Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Erste Abtheilung. Vierter Abschnitt. andre Gartengewächse, nebst Obst und Früchten inMenge, überdem aber, aus dem das Land allenthalben umströmenden Meere, einen unerschöpflichen Vorrath von Fischen holen; da ferner die Reisen, entweder zu Fuß, oder in Tragsänften gemacht; und bey der sehr großen Menge Leute, die man dazu haben kann, fast alles, was von einem Orte zum andern zu trans- portiren ist, von Menschen getragen, da keine Ca- vallerie im Lande unterhalten, da endlich die aller- meiste Feldarbeit ohne Zugvieh verrichtet wird; so bedarf es fast gar keiner Viehzucht, in diesem Lande, da- her sie denn auch nur sehr geringe ist. Die wenigen Pferde, welche es hier giebt, werden von den Fürsten auf ihren Reisen, theils zum Reiten, theils als Packpferde ge- braucht; und ihre ganze Anzahl möchte wohl nicht so viel betragen, als in einer mittelmäßigen Stadt in Eu- ropa. Große Reitpferde, prächtige Kutschpferde, schnelle Schlittenpferde, kennt man hier eben so wenig, als Fuhrmanns und Bauernpferde. -- Rindvieh hat man noch weniger; von den Kühen gebraucht man eben so wenig die Milch, weder zum Trinken, noch zu Speisen, noch zu Butter oder Käse, als man Kalb- oder Rindfleisch isset, oder das Talg gebraucht. Die wenigen Kühe und Ochsen die gehalten werden, hat man bloß dazu, sie vor Karren zu spannen, (welches aber nur in Einer Gegend des Landes geschieht), um solches Feld, das fast beständig unter Wasser steht; zu pflügen. -- Schweine findet man nur um Nangasacki, und zwar sehr wenige, die noch dazu von den Chinesern in spä- tern Zeiten ins Land gebracht zu seyn scheinen. -- Schaafe und Ziegen sind im ganzen Lande gar nicht zu finden; die Einwohner können auch der Schaafwolle Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. andre Gartengewaͤchſe, nebſt Obſt und Fruͤchten inMenge, uͤberdem aber, aus dem das Land allenthalben umſtroͤmenden Meere, einen unerſchoͤpflichen Vorrath von Fiſchen holen; da ferner die Reiſen, entweder zu Fuß, oder in Tragſaͤnften gemacht; und bey der ſehr großen Menge Leute, die man dazu haben kann, faſt alles, was von einem Orte zum andern zu trans- portiren iſt, von Menſchen getragen, da keine Ca- vallerie im Lande unterhalten, da endlich die aller- meiſte Feldarbeit ohne Zugvieh verrichtet wird; ſo bedarf es faſt gar keiner Viehzucht, in dieſem Lande, da- her ſie denn auch nur ſehr geringe iſt. Die wenigen Pferde, welche es hier giebt, werden von den Fuͤrſten auf ihren Reiſen, theils zum Reiten, theils als Packpferde ge- braucht; und ihre ganze Anzahl moͤchte wohl nicht ſo viel betragen, als in einer mittelmaͤßigen Stadt in Eu- ropa. Große Reitpferde, praͤchtige Kutſchpferde, ſchnelle Schlittenpferde, kennt man hier eben ſo wenig, als Fuhrmanns und Bauernpferde. — Rindvieh hat man noch weniger; von den Kuͤhen gebraucht man eben ſo wenig die Milch, weder zum Trinken, noch zu Speiſen, noch zu Butter oder Kaͤſe, als man Kalb- oder Rindfleiſch iſſet, oder das Talg gebraucht. Die wenigen Kuͤhe und Ochſen die gehalten werden, hat man bloß dazu, ſie vor Karren zu ſpannen, (welches aber nur in Einer Gegend des Landes geſchieht), um ſolches Feld, das faſt beſtaͤndig unter Waſſer ſteht; zu pfluͤgen. — Schweine findet man nur um Nangaſacki, und zwar ſehr wenige, die noch dazu von den Chineſern in ſpaͤ- tern Zeiten ins Land gebracht zu ſeyn ſcheinen. — Schaafe und Ziegen ſind im ganzen Lande gar nicht zu finden; die Einwohner koͤnnen auch der Schaafwolle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0362" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſte Abtheilung. 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Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
andre Gartengewaͤchſe, nebſt Obſt und Fruͤchten in
Menge, uͤberdem aber, aus dem das Land allenthalben
umſtroͤmenden Meere, einen unerſchoͤpflichen Vorrath
von Fiſchen holen; da ferner die Reiſen, entweder
zu Fuß, oder in Tragſaͤnften gemacht; und bey der
ſehr großen Menge Leute, die man dazu haben kann,
faſt alles, was von einem Orte zum andern zu trans-
portiren iſt, von Menſchen getragen, da keine Ca-
vallerie im Lande unterhalten, da endlich die aller-
meiſte Feldarbeit ohne Zugvieh verrichtet wird; ſo
bedarf es faſt gar keiner Viehzucht, in dieſem Lande, da-
her ſie denn auch nur ſehr geringe iſt. Die wenigen Pferde,
welche es hier giebt, werden von den Fuͤrſten auf ihren
Reiſen, theils zum Reiten, theils als Packpferde ge-
braucht; und ihre ganze Anzahl moͤchte wohl nicht ſo
viel betragen, als in einer mittelmaͤßigen Stadt in Eu-
ropa. Große Reitpferde, praͤchtige Kutſchpferde,
ſchnelle Schlittenpferde, kennt man hier eben ſo wenig, als
Fuhrmanns und Bauernpferde. — Rindvieh hat man noch
weniger; von den Kuͤhen gebraucht man eben ſo wenig
die Milch, weder zum Trinken, noch zu Speiſen, noch
zu Butter oder Kaͤſe, als man Kalb- oder Rindfleiſch
iſſet, oder das Talg gebraucht. Die wenigen Kuͤhe
und Ochſen die gehalten werden, hat man bloß dazu,
ſie vor Karren zu ſpannen, (welches aber nur in Einer
Gegend des Landes geſchieht), um ſolches Feld, das
faſt beſtaͤndig unter Waſſer ſteht; zu pfluͤgen. —
Schweine findet man nur um Nangaſacki, und zwar
ſehr wenige, die noch dazu von den Chineſern in ſpaͤ-
tern Zeiten ins Land gebracht zu ſeyn ſcheinen. —
Schaafe und Ziegen ſind im ganzen Lande gar nicht
zu finden; die Einwohner koͤnnen auch der Schaafwolle
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