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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Erste Abtheilung. Zweyter Abschnitt.
Erde begraben. Sowohl Männer als Weiber, in
Norimon getragen, folgen der Leiche, wie auch die
hinterbliebenen Wittwen und Kinder, nebst einem
großen Haufen singender Priester. Nachdem einer
von den Priestern einen Lobgesang gesungen hat, schwenkt
er dreymal eine brennende Fackel über der Leiche, wirft
sie darauf von sich, und einer von den Kindern oder
Verwandten nimmt sie auf und steckt den Scheiterhau-
fen damit in Brand. Diejenigen, welche man ohne
Verbrennen beerdigt, werden in der Stellung, wie
die Japaner gewöhnlich sitzen, in einen hölzernen
Sarg gesetzt, und so in die Gruft gesenkt. Während
und nach der Beerdigung, werden wohlriechende Ge-
würze in und auf das Grab geworfen, und zuletzt schöne
Blumen auf und um dasselbe gepflanzt. Hernach wird
der Todte von den Hinterbliebenen mehrere Jahre, oft
ihr ganzes Leben hindurch, anfangs täglich, in der
Folge wöchentlich, und zuletzt jährlich, besucht, nicht
zu gedenken, daß alle Jahr das Laternenfest den Ver-
storbenen zu Ehren gefeyert wird.

Die Japaner trauern auch förmlich um ihre Tod-
ten eine Zeitlang. Die gewöhnliche Zeit der tiefsten
Trauer ist aber doch nur fünf Tage. Bey Landes-
trauern um fürstliche Personen darf in diesen Tagen
keine Musik gehört werden.

Die Japaner haben ihre Philosophen und Sit-
tenlehrer alter Zeiten. Diese Männer werden den
Priestern und heiligen Personen gleich geachtet, und
ihre Lehren sind, wie die Lehren andrer Religionssecten,
angenommen worden. Die vornehmste von denen,
die Achtung und Ansehen gewonnen haben, ist die Lehre
Sjuto oder Koosi, welche in Europa unter dem Na-
men der Moral des Confucius bekannt ist. Sie stammt

bekannt-

Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
Erde begraben. Sowohl Maͤnner als Weiber, in
Norimon getragen, folgen der Leiche, wie auch die
hinterbliebenen Wittwen und Kinder, nebſt einem
großen Haufen ſingender Prieſter. Nachdem einer
von den Prieſtern einen Lobgeſang geſungen hat, ſchwenkt
er dreymal eine brennende Fackel uͤber der Leiche, wirft
ſie darauf von ſich, und einer von den Kindern oder
Verwandten nimmt ſie auf und ſteckt den Scheiterhau-
fen damit in Brand. Diejenigen, welche man ohne
Verbrennen beerdigt, werden in der Stellung, wie
die Japaner gewoͤhnlich ſitzen, in einen hoͤlzernen
Sarg geſetzt, und ſo in die Gruft geſenkt. Waͤhrend
und nach der Beerdigung, werden wohlriechende Ge-
wuͤrze in und auf das Grab geworfen, und zuletzt ſchoͤne
Blumen auf und um daſſelbe gepflanzt. Hernach wird
der Todte von den Hinterbliebenen mehrere Jahre, oft
ihr ganzes Leben hindurch, anfangs taͤglich, in der
Folge woͤchentlich, und zuletzt jaͤhrlich, beſucht, nicht
zu gedenken, daß alle Jahr das Laternenfeſt den Ver-
ſtorbenen zu Ehren gefeyert wird.

Die Japaner trauern auch foͤrmlich um ihre Tod-
ten eine Zeitlang. Die gewoͤhnliche Zeit der tiefſten
Trauer iſt aber doch nur fuͤnf Tage. Bey Landes-
trauern um fuͤrſtliche Perſonen darf in dieſen Tagen
keine Muſik gehoͤrt werden.

Die Japaner haben ihre Philoſophen und Sit-
tenlehrer alter Zeiten. Dieſe Maͤnner werden den
Prieſtern und heiligen Perſonen gleich geachtet, und
ihre Lehren ſind, wie die Lehren andrer Religionsſecten,
angenommen worden. Die vornehmſte von denen,
die Achtung und Anſehen gewonnen haben, iſt die Lehre
Sjuto oder Kooſi, welche in Europa unter dem Na-
men der Moral des Confucius bekannt iſt. Sie ſtammt

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[32/0320] Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. Erde begraben. Sowohl Maͤnner als Weiber, in Norimon getragen, folgen der Leiche, wie auch die hinterbliebenen Wittwen und Kinder, nebſt einem großen Haufen ſingender Prieſter. Nachdem einer von den Prieſtern einen Lobgeſang geſungen hat, ſchwenkt er dreymal eine brennende Fackel uͤber der Leiche, wirft ſie darauf von ſich, und einer von den Kindern oder Verwandten nimmt ſie auf und ſteckt den Scheiterhau- fen damit in Brand. Diejenigen, welche man ohne Verbrennen beerdigt, werden in der Stellung, wie die Japaner gewoͤhnlich ſitzen, in einen hoͤlzernen Sarg geſetzt, und ſo in die Gruft geſenkt. Waͤhrend und nach der Beerdigung, werden wohlriechende Ge- wuͤrze in und auf das Grab geworfen, und zuletzt ſchoͤne Blumen auf und um daſſelbe gepflanzt. Hernach wird der Todte von den Hinterbliebenen mehrere Jahre, oft ihr ganzes Leben hindurch, anfangs taͤglich, in der Folge woͤchentlich, und zuletzt jaͤhrlich, beſucht, nicht zu gedenken, daß alle Jahr das Laternenfeſt den Ver- ſtorbenen zu Ehren gefeyert wird. Die Japaner trauern auch foͤrmlich um ihre Tod- ten eine Zeitlang. Die gewoͤhnliche Zeit der tiefſten Trauer iſt aber doch nur fuͤnf Tage. Bey Landes- trauern um fuͤrſtliche Perſonen darf in dieſen Tagen keine Muſik gehoͤrt werden. Die Japaner haben ihre Philoſophen und Sit- tenlehrer alter Zeiten. Dieſe Maͤnner werden den Prieſtern und heiligen Perſonen gleich geachtet, und ihre Lehren ſind, wie die Lehren andrer Religionsſecten, angenommen worden. Die vornehmſte von denen, die Achtung und Anſehen gewonnen haben, iſt die Lehre Sjuto oder Kooſi, welche in Europa unter dem Na- men der Moral des Confucius bekannt iſt. Sie ſtammt bekannt-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/320>, abgerufen am 23.11.2024.