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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Produkte des Gewächsreiches auf Java.
zeit. Fische, Fleischgerichte und Brühen isset man gar
nicht, ohne dies heiße Gewürz, und in der so genann-
ten Karrisuppe ist der Spanische Pfeffer das Vornehmste.
Diese Karrisuppe, ein in Indien sehr häufig vorkom-
mendes Essen, ist eine gewöhnliche Fleischsuppe, die mit
verschiednen Spezereyen, als Bartgras (Andropogon
Schoenanthus
), Gelbwurz (Gurkumey), hauptsäch-
lich aber Spanischem Pfeffer zubereitet wird. Von der
Gurkumey wird sie stark gelb, von dem Spanischen
Pfeffer aber so heiß und brennend, daß, wer nicht daran
gewöhnt ist, Mund und Hals auf immer zu verbrennen
glaubt, wenn er davon isset. Mit der Zeit empfindet
man dies weniger, und endlich gewinnt man solchen Ge-
schmack daran, daß man nichts lieber isset, als diese
Suppe. Bey den Indiern reitzt sie die vom Betel be-
täubten und stumpf gemachten Zungennerven, und stärkt
ihren schlaffen und zum Verdauen trägen Magen. Um
das Hitzige zu mildern, thut man wohl, jeder so viel
ihm gefällig ist, etwas Reiß hinzu, wenn man davon
essen will.

Zu den Javaschen Gewürzgewächsen gehört auch
der Arabische Kostbaum (Costus Arabicus). Diesen
traf ich so gar am Stadtgraben vor Batavia an. Die
aromatische Wurzel desselben wird nach verschiednen Ge-
genden Indiens verführt, und mit Vortheil verkauft.
Auch der Ingber, so wohl der rechte oder gemeine
(Amomum Zingiber), als auch der wilde (Amo-
mum Zerumbet
), wachsen auf Java in den etwas tief
hinein liegenden Gegenden auf dürren Sandfeldern, und
oft so gar am Wege. Beyde Arten sind im Grunde
vermuthlich nur eine; wenigstens ist wohl nur ein ge-
ringer Unterschied dazwischen, weil die Blumenähre,
welche anfangs rund ist, nach und nach herauswächst

Thunbergs Reise. 1. Bandes 2. Theil. R

Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java.
zeit. Fiſche, Fleiſchgerichte und Bruͤhen iſſet man gar
nicht, ohne dies heiße Gewuͤrz, und in der ſo genann-
ten Karriſuppe iſt der Spaniſche Pfeffer das Vornehmſte.
Dieſe Karriſuppe, ein in Indien ſehr haͤufig vorkom-
mendes Eſſen, iſt eine gewoͤhnliche Fleiſchſuppe, die mit
verſchiednen Spezereyen, als Bartgras (Andropogon
Schoenanthus
), Gelbwurz (Gurkumey), hauptſaͤch-
lich aber Spaniſchem Pfeffer zubereitet wird. Von der
Gurkumey wird ſie ſtark gelb, von dem Spaniſchen
Pfeffer aber ſo heiß und brennend, daß, wer nicht daran
gewoͤhnt iſt, Mund und Hals auf immer zu verbrennen
glaubt, wenn er davon iſſet. Mit der Zeit empfindet
man dies weniger, und endlich gewinnt man ſolchen Ge-
ſchmack daran, daß man nichts lieber iſſet, als dieſe
Suppe. Bey den Indiern reitzt ſie die vom Betel be-
taͤubten und ſtumpf gemachten Zungennerven, und ſtaͤrkt
ihren ſchlaffen und zum Verdauen traͤgen Magen. Um
das Hitzige zu mildern, thut man wohl, jeder ſo viel
ihm gefaͤllig iſt, etwas Reiß hinzu, wenn man davon
eſſen will.

Zu den Javaſchen Gewuͤrzgewaͤchſen gehoͤrt auch
der Arabiſche Koſtbaum (Coſtus Arabicus). Dieſen
traf ich ſo gar am Stadtgraben vor Batavia an. Die
aromatiſche Wurzel deſſelben wird nach verſchiednen Ge-
genden Indiens verfuͤhrt, und mit Vortheil verkauft.
Auch der Ingber, ſo wohl der rechte oder gemeine
(Amomum Zingiber), als auch der wilde (Amo-
mum Zerumbet
), wachſen auf Java in den etwas tief
hinein liegenden Gegenden auf duͤrren Sandfeldern, und
oft ſo gar am Wege. Beyde Arten ſind im Grunde
vermuthlich nur eine; wenigſtens iſt wohl nur ein ge-
ringer Unterſchied dazwiſchen, weil die Blumenaͤhre,
welche anfangs rund iſt, nach und nach herauswaͤchſt

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[257/0595] Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java. zeit. Fiſche, Fleiſchgerichte und Bruͤhen iſſet man gar nicht, ohne dies heiße Gewuͤrz, und in der ſo genann- ten Karriſuppe iſt der Spaniſche Pfeffer das Vornehmſte. Dieſe Karriſuppe, ein in Indien ſehr haͤufig vorkom- mendes Eſſen, iſt eine gewoͤhnliche Fleiſchſuppe, die mit verſchiednen Spezereyen, als Bartgras (Andropogon Schoenanthus), Gelbwurz (Gurkumey), hauptſaͤch- lich aber Spaniſchem Pfeffer zubereitet wird. Von der Gurkumey wird ſie ſtark gelb, von dem Spaniſchen Pfeffer aber ſo heiß und brennend, daß, wer nicht daran gewoͤhnt iſt, Mund und Hals auf immer zu verbrennen glaubt, wenn er davon iſſet. Mit der Zeit empfindet man dies weniger, und endlich gewinnt man ſolchen Ge- ſchmack daran, daß man nichts lieber iſſet, als dieſe Suppe. Bey den Indiern reitzt ſie die vom Betel be- taͤubten und ſtumpf gemachten Zungennerven, und ſtaͤrkt ihren ſchlaffen und zum Verdauen traͤgen Magen. Um das Hitzige zu mildern, thut man wohl, jeder ſo viel ihm gefaͤllig iſt, etwas Reiß hinzu, wenn man davon eſſen will. Zu den Javaſchen Gewuͤrzgewaͤchſen gehoͤrt auch der Arabiſche Koſtbaum (Coſtus Arabicus). Dieſen traf ich ſo gar am Stadtgraben vor Batavia an. Die aromatiſche Wurzel deſſelben wird nach verſchiednen Ge- genden Indiens verfuͤhrt, und mit Vortheil verkauft. Auch der Ingber, ſo wohl der rechte oder gemeine (Amomum Zingiber), als auch der wilde (Amo- mum Zerumbet), wachſen auf Java in den etwas tief hinein liegenden Gegenden auf duͤrren Sandfeldern, und oft ſo gar am Wege. Beyde Arten ſind im Grunde vermuthlich nur eine; wenigſtens iſt wohl nur ein ge- ringer Unterſchied dazwiſchen, weil die Blumenaͤhre, welche anfangs rund iſt, nach und nach herauswaͤchſt Thunbergs Reiſe. 1. Bandes 2. Theil. R

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/595>, abgerufen am 25.11.2024.