weiter trägt. Ihre Damen lassen sich in Stühlen oder Sänften tragen, die mit Silber beschlagen sind. Die Hauptleute oder Fürsten unter ihnen haben bisweilen silber- ne oder gar goldne Scheiden zu ihren Seitengewehren.
Die Böte, deren sich die Javaner auf der Rhede vor Batavia bedienen, sind unglaublich schmal, aber lang. Sie bestehen aus einem Stücke, nämlich einem ausgehöhlten Baume und sind in der That nicht breiter, als daß eine Person darin sitzen kann; dagegen beträgt ihre Länge einige Ellen. Segel haben sie nicht. Unerach- tet dieser Beschaffenheit der Böte können sie doch ohne Gefahr und bequem Gebrauch davon machen, weil es hier dermaßen still ist, daß die Oberfläche des Wassers gewöhnlich so eben und glatt, wie ein Spiegel, aussieht.
Die Waffen der Javaner sind von verschiedner Art. Kris nennen sie eine Art Hirschfänger, die so wohl von Vornehmen als Geringen am häufigsten, und zwar bey al- len Gelegenheiten getragen werden. Dies Seitengewehr ist außer dem Handgriffe ungefähr eine halbe Elle lang. Die Klinge ist entweder gerade oder geschlängelt, zwey Fin- ger breit, spitzig und an beiden Seiten scharf. Gewöhn- lich sieht sie bleyfarbig aus, hat aber zwischendurch helle Streifen. Bisweilen ist sie damascirt, gemeiniglich ver- giftet. Man hat sie in einer hölzernen Scheide stecken, die manchmahl angemahlt, und bey den Reichen aus- wendig wohl mit einer goldnen oder silbernen Platte, die los ist, und leicht abgezogen werden kann, belegt ist. Die Handhabe oder der Griff ist von Holz, und von ganz eigner sonderbarer Gestalt. Ein solches Kris wird an der rechten Seite nahe am Rücken, von geringen Leuten oft auch ganz hinten am Rücken an einem um den Leib gebundnen Bande getragen. -- Sie haben auch eine Art Säbel, die einen dicken Rücken haben, schwer und
Sechste Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
weiter traͤgt. Ihre Damen laſſen ſich in Stuͤhlen oder Saͤnften tragen, die mit Silber beſchlagen ſind. Die Hauptleute oder Fuͤrſten unter ihnen haben bisweilen ſilber- ne oder gar goldne Scheiden zu ihren Seitengewehren.
Die Boͤte, deren ſich die Javaner auf der Rhede vor Batavia bedienen, ſind unglaublich ſchmal, aber lang. Sie beſtehen aus einem Stuͤcke, naͤmlich einem ausgehoͤhlten Baume und ſind in der That nicht breiter, als daß eine Perſon darin ſitzen kann; dagegen betraͤgt ihre Laͤnge einige Ellen. Segel haben ſie nicht. Unerach- tet dieſer Beſchaffenheit der Boͤte koͤnnen ſie doch ohne Gefahr und bequem Gebrauch davon machen, weil es hier dermaßen ſtill iſt, daß die Oberflaͤche des Waſſers gewoͤhnlich ſo eben und glatt, wie ein Spiegel, ausſieht.
Die Waffen der Javaner ſind von verſchiedner Art. Kris nennen ſie eine Art Hirſchfaͤnger, die ſo wohl von Vornehmen als Geringen am haͤufigſten, und zwar bey al- len Gelegenheiten getragen werden. Dies Seitengewehr iſt außer dem Handgriffe ungefaͤhr eine halbe Elle lang. Die Klinge iſt entweder gerade oder geſchlaͤngelt, zwey Fin- ger breit, ſpitzig und an beiden Seiten ſcharf. Gewoͤhn- lich ſieht ſie bleyfarbig aus, hat aber zwiſchendurch helle Streifen. Bisweilen iſt ſie damaſcirt, gemeiniglich ver- giftet. Man hat ſie in einer hoͤlzernen Scheide ſtecken, die manchmahl angemahlt, und bey den Reichen aus- wendig wohl mit einer goldnen oder ſilbernen Platte, die los iſt, und leicht abgezogen werden kann, belegt iſt. Die Handhabe oder der Griff iſt von Holz, und von ganz eigner ſonderbarer Geſtalt. Ein ſolches Kris wird an der rechten Seite nahe am Ruͤcken, von geringen Leuten oft auch ganz hinten am Ruͤcken an einem um den Leib gebundnen Bande getragen. — Sie haben auch eine Art Saͤbel, die einen dicken Ruͤcken haben, ſchwer und
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Sechste Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
weiter traͤgt. Ihre Damen laſſen ſich in Stuͤhlen oder
Saͤnften tragen, die mit Silber beſchlagen ſind. Die
Hauptleute oder Fuͤrſten unter ihnen haben bisweilen ſilber-
ne oder gar goldne Scheiden zu ihren Seitengewehren.
Die Boͤte, deren ſich die Javaner auf der Rhede
vor Batavia bedienen, ſind unglaublich ſchmal, aber
lang. Sie beſtehen aus einem Stuͤcke, naͤmlich einem
ausgehoͤhlten Baume und ſind in der That nicht breiter,
als daß eine Perſon darin ſitzen kann; dagegen betraͤgt
ihre Laͤnge einige Ellen. Segel haben ſie nicht. Unerach-
tet dieſer Beſchaffenheit der Boͤte koͤnnen ſie doch ohne
Gefahr und bequem Gebrauch davon machen, weil es
hier dermaßen ſtill iſt, daß die Oberflaͤche des Waſſers
gewoͤhnlich ſo eben und glatt, wie ein Spiegel, ausſieht.
Die Waffen der Javaner ſind von verſchiedner Art.
Kris nennen ſie eine Art Hirſchfaͤnger, die ſo wohl von
Vornehmen als Geringen am haͤufigſten, und zwar bey al-
len Gelegenheiten getragen werden. Dies Seitengewehr
iſt außer dem Handgriffe ungefaͤhr eine halbe Elle lang.
Die Klinge iſt entweder gerade oder geſchlaͤngelt, zwey Fin-
ger breit, ſpitzig und an beiden Seiten ſcharf. Gewoͤhn-
lich ſieht ſie bleyfarbig aus, hat aber zwiſchendurch helle
Streifen. Bisweilen iſt ſie damaſcirt, gemeiniglich ver-
giftet. Man hat ſie in einer hoͤlzernen Scheide ſtecken,
die manchmahl angemahlt, und bey den Reichen aus-
wendig wohl mit einer goldnen oder ſilbernen Platte, die
los iſt, und leicht abgezogen werden kann, belegt iſt.
Die Handhabe oder der Griff iſt von Holz, und von ganz
eigner ſonderbarer Geſtalt. Ein ſolches Kris wird an
der rechten Seite nahe am Ruͤcken, von geringen Leuten
oft auch ganz hinten am Ruͤcken an einem um den Leib
gebundnen Bande getragen. — Sie haben auch eine
Art Saͤbel, die einen dicken Ruͤcken haben, ſchwer und
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/580>, abgerufen am 22.11.2024.
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