vermißt, sie da, ehe sie begraben werden, besehen können.
Auf der Straße wird Obst und manche andre Waa- re ausgerufen, selbst das Wasser, welches Kerle aus der Seine holen, und zum Hausbehufe verkaufen. Sogar Auctionen werden nicht selten auf der Straße ge- halten; der Auctionator gebraucht alsdann keinen Ham- mer oder Schlüssel, um zuzuschlagen, sondern ruft nur zum ersten, zum andern, und zum dritten, läßt sich so- dann augenblicklich das Geld auszahlen, und geht weiter. Ueberhaupt findet man auf den Straßen alles, Altes und Neues, zu Kauf.
Eben so trifft man auf allen Märkten und andern öffentlichen Plätzen, auch beynahe in allen Gassen, Schuh- putzer an, die den Fußgängern ihre Dienste anbiethen. Dieser Dienste bedarf man auch, weil es hier des vielen Fahrens wegen und da die Gassenrinnen mitten in der Straße sind, fast das ganze Jahr hindurch unrein ist. In meinem Vaterlande würden diese Leute übel daran seyn; denn sie würden Dreyviertheil des Jahres ohne Verdienst bleiben. Wenn es regnet, kann man vor Re- genschirmen kaum durchkommen; diese sind hier aber auch unentbehrlich, weil jedermann, wie in Japan, beständig mit bloßem Kopfe geht. -- Wer des Nachts spät in der Stadt zu gehen hat, findet Leute mit Leuchten auf der Straße, die für ein geringes Trinkgeld ihn zu Hause leuchten.
Schon im December ging man mit Muffen. Die- se trägt man hier sehr klein, und entweder von seidnem Zeuge oder von Federn, und mit einem Bande, um sie zuzuziehen. Als die Kälte um die Mitte des Januars stärker wurde, trugen manche, wenn sie ausgingen, Ge- fäße mit Feuer, um die Hände zu wärmen. Sobald
Thunbergs Reise. Erster Theil. D
Aufenthalt in Paris.
vermißt, ſie da, ehe ſie begraben werden, beſehen koͤnnen.
Auf der Straße wird Obſt und manche andre Waa- re ausgerufen, ſelbſt das Waſſer, welches Kerle aus der Seine holen, und zum Hausbehufe verkaufen. Sogar Auctionen werden nicht ſelten auf der Straße ge- halten; der Auctionator gebraucht alsdann keinen Ham- mer oder Schluͤſſel, um zuzuſchlagen, ſondern ruft nur zum erſten, zum andern, und zum dritten, laͤßt ſich ſo- dann augenblicklich das Geld auszahlen, und geht weiter. Ueberhaupt findet man auf den Straßen alles, Altes und Neues, zu Kauf.
Eben ſo trifft man auf allen Maͤrkten und andern oͤffentlichen Plaͤtzen, auch beynahe in allen Gaſſen, Schuh- putzer an, die den Fußgaͤngern ihre Dienſte anbiethen. Dieſer Dienſte bedarf man auch, weil es hier des vielen Fahrens wegen und da die Gaſſenrinnen mitten in der Straße ſind, faſt das ganze Jahr hindurch unrein iſt. In meinem Vaterlande wuͤrden dieſe Leute uͤbel daran ſeyn; denn ſie wuͤrden Dreyviertheil des Jahres ohne Verdienſt bleiben. Wenn es regnet, kann man vor Re- genſchirmen kaum durchkommen; dieſe ſind hier aber auch unentbehrlich, weil jedermann, wie in Japan, beſtaͤndig mit bloßem Kopfe geht. — Wer des Nachts ſpaͤt in der Stadt zu gehen hat, findet Leute mit Leuchten auf der Straße, die fuͤr ein geringes Trinkgeld ihn zu Hauſe leuchten.
Schon im December ging man mit Muffen. Die- ſe traͤgt man hier ſehr klein, und entweder von ſeidnem Zeuge oder von Federn, und mit einem Bande, um ſie zuzuziehen. Als die Kaͤlte um die Mitte des Januars ſtaͤrker wurde, trugen manche, wenn ſie ausgingen, Ge- faͤße mit Feuer, um die Haͤnde zu waͤrmen. Sobald
Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. D
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Aufenthalt in Paris.
vermißt, ſie da, ehe ſie begraben werden, beſehen
koͤnnen.
Auf der Straße wird Obſt und manche andre Waa-
re ausgerufen, ſelbſt das Waſſer, welches Kerle aus
der Seine holen, und zum Hausbehufe verkaufen.
Sogar Auctionen werden nicht ſelten auf der Straße ge-
halten; der Auctionator gebraucht alsdann keinen Ham-
mer oder Schluͤſſel, um zuzuſchlagen, ſondern ruft nur
zum erſten, zum andern, und zum dritten, laͤßt ſich ſo-
dann augenblicklich das Geld auszahlen, und geht weiter.
Ueberhaupt findet man auf den Straßen alles, Altes
und Neues, zu Kauf.
Eben ſo trifft man auf allen Maͤrkten und andern
oͤffentlichen Plaͤtzen, auch beynahe in allen Gaſſen, Schuh-
putzer an, die den Fußgaͤngern ihre Dienſte anbiethen.
Dieſer Dienſte bedarf man auch, weil es hier des vielen
Fahrens wegen und da die Gaſſenrinnen mitten in der
Straße ſind, faſt das ganze Jahr hindurch unrein iſt.
In meinem Vaterlande wuͤrden dieſe Leute uͤbel daran
ſeyn; denn ſie wuͤrden Dreyviertheil des Jahres ohne
Verdienſt bleiben. Wenn es regnet, kann man vor Re-
genſchirmen kaum durchkommen; dieſe ſind hier aber auch
unentbehrlich, weil jedermann, wie in Japan, beſtaͤndig
mit bloßem Kopfe geht. — Wer des Nachts ſpaͤt in
der Stadt zu gehen hat, findet Leute mit Leuchten auf
der Straße, die fuͤr ein geringes Trinkgeld ihn zu Hauſe
leuchten.
Schon im December ging man mit Muffen. Die-
ſe traͤgt man hier ſehr klein, und entweder von ſeidnem
Zeuge oder von Federn, und mit einem Bande, um ſie
zuzuziehen. Als die Kaͤlte um die Mitte des Januars
ſtaͤrker wurde, trugen manche, wenn ſie ausgingen, Ge-
faͤße mit Feuer, um die Haͤnde zu waͤrmen. Sobald
Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. D
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/77>, abgerufen am 24.11.2024.
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