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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Von der Japanischen Sprache.
angeführten Japanischen Wörterbuchs ein kleines Voca-
beln-Buch auf. Anfangs bildete ich mir ein, die hiesigen
Holländer würden mir hiebey sehr zu Statten kommen
können, zumahl da verschiedne von ihnen doch so viel
sprechen konnten, daß sie im Stande waren, sich von
Dingen, die am meisten vorkommen, verständlich aus-
zudrücken. Aber leider war keinem von ihnen je einge-
fallen, ein Wort aufzuschreiben, noch weniger, sich eine
Art Wörter-Verzeichniß zu machen, oder über das Ei-
genthümliche der Sprache nachzudenken. Mir deucht,
in einer Zeit von zwey hundert Jahren hätte wohl, wäre
es auch nicht zum Gebrauch der Sprachforscher, sondern
bloß zum Nutzen derer, die sich hier einige Jahre auf-
halten müssen, ein Japanisches Wörterbuch geliefert wer-
den können, wären nicht Mangel an Geschicklichkeit bey
einigen, und Unthätigkeit bey andern, das Hinderniß
gewesen. Einige halten sich hier nur eine kurze Zeit
auf; andre denken nichts als Geld und Gewinn; den
meisten schmeckt die Tobakspfeife so schön, daß sie die
edle Zeit, über deren Langweiligkeit sie doch so oft kla-
gen, mit keiner bessern Beschäfftigung, als dem Rau-
chen, auszufüllen wissen. Ich glaube manchem einen
nicht unangenehmen Dienst zu erweisen, wenn ich hier
einen Auszug aus meinem Vocabularium einrücke. Vor-
her aber ein Paar allgemeine Anmerkungen, einige Be-
sonderheiten der Sprache betreffend.

Die in den Europäischen Sprachen vorkommenden
Diphthongen, die Vocalen ä, ö, ü, die Buchstaben
L (wenigstens lautet dieser mit R fast gleich), P und
Sch haben die Japaner nicht. Mit Vocalen fangen
wenige Wörter, mit E fängt kein Wort an. Viele
Buchstaben werden so ausgesprochen, daß man ihren
Laut mit den Buchstaben der abendländischen Sprachen

Von der Japaniſchen Sprache.
angefuͤhrten Japaniſchen Woͤrterbuchs ein kleines Voca-
beln-Buch auf. Anfangs bildete ich mir ein, die hieſigen
Hollaͤnder wuͤrden mir hiebey ſehr zu Statten kommen
koͤnnen, zumahl da verſchiedne von ihnen doch ſo viel
ſprechen konnten, daß ſie im Stande waren, ſich von
Dingen, die am meiſten vorkommen, verſtaͤndlich aus-
zudruͤcken. Aber leider war keinem von ihnen je einge-
fallen, ein Wort aufzuſchreiben, noch weniger, ſich eine
Art Woͤrter-Verzeichniß zu machen, oder uͤber das Ei-
genthuͤmliche der Sprache nachzudenken. Mir deucht,
in einer Zeit von zwey hundert Jahren haͤtte wohl, waͤre
es auch nicht zum Gebrauch der Sprachforſcher, ſondern
bloß zum Nutzen derer, die ſich hier einige Jahre auf-
halten muͤſſen, ein Japaniſches Woͤrterbuch geliefert wer-
den koͤnnen, waͤren nicht Mangel an Geſchicklichkeit bey
einigen, und Unthaͤtigkeit bey andern, das Hinderniß
geweſen. Einige halten ſich hier nur eine kurze Zeit
auf; andre denken nichts als Geld und Gewinn; den
meiſten ſchmeckt die Tobakspfeife ſo ſchoͤn, daß ſie die
edle Zeit, uͤber deren Langweiligkeit ſie doch ſo oft kla-
gen, mit keiner beſſern Beſchaͤfftigung, als dem Rau-
chen, auszufuͤllen wiſſen. Ich glaube manchem einen
nicht unangenehmen Dienſt zu erweiſen, wenn ich hier
einen Auszug aus meinem Vocabularium einruͤcke. Vor-
her aber ein Paar allgemeine Anmerkungen, einige Be-
ſonderheiten der Sprache betreffend.

Die in den Europaͤiſchen Sprachen vorkommenden
Diphthongen, die Vocalen aͤ, oͤ, uͤ, die Buchſtaben
L (wenigſtens lautet dieſer mit R faſt gleich), P und
Sch haben die Japaner nicht. Mit Vocalen fangen
wenige Woͤrter, mit E faͤngt kein Wort an. Viele
Buchſtaben werden ſo ausgeſprochen, daß man ihren
Laut mit den Buchſtaben der abendlaͤndiſchen Sprachen

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[215/0249] Von der Japaniſchen Sprache. angefuͤhrten Japaniſchen Woͤrterbuchs ein kleines Voca- beln-Buch auf. Anfangs bildete ich mir ein, die hieſigen Hollaͤnder wuͤrden mir hiebey ſehr zu Statten kommen koͤnnen, zumahl da verſchiedne von ihnen doch ſo viel ſprechen konnten, daß ſie im Stande waren, ſich von Dingen, die am meiſten vorkommen, verſtaͤndlich aus- zudruͤcken. Aber leider war keinem von ihnen je einge- fallen, ein Wort aufzuſchreiben, noch weniger, ſich eine Art Woͤrter-Verzeichniß zu machen, oder uͤber das Ei- genthuͤmliche der Sprache nachzudenken. Mir deucht, in einer Zeit von zwey hundert Jahren haͤtte wohl, waͤre es auch nicht zum Gebrauch der Sprachforſcher, ſondern bloß zum Nutzen derer, die ſich hier einige Jahre auf- halten muͤſſen, ein Japaniſches Woͤrterbuch geliefert wer- den koͤnnen, waͤren nicht Mangel an Geſchicklichkeit bey einigen, und Unthaͤtigkeit bey andern, das Hinderniß geweſen. Einige halten ſich hier nur eine kurze Zeit auf; andre denken nichts als Geld und Gewinn; den meiſten ſchmeckt die Tobakspfeife ſo ſchoͤn, daß ſie die edle Zeit, uͤber deren Langweiligkeit ſie doch ſo oft kla- gen, mit keiner beſſern Beſchaͤfftigung, als dem Rau- chen, auszufuͤllen wiſſen. Ich glaube manchem einen nicht unangenehmen Dienſt zu erweiſen, wenn ich hier einen Auszug aus meinem Vocabularium einruͤcke. Vor- her aber ein Paar allgemeine Anmerkungen, einige Be- ſonderheiten der Sprache betreffend. Die in den Europaͤiſchen Sprachen vorkommenden Diphthongen, die Vocalen aͤ, oͤ, uͤ, die Buchſtaben L (wenigſtens lautet dieſer mit R faſt gleich), P und Sch haben die Japaner nicht. Mit Vocalen fangen wenige Woͤrter, mit E faͤngt kein Wort an. Viele Buchſtaben werden ſo ausgeſprochen, daß man ihren Laut mit den Buchſtaben der abendlaͤndiſchen Sprachen

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/249>, abgerufen am 22.11.2024.