Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Javanern.
über eine Elle lang sind, und woran der Handgriff von
Horn oder Holz ist; dergleichen sah ich oft auf dem Mark-
te verkaufen. -- Ferner bedienen sie sich häufig eines
kleinen Hirschfängers oder vielmehr Dolchs, der eine
Viertelelle lang ist, einen gebognen Griff hat, und von
einigen wie das Kris im Gürtel getragen wird. --
Noch eine andre Waffe tragen nur Leute von ganz schlech-
tem Stande, und meistentheils keine andre als Dienst-
bothen. Sie wird als ein Zeichen von Unterthänigkeit
und Unterwürfigkeit angesehen. Die Klinge oder das Blatt
ist kurz und breit, und hat mit einem Hackemesser Aehn-
lichkeit; an der einen Seite hat sie eine ründlich erhobne
Schneide, wie die äußere Seite einer Schere, und an der
andern einen dicken Rücken. Die Scheide dazu ist von
Holz, und hat an der einen Seite eine hornene Fe-
der, womit sie in dem um den Leib gehenden Gürtel, und
zwar hinten am Rücken eingesteckt, fest gehalten wird. Dies
Werkzeug gebrauchen sie auch, um damit zu hauen, und
in den dicken Javaschen Wäldern sich einen Weg zu öffnen.
Es pflegt noch einmahl so lang als breit zu seyn.

Die Javaner haben auch ihre eignen Münzen. Ei-
ne Sorte ist selbst unter ihnen ungemein selten, und ich
hatte viel Mühe für einen Holländischen Ducaton oder
einen anderthalb Thaler ein Stück davon zu bekommen.
Die Javaner heben diese Münze als etwas altes und als
eine Seltenheit auf, und geben sie gar nicht aus. Sie
ist gegossen. Das Metall ist Messing, die Größe un-
gefähr wie eines Speciesthalers, aber die Dicke wohl
viermahl so groß. In der Mitte ist ein viereckigtes Loch,
das dazu dient die Stücke aufzureihen. Rund umher ist
sie mit einem breiten, erhabnen Rande versehen. Unge-
fähr mitten sieht man einen Baum mit ausgebreiteten
Zweigen, und zu jeder Seite desselben eine ungestaltete

Q 2

Von den Javanern.
uͤber eine Elle lang ſind, und woran der Handgriff von
Horn oder Holz iſt; dergleichen ſah ich oft auf dem Mark-
te verkaufen. — Ferner bedienen ſie ſich haͤufig eines
kleinen Hirſchfaͤngers oder vielmehr Dolchs, der eine
Viertelelle lang iſt, einen gebognen Griff hat, und von
einigen wie das Kris im Guͤrtel getragen wird. —
Noch eine andre Waffe tragen nur Leute von ganz ſchlech-
tem Stande, und meiſtentheils keine andre als Dienſt-
bothen. Sie wird als ein Zeichen von Unterthaͤnigkeit
und Unterwuͤrfigkeit angeſehen. Die Klinge oder das Blatt
iſt kurz und breit, und hat mit einem Hackemeſſer Aehn-
lichkeit; an der einen Seite hat ſie eine ruͤndlich erhobne
Schneide, wie die aͤußere Seite einer Schere, und an der
andern einen dicken Ruͤcken. Die Scheide dazu iſt von
Holz, und hat an der einen Seite eine hornene Fe-
der, womit ſie in dem um den Leib gehenden Guͤrtel, und
zwar hinten am Ruͤcken eingeſteckt, feſt gehalten wird. Dies
Werkzeug gebrauchen ſie auch, um damit zu hauen, und
in den dicken Javaſchen Waͤldern ſich einen Weg zu oͤffnen.
Es pflegt noch einmahl ſo lang als breit zu ſeyn.

Die Javaner haben auch ihre eignen Muͤnzen. Ei-
ne Sorte iſt ſelbſt unter ihnen ungemein ſelten, und ich
hatte viel Muͤhe fuͤr einen Hollaͤndiſchen Ducaton oder
einen anderthalb Thaler ein Stuͤck davon zu bekommen.
Die Javaner heben dieſe Muͤnze als etwas altes und als
eine Seltenheit auf, und geben ſie gar nicht aus. Sie
iſt gegoſſen. Das Metall iſt Meſſing, die Groͤße un-
gefaͤhr wie eines Speciesthalers, aber die Dicke wohl
viermahl ſo groß. In der Mitte iſt ein viereckigtes Loch,
das dazu dient die Stuͤcke aufzureihen. Rund umher iſt
ſie mit einem breiten, erhabnen Rande verſehen. Unge-
faͤhr mitten ſieht man einen Baum mit ausgebreiteten
Zweigen, und zu jeder Seite deſſelben eine ungeſtaltete

Q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0581" n="243"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Javanern.</hi></fw><lb/>
u&#x0364;ber eine Elle lang &#x017F;ind, und woran der Handgriff von<lb/>
Horn oder Holz i&#x017F;t; dergleichen &#x017F;ah ich oft auf dem Mark-<lb/>
te verkaufen. &#x2014; Ferner bedienen &#x017F;ie &#x017F;ich ha&#x0364;ufig eines<lb/>
kleinen Hir&#x017F;chfa&#x0364;ngers oder vielmehr Dolchs, der eine<lb/>
Viertelelle lang i&#x017F;t, einen gebognen Griff hat, und von<lb/>
einigen wie das Kris im Gu&#x0364;rtel getragen wird. &#x2014;<lb/>
Noch eine andre Waffe tragen nur Leute von ganz &#x017F;chlech-<lb/>
tem Stande, und mei&#x017F;tentheils keine andre als Dien&#x017F;t-<lb/>
bothen. Sie wird als ein Zeichen von Untertha&#x0364;nigkeit<lb/>
und Unterwu&#x0364;rfigkeit ange&#x017F;ehen. Die Klinge oder das Blatt<lb/>
i&#x017F;t kurz und breit, und hat mit einem Hackeme&#x017F;&#x017F;er Aehn-<lb/>
lichkeit; an der einen Seite hat &#x017F;ie eine ru&#x0364;ndlich erhobne<lb/>
Schneide, wie die a&#x0364;ußere Seite einer Schere, und an der<lb/>
andern einen dicken Ru&#x0364;cken. Die Scheide dazu i&#x017F;t von<lb/>
Holz, und hat an der einen Seite eine hornene Fe-<lb/>
der, womit &#x017F;ie in dem um den Leib gehenden Gu&#x0364;rtel, und<lb/>
zwar hinten am Ru&#x0364;cken einge&#x017F;teckt, fe&#x017F;t gehalten wird. Dies<lb/>
Werkzeug gebrauchen &#x017F;ie auch, um damit zu hauen, und<lb/>
in den dicken Java&#x017F;chen Wa&#x0364;ldern &#x017F;ich einen Weg zu o&#x0364;ffnen.<lb/>
Es pflegt noch einmahl &#x017F;o lang als breit zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Die Javaner haben auch ihre eignen Mu&#x0364;nzen. Ei-<lb/>
ne Sorte i&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t unter ihnen ungemein &#x017F;elten, und ich<lb/>
hatte viel Mu&#x0364;he fu&#x0364;r einen Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ducaton oder<lb/>
einen anderthalb Thaler ein Stu&#x0364;ck davon zu bekommen.<lb/>
Die Javaner heben die&#x017F;e Mu&#x0364;nze als etwas altes und als<lb/>
eine Seltenheit auf, und geben &#x017F;ie gar nicht aus. Sie<lb/>
i&#x017F;t gego&#x017F;&#x017F;en. Das Metall i&#x017F;t Me&#x017F;&#x017F;ing, die Gro&#x0364;ße un-<lb/>
gefa&#x0364;hr wie eines Speciesthalers, aber die Dicke wohl<lb/>
viermahl &#x017F;o groß. In der Mitte i&#x017F;t ein viereckigtes Loch,<lb/>
das dazu dient die Stu&#x0364;cke aufzureihen. Rund umher i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie mit einem breiten, erhabnen Rande ver&#x017F;ehen. Unge-<lb/>
fa&#x0364;hr mitten &#x017F;ieht man einen Baum mit ausgebreiteten<lb/>
Zweigen, und zu jeder Seite de&#x017F;&#x017F;elben eine unge&#x017F;taltete<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0581] Von den Javanern. uͤber eine Elle lang ſind, und woran der Handgriff von Horn oder Holz iſt; dergleichen ſah ich oft auf dem Mark- te verkaufen. — Ferner bedienen ſie ſich haͤufig eines kleinen Hirſchfaͤngers oder vielmehr Dolchs, der eine Viertelelle lang iſt, einen gebognen Griff hat, und von einigen wie das Kris im Guͤrtel getragen wird. — Noch eine andre Waffe tragen nur Leute von ganz ſchlech- tem Stande, und meiſtentheils keine andre als Dienſt- bothen. Sie wird als ein Zeichen von Unterthaͤnigkeit und Unterwuͤrfigkeit angeſehen. Die Klinge oder das Blatt iſt kurz und breit, und hat mit einem Hackemeſſer Aehn- lichkeit; an der einen Seite hat ſie eine ruͤndlich erhobne Schneide, wie die aͤußere Seite einer Schere, und an der andern einen dicken Ruͤcken. Die Scheide dazu iſt von Holz, und hat an der einen Seite eine hornene Fe- der, womit ſie in dem um den Leib gehenden Guͤrtel, und zwar hinten am Ruͤcken eingeſteckt, feſt gehalten wird. Dies Werkzeug gebrauchen ſie auch, um damit zu hauen, und in den dicken Javaſchen Waͤldern ſich einen Weg zu oͤffnen. Es pflegt noch einmahl ſo lang als breit zu ſeyn. Die Javaner haben auch ihre eignen Muͤnzen. Ei- ne Sorte iſt ſelbſt unter ihnen ungemein ſelten, und ich hatte viel Muͤhe fuͤr einen Hollaͤndiſchen Ducaton oder einen anderthalb Thaler ein Stuͤck davon zu bekommen. Die Javaner heben dieſe Muͤnze als etwas altes und als eine Seltenheit auf, und geben ſie gar nicht aus. Sie iſt gegoſſen. Das Metall iſt Meſſing, die Groͤße un- gefaͤhr wie eines Speciesthalers, aber die Dicke wohl viermahl ſo groß. In der Mitte iſt ein viereckigtes Loch, das dazu dient die Stuͤcke aufzureihen. Rund umher iſt ſie mit einem breiten, erhabnen Rande verſehen. Unge- faͤhr mitten ſieht man einen Baum mit ausgebreiteten Zweigen, und zu jeder Seite deſſelben eine ungeſtaltete Q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/581
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/581>, abgerufen am 25.11.2024.