Lauverjat, du Scu und Pean, auch la Rie tragen sie ebenfalls vor; der letztere in den Häusern zweyer Hebam- men. La Rie nimmt zwar kein Geld, denn er will gern viel Zuhörer anlocken; aber er läßt sich hernach für Zei- gung der Handgriffe einen Louisd'or bezahlen. -- Ohne Bezahlung zu nehmen lehren Didier die Osteologie, und Moreau die praktische Chirurgie wöchentlich vier Stun- den in der dritten Etage des Hotel-Dieu. Auch halten die Geistlichen in der Charite bisweilen anatomische Vor- lesungen umsonst.
Außerdem haben die Studierenden beständig Zu- gang zu den hiesigen öffentlichen sowohl als einigen Pri- vat-Einrichtungen, durch deren Benutzung man seine Kenntnisse in der Botanik und Materia medica, auf eine vorzügliche Art vermehren und berichtigen kann. Herr Royer, Material- und Spezereyhändler in der Haupt- straße der Vorstadt Saint-Germain öffnet nach vorher geschehener Bekanntmachung alle Dienstage, Donnersta- ge und Freytage im May seine Gärten den Botanikern, und zu andern Zeiten den Hebammen und den Apotheker- gesellen. Auch stellt er Mittwochs und Sonnabends bo- tanische Spatziergänge an. Seine Sammlung von Spe- zereyen und Naturalien zeigt er ebenfalls den Studieren- den gern. Herr Barbau du Bourg hält gleichfalls Vor- lesungen über die Kräuterkunde. In dem sogenannten Apothekergarten (Jardin des Apothicaires) bekommt man alle da blühende Gewächse für achtzehn Livres *).
Aus dem jetzt mitgetheilten Verzeichnisse erhellet, daß in Paris nicht nur die ansehnlichste medicinische Fa- cultät ist, und keine andre Universität in diesem Stücke
*) Seit der Verfasser dieses schrieb, sind verschiedne berühmte Lehrer, die er hier anführt, gestorben, und manche andere verdienstvolle Männer an ihre Stelle gekommen.
Aufenthalt in Paris.
Lauverjat, du Sçu und Pean, auch la Rie tragen ſie ebenfalls vor; der letztere in den Haͤuſern zweyer Hebam- men. La Rie nimmt zwar kein Geld, denn er will gern viel Zuhoͤrer anlocken; aber er laͤßt ſich hernach fuͤr Zei- gung der Handgriffe einen Louisd’or bezahlen. — Ohne Bezahlung zu nehmen lehren Didier die Oſteologie, und Moreau die praktiſche Chirurgie woͤchentlich vier Stun- den in der dritten Etage des Hotel-Dieu. Auch halten die Geiſtlichen in der Charité bisweilen anatomiſche Vor- leſungen umſonſt.
Außerdem haben die Studierenden beſtaͤndig Zu- gang zu den hieſigen oͤffentlichen ſowohl als einigen Pri- vat-Einrichtungen, durch deren Benutzung man ſeine Kenntniſſe in der Botanik und Materia medica, auf eine vorzuͤgliche Art vermehren und berichtigen kann. Herr Royer, Material- und Spezereyhaͤndler in der Haupt- ſtraße der Vorſtadt Saint-Germain oͤffnet nach vorher geſchehener Bekanntmachung alle Dienſtage, Donnerſta- ge und Freytage im May ſeine Gaͤrten den Botanikern, und zu andern Zeiten den Hebammen und den Apotheker- geſellen. Auch ſtellt er Mittwochs und Sonnabends bo- taniſche Spatziergaͤnge an. Seine Sammlung von Spe- zereyen und Naturalien zeigt er ebenfalls den Studieren- den gern. Herr Barbau du Bourg haͤlt gleichfalls Vor- leſungen uͤber die Kraͤuterkunde. In dem ſogenannten Apothekergarten (Jardin des Apothicaires) bekommt man alle da bluͤhende Gewaͤchſe fuͤr achtzehn Livres *).
Aus dem jetzt mitgetheilten Verzeichniſſe erhellet, daß in Paris nicht nur die anſehnlichſte mediciniſche Fa- cultaͤt iſt, und keine andre Univerſitaͤt in dieſem Stuͤcke
*) Seit der Verfaſſer dieſes ſchrieb, ſind verſchiedne beruͤhmte Lehrer, die er hier anfuͤhrt, geſtorben, und manche andere verdienſtvolle Maͤnner an ihre Stelle gekommen.
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Aufenthalt in Paris.
Lauverjat, du Sçu und Pean, auch la Rie tragen ſie
ebenfalls vor; der letztere in den Haͤuſern zweyer Hebam-
men. La Rie nimmt zwar kein Geld, denn er will gern
viel Zuhoͤrer anlocken; aber er laͤßt ſich hernach fuͤr Zei-
gung der Handgriffe einen Louisd’or bezahlen. — Ohne
Bezahlung zu nehmen lehren Didier die Oſteologie, und
Moreau die praktiſche Chirurgie woͤchentlich vier Stun-
den in der dritten Etage des Hotel-Dieu. Auch halten
die Geiſtlichen in der Charité bisweilen anatomiſche Vor-
leſungen umſonſt.
Außerdem haben die Studierenden beſtaͤndig Zu-
gang zu den hieſigen oͤffentlichen ſowohl als einigen Pri-
vat-Einrichtungen, durch deren Benutzung man ſeine
Kenntniſſe in der Botanik und Materia medica, auf
eine vorzuͤgliche Art vermehren und berichtigen kann. Herr
Royer, Material- und Spezereyhaͤndler in der Haupt-
ſtraße der Vorſtadt Saint-Germain oͤffnet nach vorher
geſchehener Bekanntmachung alle Dienſtage, Donnerſta-
ge und Freytage im May ſeine Gaͤrten den Botanikern,
und zu andern Zeiten den Hebammen und den Apotheker-
geſellen. Auch ſtellt er Mittwochs und Sonnabends bo-
taniſche Spatziergaͤnge an. Seine Sammlung von Spe-
zereyen und Naturalien zeigt er ebenfalls den Studieren-
den gern. Herr Barbau du Bourg haͤlt gleichfalls Vor-
leſungen uͤber die Kraͤuterkunde. In dem ſogenannten
Apothekergarten (Jardin des Apothicaires) bekommt
man alle da bluͤhende Gewaͤchſe fuͤr achtzehn Livres *).
Aus dem jetzt mitgetheilten Verzeichniſſe erhellet,
daß in Paris nicht nur die anſehnlichſte mediciniſche Fa-
cultaͤt iſt, und keine andre Univerſitaͤt in dieſem Stuͤcke
*) Seit der Verfaſſer dieſes ſchrieb, ſind verſchiedne beruͤhmte Lehrer, die
er hier anfuͤhrt, geſtorben, und manche andere verdienſtvolle Maͤnner an
ihre Stelle gekommen.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/69>, abgerufen am 19.07.2024.
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