tenhäuser die Goldfische hält, zum Schatten für diese Fischchen. Sie wächst aber auch im Ueberfluß in allen Gräben und Teichen, oder sie schwimmt vielmehr darin; denn die Wurzeln dieses Krauts setzen sich nicht in der Erde fest.
Das Palmriet oder Rotang (Calamus Rotang) gebrauchen die Javaner fast durchgängig statt Stricke und Seile, entweder ganz oder in schmale Streifen zer- spalten. Sie wissen damit alles sehr behende zu binden. Auch flechten sie Körbe, die nicht nur stark, sondern auch nett sind, und breite Matten, um darauf zu sitzen, die ebenfalls sehr artig gearbeitet sind, aus diesem dün- nen Rohr.
Der Bambosbaum (Arundo Bambos) gehört zu den nützlichsten und unentbehrlichsten in diesem Lande. Die Javaner verfertigen daraus in größter Geschwindig- keit fast alles was sie bedürfen. Sie bauen Häuser da- von, machen Stühle daraus, Tische, Bettstellen, aller- ley andre Meublen, Treppen, Leitern, Tragstangen, Schiffsgeräth, und mancherley andre Sachen, die wirk- lich nett, stark und leicht gearbeitet sind.
Die auf den Straßen zu Batavia vor den Häusern stehenden Bäume sind meistentheils das große so wohl als das kleine Schönblatt (Inophyllum calophyllum und calaba), der gemeine Kanarienbaum (Canarium commune), nebst einigen andern seltenen Arten. Auf verschiednen Höfen sah ich sehr hohe Bäume von der Gattung der schönen Guettarde (Guettarda speciosa) stehen. Der größte Baum indessen, den ich je gesehen habe, war eine pferdhaarblättrichte Kasuarine (Casuari- na equisetifolia), die am Flusse stand, und sich mit ihren breiten und weitläuftigen Zweigen unglaublich weit ausdehnte.
Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java.
tenhaͤuſer die Goldfiſche haͤlt, zum Schatten fuͤr dieſe Fiſchchen. Sie waͤchſt aber auch im Ueberfluß in allen Graͤben und Teichen, oder ſie ſchwimmt vielmehr darin; denn die Wurzeln dieſes Krauts ſetzen ſich nicht in der Erde feſt.
Das Palmriet oder Rotang (Calamus Rotang) gebrauchen die Javaner faſt durchgaͤngig ſtatt Stricke und Seile, entweder ganz oder in ſchmale Streifen zer- ſpalten. Sie wiſſen damit alles ſehr behende zu binden. Auch flechten ſie Koͤrbe, die nicht nur ſtark, ſondern auch nett ſind, und breite Matten, um darauf zu ſitzen, die ebenfalls ſehr artig gearbeitet ſind, aus dieſem duͤn- nen Rohr.
Der Bambosbaum (Arundo Bambos) gehoͤrt zu den nuͤtzlichſten und unentbehrlichſten in dieſem Lande. Die Javaner verfertigen daraus in groͤßter Geſchwindig- keit faſt alles was ſie beduͤrfen. Sie bauen Haͤuſer da- von, machen Stuͤhle daraus, Tiſche, Bettſtellen, aller- ley andre Meublen, Treppen, Leitern, Tragſtangen, Schiffsgeraͤth, und mancherley andre Sachen, die wirk- lich nett, ſtark und leicht gearbeitet ſind.
Die auf den Straßen zu Batavia vor den Haͤuſern ſtehenden Baͤume ſind meiſtentheils das große ſo wohl als das kleine Schoͤnblatt (Inophyllum calophyllum und calaba), der gemeine Kanarienbaum (Canarium commune), nebſt einigen andern ſeltenen Arten. Auf verſchiednen Hoͤfen ſah ich ſehr hohe Baͤume von der Gattung der ſchoͤnen Guettarde (Guettarda ſpecioſa) ſtehen. Der groͤßte Baum indeſſen, den ich je geſehen habe, war eine pferdhaarblaͤttrichte Kaſuarine (Caſuari- na equiſetifolia), die am Fluſſe ſtand, und ſich mit ihren breiten und weitlaͤuftigen Zweigen unglaublich weit ausdehnte.
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Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java.
tenhaͤuſer die Goldfiſche haͤlt, zum Schatten fuͤr dieſe
Fiſchchen. Sie waͤchſt aber auch im Ueberfluß in allen
Graͤben und Teichen, oder ſie ſchwimmt vielmehr darin;
denn die Wurzeln dieſes Krauts ſetzen ſich nicht in der
Erde feſt.
Das Palmriet oder Rotang (Calamus Rotang)
gebrauchen die Javaner faſt durchgaͤngig ſtatt Stricke
und Seile, entweder ganz oder in ſchmale Streifen zer-
ſpalten. Sie wiſſen damit alles ſehr behende zu binden.
Auch flechten ſie Koͤrbe, die nicht nur ſtark, ſondern
auch nett ſind, und breite Matten, um darauf zu ſitzen,
die ebenfalls ſehr artig gearbeitet ſind, aus dieſem duͤn-
nen Rohr.
Der Bambosbaum (Arundo Bambos) gehoͤrt zu
den nuͤtzlichſten und unentbehrlichſten in dieſem Lande.
Die Javaner verfertigen daraus in groͤßter Geſchwindig-
keit faſt alles was ſie beduͤrfen. Sie bauen Haͤuſer da-
von, machen Stuͤhle daraus, Tiſche, Bettſtellen, aller-
ley andre Meublen, Treppen, Leitern, Tragſtangen,
Schiffsgeraͤth, und mancherley andre Sachen, die wirk-
lich nett, ſtark und leicht gearbeitet ſind.
Die auf den Straßen zu Batavia vor den Haͤuſern
ſtehenden Baͤume ſind meiſtentheils das große ſo wohl
als das kleine Schoͤnblatt (Inophyllum calophyllum
und calaba), der gemeine Kanarienbaum (Canarium
commune), nebſt einigen andern ſeltenen Arten. Auf
verſchiednen Hoͤfen ſah ich ſehr hohe Baͤume von der
Gattung der ſchoͤnen Guettarde (Guettarda ſpecioſa)
ſtehen. Der groͤßte Baum indeſſen, den ich je geſehen
habe, war eine pferdhaarblaͤttrichte Kaſuarine (Caſuari-
na equiſetifolia), die am Fluſſe ſtand, und ſich mit
ihren breiten und weitlaͤuftigen Zweigen unglaublich weit
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/599>, abgerufen am 22.11.2024.
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