten. —
Hunde, die einzigen Muͤßiggaͤnger im Lande, halten ſie
aus Aberglauben. Katzen ſind meiſtens die Lieblinge
des Frauenzimmers. — Huͤhner, Gaͤnſe und Enten
halten die Japaner auch, mehrentheils um der Eyer
willen, wovon ſie große Liebhaber ſind, und die ſie bey
manchen andern Gerichten hart gekocht und in Stuͤcken
zerſchnitten, eſſen.
Die Fiſcherey wird, wie ich ſchon einigemal bey-
laͤufig erwaͤhnt habe, von den Japanern außerordentlich
ſtark und eifrig getrieben; das Meer welches ihr ganzes
Land umfließt, und ſo viele Buchten macht, auch ſo manche
kleine Inſeln enthaͤlt, kommt ihnen dabey ſo ſehr als
wenig andern Laͤndern zu Statten; auch eſſen die Japa-
ner faſt nichts haͤufiger und lieber als Fiſche. Es iſt
unglaublich, welch eine Menge Fiſcher, bloß aus dem
Hafen von Nangaſacki taͤglich auslaufen. An den dun-
keln Herbſt- und Winterabenden, brennen ſie Fackeln
und andre ſtark ſcheinende Lichte auf ihren Boͤten, die
uͤber eine Meile weit von der Stadt geſehen werden, und
einen ungemeinen ſchoͤnen Anblick geben.
Die Jagd kennen die Japaner gar nicht.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/363>, abgerufen am 23.07.2024.
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