unterscheiden sich von den Städten dadurch, daß sie nur Eine Straße haben und offen sind. Auch in den kleinsten Dörfern sind eine Menge kleiner Herbergen vorhanden, wo für Reisende Thee und andere Erfri- schungen immer in Bereitschaft gehalten werden.
An den Landstraßen findet man alle zwey, höch- stens alle vier, Meilen Posthäuser, wenn ich sie so nen- nen kann, wo allezeit Pferde und Träger die für Geld, Menschen, Gepäcke und Waaren tragen, zu haben sind. Die Taxe, wornach man diese bezahlt, ist nach der Be- schwerlichkeit und Länge der Wege eingerichtet, mithin in verschiedenen Gegenden verschieden, aber genau und richtig bestimmt.
So wachsam die Polizey ist, und so pünktlich und ordentlich ihre Einrichtungen befolgt werden, eben so strenge sind auch die Gesetze.
Um so viel möglich zu erhalten, daß die in öffentlichen Aemtern stehende Personen ehrlich und zu- verlässig seyn mögen, ist eingeführt, daß jeder, ohne Unterschied, beym Antritt seiner Bedienung, einen sehr scharfen Eid schwören und solchen auch wohl jährlich er- neuern muß. Manchmahl müssen sie auch umwech- seln, um nicht an einem Orte zu alt und mit der Zeit verleitet zu werden.
Die Wirkung der Strenge der Gesetze ist sehr groß und in die Augen fallend. Schwerlich giebt es irgend ein Land, wo weniger gegen die Gesetze gehan- delt wird. Und da nie das mindeste Ansehen der Per- son statt hat, und die Gesetze uralt, ohne Abänderun- gen, Erklärungen und Verdrehungen sind, so wachsen die Unterthanen nicht nur mit zuverlässiger Kenntniß dessen, was sie zu thun und zu unterlassen haben, auf,
Staatsverfaſſ. Polizey, Geſetze ꝛc. in Japan.
unterſcheiden ſich von den Staͤdten dadurch, daß ſie nur Eine Straße haben und offen ſind. Auch in den kleinſten Doͤrfern ſind eine Menge kleiner Herbergen vorhanden, wo fuͤr Reiſende Thee und andere Erfri- ſchungen immer in Bereitſchaft gehalten werden.
An den Landſtraßen findet man alle zwey, hoͤch- ſtens alle vier, Meilen Poſthaͤuſer, wenn ich ſie ſo nen- nen kann, wo allezeit Pferde und Traͤger die fuͤr Geld, Menſchen, Gepaͤcke und Waaren tragen, zu haben ſind. Die Taxe, wornach man dieſe bezahlt, iſt nach der Be- ſchwerlichkeit und Laͤnge der Wege eingerichtet, mithin in verſchiedenen Gegenden verſchieden, aber genau und richtig beſtimmt.
So wachſam die Polizey iſt, und ſo puͤnktlich und ordentlich ihre Einrichtungen befolgt werden, eben ſo ſtrenge ſind auch die Geſetze.
Um ſo viel moͤglich zu erhalten, daß die in oͤffentlichen Aemtern ſtehende Perſonen ehrlich und zu- verlaͤſſig ſeyn moͤgen, iſt eingefuͤhrt, daß jeder, ohne Unterſchied, beym Antritt ſeiner Bedienung, einen ſehr ſcharfen Eid ſchwoͤren und ſolchen auch wohl jaͤhrlich er- neuern muß. Manchmahl muͤſſen ſie auch umwech- ſeln, um nicht an einem Orte zu alt und mit der Zeit verleitet zu werden.
Die Wirkung der Strenge der Geſetze iſt ſehr groß und in die Augen fallend. Schwerlich giebt es irgend ein Land, wo weniger gegen die Geſetze gehan- delt wird. Und da nie das mindeſte Anſehen der Per- ſon ſtatt hat, und die Geſetze uralt, ohne Abaͤnderun- gen, Erklaͤrungen und Verdrehungen ſind, ſo wachſen die Unterthanen nicht nur mit zuverlaͤſſiger Kenntniß deſſen, was ſie zu thun und zu unterlaſſen haben, auf,
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Staatsverfaſſ. Polizey, Geſetze ꝛc. in Japan.
unterſcheiden ſich von den Staͤdten dadurch, daß ſie
nur Eine Straße haben und offen ſind. Auch in den
kleinſten Doͤrfern ſind eine Menge kleiner Herbergen
vorhanden, wo fuͤr Reiſende Thee und andere Erfri-
ſchungen immer in Bereitſchaft gehalten werden.
An den Landſtraßen findet man alle zwey, hoͤch-
ſtens alle vier, Meilen Poſthaͤuſer, wenn ich ſie ſo nen-
nen kann, wo allezeit Pferde und Traͤger die fuͤr Geld,
Menſchen, Gepaͤcke und Waaren tragen, zu haben ſind.
Die Taxe, wornach man dieſe bezahlt, iſt nach der Be-
ſchwerlichkeit und Laͤnge der Wege eingerichtet, mithin
in verſchiedenen Gegenden verſchieden, aber genau und
richtig beſtimmt.
So wachſam die Polizey iſt, und ſo puͤnktlich und
ordentlich ihre Einrichtungen befolgt werden, eben ſo
ſtrenge ſind auch die Geſetze.
Um ſo viel moͤglich zu erhalten, daß die in
oͤffentlichen Aemtern ſtehende Perſonen ehrlich und zu-
verlaͤſſig ſeyn moͤgen, iſt eingefuͤhrt, daß jeder, ohne
Unterſchied, beym Antritt ſeiner Bedienung, einen ſehr
ſcharfen Eid ſchwoͤren und ſolchen auch wohl jaͤhrlich er-
neuern muß. Manchmahl muͤſſen ſie auch umwech-
ſeln, um nicht an einem Orte zu alt und mit der Zeit
verleitet zu werden.
Die Wirkung der Strenge der Geſetze iſt ſehr
groß und in die Augen fallend. Schwerlich giebt es
irgend ein Land, wo weniger gegen die Geſetze gehan-
delt wird. Und da nie das mindeſte Anſehen der Per-
ſon ſtatt hat, und die Geſetze uralt, ohne Abaͤnderun-
gen, Erklaͤrungen und Verdrehungen ſind, ſo wachſen
die Unterthanen nicht nur mit zuverlaͤſſiger Kenntniß
deſſen, was ſie zu thun und zu unterlaſſen haben, auf,
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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