Thauwetter einfiel, strömte auf den nach der Seine sich neigenden Straßen das Wasser in solcher Menge, daß man nicht gehen konnte.
Jedermann isset hier Weizenbrot, auch die gerin- gen Leute; diese können daher mit Brot allein, ohne Fleisch oder Zugemüse, sich besser behelfen, als wenn sie Rockenbrot äßen. -- Beym Aufdecken legt man in Frankreich nicht immer Messer auf, sondern sehr oft sind die Gäste genöthigt, sich ihres Taschenmessers bey Tische zu bedienen. Man pflegt daher ein solches bey sich zu führen, das dazu taugt.
Unter den Gebäuden zeichnet sich das Kaufmanns- haus (palais des Marchands) durch seine Schönheit aus. Da werden auch allerhand Putzsachen und Galan- terie Waaren verkauft. Am Abend vor Neujahr wird es aufs prächtigste illuminirt, und alle Waaren und Sa- chen werden alsdann hervorgesetzt, um sie zu zeigen. -- Luxemburg ist ein vortreffliches Palais, mit einem Schloß- platze und großen Garten, worin man, eben so als in den Thuillerien, ungehindert spatzieren kann, wiewohl niemand, der nicht einen Degen trägt, eingelassen wird. Die da- sige Gemählde-Gallerie steht Mittwochs und Sonnabends von zehn bis ein Uhr offen. An der einen Seite sieht man die Geschichte der Marie de Medicis, und in den Zimmern an der andern Seite sind sowohl große als klei- ne Schildereyen in Menge aufgestellt. -- Unter den Klöstern sind verschiedne recht groß, haben inwendig ei- nen großen Hof, und manchmahl ganz hübsche Gärten, worin jedermann die Promenade erlaubt ist. -- Vaux- Hall liegt außerhalb der elisäischen Felder. Einige En- trepreneure haben es angelegt, und unterhalten es. Es ist sehr prächtig. An gewissen Tagen wird da ein Orche- ster gehalten, und wer Lust hat, kann tanzen. Gegen
Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
Thauwetter einfiel, ſtroͤmte auf den nach der Seine ſich neigenden Straßen das Waſſer in ſolcher Menge, daß man nicht gehen konnte.
Jedermann iſſet hier Weizenbrot, auch die gerin- gen Leute; dieſe koͤnnen daher mit Brot allein, ohne Fleiſch oder Zugemuͤſe, ſich beſſer behelfen, als wenn ſie Rockenbrot aͤßen. — Beym Aufdecken legt man in Frankreich nicht immer Meſſer auf, ſondern ſehr oft ſind die Gaͤſte genoͤthigt, ſich ihres Taſchenmeſſers bey Tiſche zu bedienen. Man pflegt daher ein ſolches bey ſich zu fuͤhren, das dazu taugt.
Unter den Gebaͤuden zeichnet ſich das Kaufmanns- haus (palais des Marchands) durch ſeine Schoͤnheit aus. Da werden auch allerhand Putzſachen und Galan- terie Waaren verkauft. Am Abend vor Neujahr wird es aufs praͤchtigſte illuminirt, und alle Waaren und Sa- chen werden alsdann hervorgeſetzt, um ſie zu zeigen. — Luxemburg iſt ein vortreffliches Palais, mit einem Schloß- platze und großen Garten, worin man, eben ſo als in den Thuillerien, ungehindert ſpatzieren kann, wiewohl niemand, der nicht einen Degen traͤgt, eingelaſſen wird. Die da- ſige Gemaͤhlde-Gallerie ſteht Mittwochs und Sonnabends von zehn bis ein Uhr offen. An der einen Seite ſieht man die Geſchichte der Marie de Medicis, und in den Zimmern an der andern Seite ſind ſowohl große als klei- ne Schildereyen in Menge aufgeſtellt. — Unter den Kloͤſtern ſind verſchiedne recht groß, haben inwendig ei- nen großen Hof, und manchmahl ganz huͤbſche Gaͤrten, worin jedermann die Promenade erlaubt iſt. — Vaux- Hall liegt außerhalb der eliſaͤiſchen Felder. Einige En- trepreneure haben es angelegt, und unterhalten es. Es iſt ſehr praͤchtig. An gewiſſen Tagen wird da ein Orche- ſter gehalten, und wer Luſt hat, kann tanzen. Gegen
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Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
Thauwetter einfiel, ſtroͤmte auf den nach der Seine ſich
neigenden Straßen das Waſſer in ſolcher Menge, daß
man nicht gehen konnte.
Jedermann iſſet hier Weizenbrot, auch die gerin-
gen Leute; dieſe koͤnnen daher mit Brot allein, ohne
Fleiſch oder Zugemuͤſe, ſich beſſer behelfen, als wenn ſie
Rockenbrot aͤßen. — Beym Aufdecken legt man in
Frankreich nicht immer Meſſer auf, ſondern ſehr oft
ſind die Gaͤſte genoͤthigt, ſich ihres Taſchenmeſſers bey
Tiſche zu bedienen. Man pflegt daher ein ſolches bey
ſich zu fuͤhren, das dazu taugt.
Unter den Gebaͤuden zeichnet ſich das Kaufmanns-
haus (palais des Marchands) durch ſeine Schoͤnheit
aus. Da werden auch allerhand Putzſachen und Galan-
terie Waaren verkauft. Am Abend vor Neujahr wird es
aufs praͤchtigſte illuminirt, und alle Waaren und Sa-
chen werden alsdann hervorgeſetzt, um ſie zu zeigen. —
Luxemburg iſt ein vortreffliches Palais, mit einem Schloß-
platze und großen Garten, worin man, eben ſo als in den
Thuillerien, ungehindert ſpatzieren kann, wiewohl niemand,
der nicht einen Degen traͤgt, eingelaſſen wird. Die da-
ſige Gemaͤhlde-Gallerie ſteht Mittwochs und Sonnabends
von zehn bis ein Uhr offen. An der einen Seite ſieht
man die Geſchichte der Marie de Medicis, und in den
Zimmern an der andern Seite ſind ſowohl große als klei-
ne Schildereyen in Menge aufgeſtellt. — Unter den
Kloͤſtern ſind verſchiedne recht groß, haben inwendig ei-
nen großen Hof, und manchmahl ganz huͤbſche Gaͤrten,
worin jedermann die Promenade erlaubt iſt. — Vaux-
Hall liegt außerhalb der eliſaͤiſchen Felder. Einige En-
trepreneure haben es angelegt, und unterhalten es. Es
iſt ſehr praͤchtig. An gewiſſen Tagen wird da ein Orche-
ſter gehalten, und wer Luſt hat, kann tanzen. Gegen
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/78>, abgerufen am 22.11.2024.
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