Sanga ist die Hauptstadt dieser Landschaft. Sie hat ein Schloß, wo der Fürst derselben residirt, Wall und Graben, und an den Thoren Wache. Sie ist, wie die meisten Städte, ordentlich gebauet, und ihre Straßen sind, wie auch fast allenthalben, gerade und breit. Auch hat sie verschiedne Wasserkanäle, die ganz durch sie hingehen.
Den 8. März reiseten wir ungefähr zehn Meilen bis zu der Stadt Itska. Der Weg ging verschiedne große und kleine Dörfer vorbey, und über sehr hohe Berge. Zuerst kamen wir nach Farda, von da nach Jamayo, und über einen hohen Berg nach Fiamits. Dies liegt in einer herrlichen Gegend. Wir rasteten hier auch eine Zeit lang, tractirten uns und die Japanischen Beamten mit Sakki, machten der Wirthin ein Geschenk an Geld von sieben Mas und fünf Konderyn, welches an diesem Orte so hergebracht ist, und reiseten weiter bis Utsini.
Während wir heute unsre Reise in der Landschaft Tsikudsen fortsetzten, wurden wir von einem Beamten be- gleitet, den der Fürst derselben uns entgegen geschickt hatte, um uns eine glückliche Ankunft zu wünschen, und uns durch sein Land das Geleit zu geben. So verachtet der Europäer auf ihrer Factorey, und so schlecht alle Aus- länder in den Augen der Japaner sind, mit so vorzüg- licher Höflichkeit und Dienstfertigkeit begegnet man auf der Reise nach Hofe und zurück der Holländischen Am- bassade. Man beweiset ihr eben die Achtung und Ehrer- biethung, die den eignen Befehlshabern des Landes erzei- get wird, wenn sie ihre jährliche Reise zum Kaiser, und von da zurück machen. Wenn wir an der Gränze einer Provinz ankamen, kam uns, wie diesmahl, allezeit ein von seinem Herrn abgeschickter Beamte entgegen, der uns nicht nur in dessen Nahmen allen erforderlichen Beystand an
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
Sanga iſt die Hauptſtadt dieſer Landſchaft. Sie hat ein Schloß, wo der Fuͤrſt derſelben reſidirt, Wall und Graben, und an den Thoren Wache. Sie iſt, wie die meiſten Staͤdte, ordentlich gebauet, und ihre Straßen ſind, wie auch faſt allenthalben, gerade und breit. Auch hat ſie verſchiedne Waſſerkanaͤle, die ganz durch ſie hingehen.
Den 8. Maͤrz reiſeten wir ungefaͤhr zehn Meilen bis zu der Stadt Itſka. Der Weg ging verſchiedne große und kleine Doͤrfer vorbey, und uͤber ſehr hohe Berge. Zuerſt kamen wir nach Farda, von da nach Jamayo, und uͤber einen hohen Berg nach Fiamits. Dies liegt in einer herrlichen Gegend. Wir raſteten hier auch eine Zeit lang, tractirten uns und die Japaniſchen Beamten mit Sakki, machten der Wirthin ein Geſchenk an Geld von ſieben Mas und fuͤnf Konderyn, welches an dieſem Orte ſo hergebracht iſt, und reiſeten weiter bis Utſini.
Waͤhrend wir heute unſre Reiſe in der Landſchaft Tſikudſen fortſetzten, wurden wir von einem Beamten be- gleitet, den der Fuͤrſt derſelben uns entgegen geſchickt hatte, um uns eine gluͤckliche Ankunft zu wuͤnſchen, und uns durch ſein Land das Geleit zu geben. So verachtet der Europaͤer auf ihrer Factorey, und ſo ſchlecht alle Aus- laͤnder in den Augen der Japaner ſind, mit ſo vorzuͤg- licher Hoͤflichkeit und Dienſtfertigkeit begegnet man auf der Reiſe nach Hofe und zuruͤck der Hollaͤndiſchen Am- baſſade. Man beweiſet ihr eben die Achtung und Ehrer- biethung, die den eignen Befehlshabern des Landes erzei- get wird, wenn ſie ihre jaͤhrliche Reiſe zum Kaiſer, und von da zuruͤck machen. Wenn wir an der Graͤnze einer Provinz ankamen, kam uns, wie diesmahl, allezeit ein von ſeinem Herrn abgeſchickter Beamte entgegen, der uns nicht nur in deſſen Nahmen allen erforderlichen Beyſtand an
<TEI><text><body><divn="2"><pbfacs="#f0104"n="70"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweyte Abtheilung. Reiſe von <placeName>Dezima</placeName></hi></fw><lb/><p><placeName>Sanga</placeName> iſt die Hauptſtadt dieſer Landſchaft. Sie<lb/>
hat ein Schloß, wo der Fuͤrſt derſelben reſidirt, Wall<lb/>
und Graben, und an den Thoren Wache. Sie iſt, wie<lb/>
die meiſten Staͤdte, ordentlich gebauet, und ihre Straßen<lb/>ſind, wie auch faſt allenthalben, gerade und breit.<lb/>
Auch hat ſie verſchiedne Waſſerkanaͤle, die ganz durch<lb/>ſie hingehen.</p><lb/><p>Den 8. Maͤrz reiſeten wir ungefaͤhr zehn Meilen<lb/>
bis zu der Stadt <placeName>Itſka</placeName>. Der Weg ging verſchiedne<lb/>
große und kleine Doͤrfer vorbey, und uͤber ſehr hohe Berge.<lb/>
Zuerſt kamen wir nach <placeName>Farda</placeName>, von da nach <placeName>Jamayo</placeName>,<lb/>
und uͤber einen hohen Berg nach <placeName>Fiamits</placeName>. Dies liegt<lb/>
in einer herrlichen Gegend. Wir raſteten hier auch eine<lb/>
Zeit lang, tractirten uns und die Japaniſchen Beamten<lb/>
mit Sakki, machten der Wirthin ein Geſchenk an Geld<lb/>
von ſieben Mas und fuͤnf Konderyn, welches an dieſem<lb/>
Orte ſo hergebracht iſt, und reiſeten weiter bis <placeName>Utſini</placeName>.</p><lb/><p>Waͤhrend wir heute unſre Reiſe in der Landſchaft<lb/><placeName>Tſikudſen</placeName> fortſetzten, wurden wir von einem Beamten be-<lb/>
gleitet, den der Fuͤrſt derſelben uns entgegen geſchickt<lb/>
hatte, um uns eine gluͤckliche Ankunft zu wuͤnſchen, und<lb/>
uns durch ſein Land das Geleit zu geben. So verachtet<lb/>
der Europaͤer auf ihrer Factorey, und ſo ſchlecht alle Aus-<lb/>
laͤnder in den Augen der Japaner ſind, mit ſo vorzuͤg-<lb/>
licher Hoͤflichkeit und Dienſtfertigkeit begegnet man auf<lb/>
der Reiſe nach Hofe und zuruͤck der Hollaͤndiſchen Am-<lb/>
baſſade. Man beweiſet ihr eben die Achtung und Ehrer-<lb/>
biethung, die den eignen Befehlshabern des Landes erzei-<lb/>
get wird, wenn ſie ihre jaͤhrliche Reiſe zum Kaiſer, und<lb/>
von da zuruͤck machen. Wenn wir an der Graͤnze einer<lb/>
Provinz ankamen, kam uns, wie diesmahl, allezeit ein von<lb/>ſeinem Herrn abgeſchickter Beamte entgegen, der uns nicht<lb/>
nur in deſſen Nahmen allen erforderlichen Beyſtand an<lb/></p></div></body></text></TEI>
[70/0104]
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
Sanga iſt die Hauptſtadt dieſer Landſchaft. Sie
hat ein Schloß, wo der Fuͤrſt derſelben reſidirt, Wall
und Graben, und an den Thoren Wache. Sie iſt, wie
die meiſten Staͤdte, ordentlich gebauet, und ihre Straßen
ſind, wie auch faſt allenthalben, gerade und breit.
Auch hat ſie verſchiedne Waſſerkanaͤle, die ganz durch
ſie hingehen.
Den 8. Maͤrz reiſeten wir ungefaͤhr zehn Meilen
bis zu der Stadt Itſka. Der Weg ging verſchiedne
große und kleine Doͤrfer vorbey, und uͤber ſehr hohe Berge.
Zuerſt kamen wir nach Farda, von da nach Jamayo,
und uͤber einen hohen Berg nach Fiamits. Dies liegt
in einer herrlichen Gegend. Wir raſteten hier auch eine
Zeit lang, tractirten uns und die Japaniſchen Beamten
mit Sakki, machten der Wirthin ein Geſchenk an Geld
von ſieben Mas und fuͤnf Konderyn, welches an dieſem
Orte ſo hergebracht iſt, und reiſeten weiter bis Utſini.
Waͤhrend wir heute unſre Reiſe in der Landſchaft
Tſikudſen fortſetzten, wurden wir von einem Beamten be-
gleitet, den der Fuͤrſt derſelben uns entgegen geſchickt
hatte, um uns eine gluͤckliche Ankunft zu wuͤnſchen, und
uns durch ſein Land das Geleit zu geben. So verachtet
der Europaͤer auf ihrer Factorey, und ſo ſchlecht alle Aus-
laͤnder in den Augen der Japaner ſind, mit ſo vorzuͤg-
licher Hoͤflichkeit und Dienſtfertigkeit begegnet man auf
der Reiſe nach Hofe und zuruͤck der Hollaͤndiſchen Am-
baſſade. Man beweiſet ihr eben die Achtung und Ehrer-
biethung, die den eignen Befehlshabern des Landes erzei-
get wird, wenn ſie ihre jaͤhrliche Reiſe zum Kaiſer, und
von da zuruͤck machen. Wenn wir an der Graͤnze einer
Provinz ankamen, kam uns, wie diesmahl, allezeit ein von
ſeinem Herrn abgeſchickter Beamte entgegen, der uns nicht
nur in deſſen Nahmen allen erforderlichen Beyſtand an
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/104>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.