zubringen, der beym Ausfegen an die Mauer oder Wand gekehrt worden.
Die Häuser in Paris sind häufig mit Schiefer ge- deckt. Sie sehen meistentheils auswendig dunkel aus; und da die Fenster an der inwendigen Seite der Mauer eingesetzt sind, haben sie noch weniger Ansehen. Auch werden die Fenster durchgängig nach dem Zimmer, nicht nach der Straße zu geöffnet. Die unteren Fenster wer- den auch wohl in die Höhe geschoben. Im zweyten Stock- werke sind häufig, bisweilen auch im dritten, vor den Fenstern kleine Altane mit einem Gitter angebracht.
Die Bettstellen sind sehr hoch und groß, und stehen frey, von der Wand abgekehrt. Man schläft auf vielen Betten. Die Kopfkissen sind cylinderförmig, und ein Hals, der nicht daran gewöhnt ist, liegt sehr unbequem darauf.
Die Gassen sind des Abends und Nachts nirgend besser, als in Paris, erleuchtet. Die Laternen sind groß, hangen an Seilen, die quer über die Straße gezogen sind, und geben gar keinen Schatten. Ueberhaupt sind die hiesigen Polizey-Anstalten ganz vorzüglich gut. Tag und Nacht gehen Patrouillen, und zwar dicht hinterein- ander, um die Sicherheit in dieser großen und weitläuf- tigen Stadt zu erhalten. Fast in jeder Straße hält sich ein Commissär auf, dem es zukommt, kleine entstandne Streitigkeiten zu schlichten. Bisweilen trägt es sich zu, daß Leute, es sey gewaltsamer Weise, oder durch einen Zufall, auf der Straße das Leben verlieren. Da es nun unmöglich ist, daß die Polizey-Bedienten alle solche Leute kennen können, werden sie in einem gewissen Hause, in einem dazu bestimmten, mit einem Gitter versehenen, Zimmer einige Tage lang öffentlich zur Schau gestellt, damit die, welchen sie angehören, oder wer sonst jemand
ver-
Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
zubringen, der beym Ausfegen an die Mauer oder Wand gekehrt worden.
Die Haͤuſer in Paris ſind haͤufig mit Schiefer ge- deckt. Sie ſehen meiſtentheils auswendig dunkel aus; und da die Fenſter an der inwendigen Seite der Mauer eingeſetzt ſind, haben ſie noch weniger Anſehen. Auch werden die Fenſter durchgaͤngig nach dem Zimmer, nicht nach der Straße zu geoͤffnet. Die unteren Fenſter wer- den auch wohl in die Hoͤhe geſchoben. Im zweyten Stock- werke ſind haͤufig, bisweilen auch im dritten, vor den Fenſtern kleine Altane mit einem Gitter angebracht.
Die Bettſtellen ſind ſehr hoch und groß, und ſtehen frey, von der Wand abgekehrt. Man ſchlaͤft auf vielen Betten. Die Kopfkiſſen ſind cylinderfoͤrmig, und ein Hals, der nicht daran gewoͤhnt iſt, liegt ſehr unbequem darauf.
Die Gaſſen ſind des Abends und Nachts nirgend beſſer, als in Paris, erleuchtet. Die Laternen ſind groß, hangen an Seilen, die quer uͤber die Straße gezogen ſind, und geben gar keinen Schatten. Ueberhaupt ſind die hieſigen Polizey-Anſtalten ganz vorzuͤglich gut. Tag und Nacht gehen Patrouillen, und zwar dicht hinterein- ander, um die Sicherheit in dieſer großen und weitlaͤuf- tigen Stadt zu erhalten. Faſt in jeder Straße haͤlt ſich ein Commiſſaͤr auf, dem es zukommt, kleine entſtandne Streitigkeiten zu ſchlichten. Bisweilen traͤgt es ſich zu, daß Leute, es ſey gewaltſamer Weiſe, oder durch einen Zufall, auf der Straße das Leben verlieren. Da es nun unmoͤglich iſt, daß die Polizey-Bedienten alle ſolche Leute kennen koͤnnen, werden ſie in einem gewiſſen Hauſe, in einem dazu beſtimmten, mit einem Gitter verſehenen, Zimmer einige Tage lang oͤffentlich zur Schau geſtellt, damit die, welchen ſie angehoͤren, oder wer ſonſt jemand
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Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
zubringen, der beym Ausfegen an die Mauer oder Wand
gekehrt worden.
Die Haͤuſer in Paris ſind haͤufig mit Schiefer ge-
deckt. Sie ſehen meiſtentheils auswendig dunkel aus;
und da die Fenſter an der inwendigen Seite der Mauer
eingeſetzt ſind, haben ſie noch weniger Anſehen. Auch
werden die Fenſter durchgaͤngig nach dem Zimmer, nicht
nach der Straße zu geoͤffnet. Die unteren Fenſter wer-
den auch wohl in die Hoͤhe geſchoben. Im zweyten Stock-
werke ſind haͤufig, bisweilen auch im dritten, vor den
Fenſtern kleine Altane mit einem Gitter angebracht.
Die Bettſtellen ſind ſehr hoch und groß, und ſtehen
frey, von der Wand abgekehrt. Man ſchlaͤft auf vielen
Betten. Die Kopfkiſſen ſind cylinderfoͤrmig, und ein
Hals, der nicht daran gewoͤhnt iſt, liegt ſehr unbequem
darauf.
Die Gaſſen ſind des Abends und Nachts nirgend
beſſer, als in Paris, erleuchtet. Die Laternen ſind groß,
hangen an Seilen, die quer uͤber die Straße gezogen
ſind, und geben gar keinen Schatten. Ueberhaupt ſind
die hieſigen Polizey-Anſtalten ganz vorzuͤglich gut. Tag
und Nacht gehen Patrouillen, und zwar dicht hinterein-
ander, um die Sicherheit in dieſer großen und weitlaͤuf-
tigen Stadt zu erhalten. Faſt in jeder Straße haͤlt ſich
ein Commiſſaͤr auf, dem es zukommt, kleine entſtandne
Streitigkeiten zu ſchlichten. Bisweilen traͤgt es ſich zu,
daß Leute, es ſey gewaltſamer Weiſe, oder durch einen
Zufall, auf der Straße das Leben verlieren. Da es
nun unmoͤglich iſt, daß die Polizey-Bedienten alle ſolche
Leute kennen koͤnnen, werden ſie in einem gewiſſen Hauſe,
in einem dazu beſtimmten, mit einem Gitter verſehenen,
Zimmer einige Tage lang oͤffentlich zur Schau geſtellt,
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/76>, abgerufen am 24.11.2024.
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