saki, welches die südlichste Stadt ist; einige aber auch auf der Reise und zu Jedo gemacht: ich werde diesen Unter- schied in der Tabelle bemerken. Das dabey gebrauch- te Thermometer ist ein in 112 Grade eingetheiltes und den Gefrier-Punct beym 32. Grade anzeigendes Fah- renheitisches, mit doppeltem Glas und Quecksilber, das bey der geringsten Veränderung seinen Stand verändert. Ich hatte es allezeit draußen vor dem Fenster meines Zimmers an der Mauer, und zwar auf der Nord-Seite, in freyer Luft hängen. Zu Nangasaki war die größte Hitze im August 98, und die stärkste Kälte im Januar des Abends 35 Grad. Die Kälte trat, wie alle bezeugten, dies Jahr später, als andre Jahre, ein, und hielt auch kürzere Zeit an. Wir heitzten daher auch unsre Zimmer später als gewöhnlich.
Ein Barometer hatte ich nicht, konnte also damit auch keine Observationen anstellen. Im allgemeinen merkte ich aber doch folgendes an. Ost-, Nord-, und Nord-Ost-Wind, welche hier Landwinde sind, sind sehr kalt. Süd-, West-, und Süd-West-Wind, die von der See herkommen, sind allezeit wärmer, und so bald es regnet, ist die Witterung milder. Im Sommer wehet zu Nangasaki fast jeden Nachmittag Süd-Wind, welcher erfrischend ist; des Nachts und Morgens hingegen Ost- Wind. Wenn des Abends Nebel aufsteigt, und Wol- ken sich sammeln, so fällt die Nacht darauf gemeiniglich Regen; steigt aber der Nebel des Morgens auf, so wird am Tage schönes Wetter. Wenn im Winter die Luft in Osten und Süden trübe ist, so folgt gewöhnlich Re- gen mit starkem Wind und Sturm; aber wenn es in Westen und Norden aufklärt, wird schönes Wetter. Im December und Januar zeigte sich ein Paar Mahl in der Luft feiner Schnee, der auf Dezima eher schmolz,
Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
ſaki, welches die ſuͤdlichſte Stadt iſt; einige aber auch auf der Reiſe und zu Jedo gemacht: ich werde dieſen Unter- ſchied in der Tabelle bemerken. Das dabey gebrauch- te Thermometer iſt ein in 112 Grade eingetheiltes und den Gefrier-Punct beym 32. Grade anzeigendes Fah- renheitiſches, mit doppeltem Glas und Queckſilber, das bey der geringſten Veraͤnderung ſeinen Stand veraͤndert. Ich hatte es allezeit draußen vor dem Fenſter meines Zimmers an der Mauer, und zwar auf der Nord-Seite, in freyer Luft haͤngen. Zu Nangaſaki war die groͤßte Hitze im Auguſt 98, und die ſtaͤrkſte Kaͤlte im Januar des Abends 35 Grad. Die Kaͤlte trat, wie alle bezeugten, dies Jahr ſpaͤter, als andre Jahre, ein, und hielt auch kuͤrzere Zeit an. Wir heitzten daher auch unſre Zimmer ſpaͤter als gewoͤhnlich.
Ein Barometer hatte ich nicht, konnte alſo damit auch keine Obſervationen anſtellen. Im allgemeinen merkte ich aber doch folgendes an. Oſt-, Nord-, und Nord-Oſt-Wind, welche hier Landwinde ſind, ſind ſehr kalt. Suͤd-, Weſt-, und Suͤd-Weſt-Wind, die von der See herkommen, ſind allezeit waͤrmer, und ſo bald es regnet, iſt die Witterung milder. Im Sommer wehet zu Nangaſaki faſt jeden Nachmittag Suͤd-Wind, welcher erfriſchend iſt; des Nachts und Morgens hingegen Oſt- Wind. Wenn des Abends Nebel aufſteigt, und Wol- ken ſich ſammeln, ſo faͤllt die Nacht darauf gemeiniglich Regen; ſteigt aber der Nebel des Morgens auf, ſo wird am Tage ſchoͤnes Wetter. Wenn im Winter die Luft in Oſten und Suͤden truͤbe iſt, ſo folgt gewoͤhnlich Re- gen mit ſtarkem Wind und Sturm; aber wenn es in Weſten und Norden aufklaͤrt, wird ſchoͤnes Wetter. Im December und Januar zeigte ſich ein Paar Mahl in der Luft feiner Schnee, der auf Dezima eher ſchmolz,
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Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
ſaki, welches die ſuͤdlichſte Stadt iſt; einige aber auch auf
der Reiſe und zu Jedo gemacht: ich werde dieſen Unter-
ſchied in der Tabelle bemerken. Das dabey gebrauch-
te Thermometer iſt ein in 112 Grade eingetheiltes und
den Gefrier-Punct beym 32. Grade anzeigendes Fah-
renheitiſches, mit doppeltem Glas und Queckſilber, das
bey der geringſten Veraͤnderung ſeinen Stand veraͤndert.
Ich hatte es allezeit draußen vor dem Fenſter meines
Zimmers an der Mauer, und zwar auf der Nord-Seite,
in freyer Luft haͤngen. Zu Nangaſaki war die groͤßte
Hitze im Auguſt 98, und die ſtaͤrkſte Kaͤlte im Januar des
Abends 35 Grad. Die Kaͤlte trat, wie alle bezeugten,
dies Jahr ſpaͤter, als andre Jahre, ein, und hielt auch
kuͤrzere Zeit an. Wir heitzten daher auch unſre Zimmer
ſpaͤter als gewoͤhnlich.
Ein Barometer hatte ich nicht, konnte alſo damit
auch keine Obſervationen anſtellen. Im allgemeinen
merkte ich aber doch folgendes an. Oſt-, Nord-, und
Nord-Oſt-Wind, welche hier Landwinde ſind, ſind ſehr
kalt. Suͤd-, Weſt-, und Suͤd-Weſt-Wind, die von der
See herkommen, ſind allezeit waͤrmer, und ſo bald es
regnet, iſt die Witterung milder. Im Sommer wehet
zu Nangaſaki faſt jeden Nachmittag Suͤd-Wind, welcher
erfriſchend iſt; des Nachts und Morgens hingegen Oſt-
Wind. Wenn des Abends Nebel aufſteigt, und Wol-
ken ſich ſammeln, ſo faͤllt die Nacht darauf gemeiniglich
Regen; ſteigt aber der Nebel des Morgens auf, ſo wird
am Tage ſchoͤnes Wetter. Wenn im Winter die Luft
in Oſten und Suͤden truͤbe iſt, ſo folgt gewoͤhnlich Re-
gen mit ſtarkem Wind und Sturm; aber wenn es in
Weſten und Norden aufklaͤrt, wird ſchoͤnes Wetter.
Im December und Januar zeigte ſich ein Paar Mahl in
der Luft feiner Schnee, der auf Dezima eher ſchmolz,
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/174>, abgerufen am 27.11.2024.
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