Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Erste Abtheilung. Vierter Abschnitt. der Sorgfalt getrieben, als hier, wo niemals, wederauswärtige noch einheimische Kriege, auch keine Aus- wanderungen, die Volksmenge vermindern, und wo man nie darauf denkt, weder andre Länder zu erobern, noch aus andern Ländern unnütze, wohl gar schädliche, Pro- dukte einzuführen; sondern im höchsten Grade darauf be- dacht ist, daß kein Fußbreit Erde unbenutzt liegen bleibe, und, daß das was die Erde hervorbringt, nicht unnütz angewandt werde. Die gar nicht urbar zu machenden Berge ausgenommen ist der Boden überall, Ebe- nen, Hügel und Berge, und diese bis auf den höchsten Gipfel, angebauet. Belohnungen und andere Aufmun- terungen bedarf es dazu nicht in einem Lande, wo der, welcher das Feld bauet, für den nützlichsten Bürger ge- achtet, und wo er nicht durch den vielfachen Zwang, der in andern Ländern die Aufnahme des Ackerbaues hindert und zu allen Zeiten gehindert hat, gedrückt und eingeschränkt wird. Zwar sind die Abgaben des Land- manns von seinen Produkten in Natura, sehr hart und viel; dagegen bauet er aber auch übrigens sein Feld mit mehr Freyheit, als in manchen Ländern die Be- sitzer adelicher Güter das ihrige. Hofdienst und Frohn- arbeit; harte, oft tyrannische Behandlung, von Edel- mann, Amtmann, Pächter, Verwalter, Schreiber, Voigt und dergleichen; Unterthänigkeit, Leibeigenschaft und andre Bauernsklaverey; unentgeldliche oder so gut als gar nicht bezahlte Fuhren und Dienste zum Vor- theile des Landesherrn oder der Befehlenden im Lande. Kriegsfuhren, Kriegsdienste, Militairconscription, Enrollirung der Söhne zu Soldaten, in Regiments- cantons; die Pflicht, Soldaten zu stellen und zu hal- ten; unentgeldliche Arbeit zum Behuf der Landstraßen, Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. der Sorgfalt getrieben, als hier, wo niemals, wederauswaͤrtige noch einheimiſche Kriege, auch keine Aus- wanderungen, die Volksmenge vermindern, und wo man nie darauf denkt, weder andre Laͤnder zu erobern, noch aus andern Laͤndern unnuͤtze, wohl gar ſchaͤdliche, Pro- dukte einzufuͤhren; ſondern im hoͤchſten Grade darauf be- dacht iſt, daß kein Fußbreit Erde unbenutzt liegen bleibe, und, daß das was die Erde hervorbringt, nicht unnuͤtz angewandt werde. Die gar nicht urbar zu machenden Berge ausgenommen iſt der Boden uͤberall, Ebe- nen, Huͤgel und Berge, und dieſe bis auf den hoͤchſten Gipfel, angebauet. Belohnungen und andere Aufmun- terungen bedarf es dazu nicht in einem Lande, wo der, welcher das Feld bauet, fuͤr den nuͤtzlichſten Buͤrger ge- achtet, und wo er nicht durch den vielfachen Zwang, der in andern Laͤndern die Aufnahme des Ackerbaues hindert und zu allen Zeiten gehindert hat, gedruͤckt und eingeſchraͤnkt wird. Zwar ſind die Abgaben des Land- manns von ſeinen Produkten in Natura, ſehr hart und viel; dagegen bauet er aber auch uͤbrigens ſein Feld mit mehr Freyheit, als in manchen Laͤndern die Be- ſitzer adelicher Guͤter das ihrige. Hofdienſt und Frohn- arbeit; harte, oft tyranniſche Behandlung, von Edel- mann, Amtmann, Paͤchter, Verwalter, Schreiber, Voigt und dergleichen; Unterthaͤnigkeit, Leibeigenſchaft und andre Bauernſklaverey; unentgeldliche oder ſo gut als gar nicht bezahlte Fuhren und Dienſte zum Vor- theile des Landesherrn oder der Befehlenden im Lande. Kriegsfuhren, Kriegsdienſte, Militairconſcription, Enrollirung der Soͤhne zu Soldaten, in Regiments- cantons; die Pflicht, Soldaten zu ſtellen und zu hal- ten; unentgeldliche Arbeit zum Behuf der Landſtraßen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0346" n="56"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#g">der</hi> Sorgfalt getrieben, als hier, wo niemals, weder<lb/> auswaͤrtige noch einheimiſche Kriege, auch keine Aus-<lb/> wanderungen, die Volksmenge vermindern, und wo man<lb/> nie darauf denkt, weder andre Laͤnder zu erobern, noch<lb/> aus andern Laͤndern unnuͤtze, wohl gar ſchaͤdliche, Pro-<lb/> dukte einzufuͤhren; ſondern im hoͤchſten Grade darauf be-<lb/> dacht iſt, daß kein Fußbreit Erde unbenutzt liegen bleibe,<lb/> und, daß das was die Erde hervorbringt, nicht unnuͤtz<lb/> angewandt werde. 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Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
der Sorgfalt getrieben, als hier, wo niemals, weder
auswaͤrtige noch einheimiſche Kriege, auch keine Aus-
wanderungen, die Volksmenge vermindern, und wo man
nie darauf denkt, weder andre Laͤnder zu erobern, noch
aus andern Laͤndern unnuͤtze, wohl gar ſchaͤdliche, Pro-
dukte einzufuͤhren; ſondern im hoͤchſten Grade darauf be-
dacht iſt, daß kein Fußbreit Erde unbenutzt liegen bleibe,
und, daß das was die Erde hervorbringt, nicht unnuͤtz
angewandt werde. Die gar nicht urbar zu machenden
Berge ausgenommen iſt der Boden uͤberall, Ebe-
nen, Huͤgel und Berge, und dieſe bis auf den hoͤchſten
Gipfel, angebauet. Belohnungen und andere Aufmun-
terungen bedarf es dazu nicht in einem Lande, wo der,
welcher das Feld bauet, fuͤr den nuͤtzlichſten Buͤrger ge-
achtet, und wo er nicht durch den vielfachen Zwang,
der in andern Laͤndern die Aufnahme des Ackerbaues
hindert und zu allen Zeiten gehindert hat, gedruͤckt und
eingeſchraͤnkt wird. Zwar ſind die Abgaben des Land-
manns von ſeinen Produkten in Natura, ſehr hart und
viel; dagegen bauet er aber auch uͤbrigens ſein Feld
mit mehr Freyheit, als in manchen Laͤndern die Be-
ſitzer adelicher Guͤter das ihrige. Hofdienſt und Frohn-
arbeit; harte, oft tyranniſche Behandlung, von Edel-
mann, Amtmann, Paͤchter, Verwalter, Schreiber,
Voigt und dergleichen; Unterthaͤnigkeit, Leibeigenſchaft
und andre Bauernſklaverey; unentgeldliche oder ſo gut
als gar nicht bezahlte Fuhren und Dienſte zum Vor-
theile des Landesherrn oder der Befehlenden im Lande.
Kriegsfuhren, Kriegsdienſte, Militairconſcription,
Enrollirung der Soͤhne zu Soldaten, in Regiments-
cantons; die Pflicht, Soldaten zu ſtellen und zu hal-
ten; unentgeldliche Arbeit zum Behuf der Landſtraßen,
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