nach Japanischer Sitte den Bauch aufgeschnitten, um sich selbst zu strafen. Zum Andenken dieses Unglücks habe man nachmahls auf der Klippe einen viereckigen gehaue- nen Stein, ungefähr eine Elle hoch, aufgestellt.
Simonoseki liegt an dem einen Ende von Nipon, der größten von allen Inseln dieses Reichs, auf welcher beyde Hauptstädte desselben liegen. Die Stadt ist zwar keine Fürstliche Residenz, auch keine der größten im Lan- de, aber doch sehr blühend und ansehnlich. Dies hat sie ihrer Lage zu danken. Sie hat einen sehr berühm- ten Hafen, der ungemein häufig besucht wird: man sieht oft zwey bis drey hundert Fahrzeuge von verschied- ner Größe vor Anker liegen. Gewöhnlich laufen alle die, welche von den westlichen Küsten des Reichs nach den östlichen, und umgekehrt, segeln, hier ein, entweder um Waaren abzuhohlen, oder bey widri- gem Winde und Sturme sicher zu liegen. Wegen der fast aus allen Oertern und Provinzen des ganzen Reichs hieher zusammen strömenden Menge Menschen ist Han- del und Verkehr hier sehr groß. Man findet daher hier auch eine große Menge Waaren, die aus andern Land- schaften zum Verkauf hieher gebracht werden, und welche man in andern Städten und Häfen nicht immer findet: denn jeder Handelsort handelt hauptsächlich nur mit den Waaren und Producten, die er selbst, und die Provinz, worin er liegt, hervorbringt und verfertigt. Wir be- stellten jetzt zu unsrer Rückkunft, theils zu eignem Ge- brauch, theils zum Verkauf, außer andern Waaren, Reiß, der in dieser Gegend ganz vorzüglich gut ist, und Kohlen, die man zur Feuerung im Winter und zum Essenkochen gebraucht. -- Daß es an einem Orte wie dieser, nicht an öffentlichen Mädchenhäusern fehle, wird man leicht glauben. Wir Holländer hatten nicht die
nach der Kaiſerl. Reſidenz-Stadt Jedo.
nach Japaniſcher Sitte den Bauch aufgeſchnitten, um ſich ſelbſt zu ſtrafen. Zum Andenken dieſes Ungluͤcks habe man nachmahls auf der Klippe einen viereckigen gehaue- nen Stein, ungefaͤhr eine Elle hoch, aufgeſtellt.
Simonoſeki liegt an dem einen Ende von Nipon, der groͤßten von allen Inſeln dieſes Reichs, auf welcher beyde Hauptſtaͤdte deſſelben liegen. Die Stadt iſt zwar keine Fuͤrſtliche Reſidenz, auch keine der groͤßten im Lan- de, aber doch ſehr bluͤhend und anſehnlich. Dies hat ſie ihrer Lage zu danken. Sie hat einen ſehr beruͤhm- ten Hafen, der ungemein haͤufig beſucht wird: man ſieht oft zwey bis drey hundert Fahrzeuge von verſchied- ner Groͤße vor Anker liegen. Gewoͤhnlich laufen alle die, welche von den weſtlichen Kuͤſten des Reichs nach den oͤſtlichen, und umgekehrt, ſegeln, hier ein, entweder um Waaren abzuhohlen, oder bey widri- gem Winde und Sturme ſicher zu liegen. Wegen der faſt aus allen Oertern und Provinzen des ganzen Reichs hieher zuſammen ſtroͤmenden Menge Menſchen iſt Han- del und Verkehr hier ſehr groß. Man findet daher hier auch eine große Menge Waaren, die aus andern Land- ſchaften zum Verkauf hieher gebracht werden, und welche man in andern Staͤdten und Haͤfen nicht immer findet: denn jeder Handelsort handelt hauptſaͤchlich nur mit den Waaren und Producten, die er ſelbſt, und die Provinz, worin er liegt, hervorbringt und verfertigt. Wir be- ſtellten jetzt zu unſrer Ruͤckkunft, theils zu eignem Ge- brauch, theils zum Verkauf, außer andern Waaren, Reiß, der in dieſer Gegend ganz vorzuͤglich gut iſt, und Kohlen, die man zur Feuerung im Winter und zum Eſſenkochen gebraucht. — Daß es an einem Orte wie dieſer, nicht an oͤffentlichen Maͤdchenhaͤuſern fehle, wird man leicht glauben. Wir Hollaͤnder hatten nicht die
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nach der Kaiſerl. Reſidenz-Stadt Jedo.
nach Japaniſcher Sitte den Bauch aufgeſchnitten, um
ſich ſelbſt zu ſtrafen. Zum Andenken dieſes Ungluͤcks habe
man nachmahls auf der Klippe einen viereckigen gehaue-
nen Stein, ungefaͤhr eine Elle hoch, aufgeſtellt.
Simonoſeki liegt an dem einen Ende von Nipon,
der groͤßten von allen Inſeln dieſes Reichs, auf welcher
beyde Hauptſtaͤdte deſſelben liegen. Die Stadt iſt zwar
keine Fuͤrſtliche Reſidenz, auch keine der groͤßten im Lan-
de, aber doch ſehr bluͤhend und anſehnlich. Dies hat
ſie ihrer Lage zu danken. Sie hat einen ſehr beruͤhm-
ten Hafen, der ungemein haͤufig beſucht wird: man
ſieht oft zwey bis drey hundert Fahrzeuge von verſchied-
ner Groͤße vor Anker liegen. Gewoͤhnlich laufen alle
die, welche von den weſtlichen Kuͤſten des Reichs
nach den oͤſtlichen, und umgekehrt, ſegeln, hier ein,
entweder um Waaren abzuhohlen, oder bey widri-
gem Winde und Sturme ſicher zu liegen. Wegen der
faſt aus allen Oertern und Provinzen des ganzen Reichs
hieher zuſammen ſtroͤmenden Menge Menſchen iſt Han-
del und Verkehr hier ſehr groß. Man findet daher hier
auch eine große Menge Waaren, die aus andern Land-
ſchaften zum Verkauf hieher gebracht werden, und welche
man in andern Staͤdten und Haͤfen nicht immer findet:
denn jeder Handelsort handelt hauptſaͤchlich nur mit den
Waaren und Producten, die er ſelbſt, und die Provinz,
worin er liegt, hervorbringt und verfertigt. Wir be-
ſtellten jetzt zu unſrer Ruͤckkunft, theils zu eignem Ge-
brauch, theils zum Verkauf, außer andern Waaren,
Reiß, der in dieſer Gegend ganz vorzuͤglich gut iſt, und
Kohlen, die man zur Feuerung im Winter und zum
Eſſenkochen gebraucht. — Daß es an einem Orte wie
dieſer, nicht an oͤffentlichen Maͤdchenhaͤuſern fehle, wird
man leicht glauben. Wir Hollaͤnder hatten nicht die
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/107>, abgerufen am 28.11.2024.
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