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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Von den Javanern.
stärkt das kalte Wasser den Körper, daß sie hernach we-
niger schwitzen, auch leichter und muntrer werden.

Opium wird auf Java und den umliegenden In-
seln in großer Menge gebraucht. Die Indier bedienen
sich desselben zwar eben so häufig, als die Türken, aber
sie saugen es nicht, wie diese. Dagegen bereiten sie
es zu einem Brey oder Mus, das sie oben auf den To-
bak streichen, wenn sie ihn in die Pfeife gestopft haben.
Wenn sie nun den Tobak rauchen, werden sie von eini-
gen Zügen betrunken und verworren; sind sie aber so un-
vorsichtig, zu viel davon zu gebrauchen, so kommen sie
ganz von Sinnen und werden so rasend, daß sie auf an-
dre losgehen und sie ermorden wollen. Kommt ein sol-
cher durch Opium rasend gewordner auf die Straße, so
wird Amok, Amok geschrien, und jedermann hat das
Recht, einen auf diese Art berauschten Menschen, den
die Gesetze für vogelfrey erklären, todt zu schlagen.

Die Kinder werden bey diesem, wie bey den meisten
Indischen Völkern auf eine sehr ungekünstelte Art erzogen.
Selten hört man ein Kind schreyen. Sehr oft sieht man
sie auf der Erde liegen, wo die Mütter sie auf eine aus-
gebreitete Matte hingelegt haben, und hernach davon ge-
hen, daß sie selbst nach eignem Antriebe auf Händen
und Füßen umherkriechen können, bis sie stehen und ge-
hen lernen. Sie werden weder geschnürt noch gewickelt.
Dieser Erziehungs Methode ist es wohl zuzuschreiben, daß
man keinen Gebrechlichen unter den Javanern sieht.

Die Kleidung der Javaner besteht in einem Schnupf-
tuche, den sie um den Kopf wickeln, einer Weste mit
vielen kleinen Knöpfen, und einem um den Leib befestig-
ten Rocke, den sie Kajin nennen. Bey den Vornehmen
ist die Weste nicht selten schön und prächtig geschmückt.
An den Füßen tragen sie Pantoffeln, die vorn wie quer

Von den Javanern.
ſtaͤrkt das kalte Waſſer den Koͤrper, daß ſie hernach we-
niger ſchwitzen, auch leichter und muntrer werden.

Opium wird auf Java und den umliegenden In-
ſeln in großer Menge gebraucht. Die Indier bedienen
ſich deſſelben zwar eben ſo haͤufig, als die Tuͤrken, aber
ſie ſaugen es nicht, wie dieſe. Dagegen bereiten ſie
es zu einem Brey oder Mus, das ſie oben auf den To-
bak ſtreichen, wenn ſie ihn in die Pfeife geſtopft haben.
Wenn ſie nun den Tobak rauchen, werden ſie von eini-
gen Zuͤgen betrunken und verworren; ſind ſie aber ſo un-
vorſichtig, zu viel davon zu gebrauchen, ſo kommen ſie
ganz von Sinnen und werden ſo raſend, daß ſie auf an-
dre losgehen und ſie ermorden wollen. Kommt ein ſol-
cher durch Opium raſend gewordner auf die Straße, ſo
wird Amok, Amok geſchrien, und jedermann hat das
Recht, einen auf dieſe Art berauſchten Menſchen, den
die Geſetze fuͤr vogelfrey erklaͤren, todt zu ſchlagen.

Die Kinder werden bey dieſem, wie bey den meiſten
Indiſchen Voͤlkern auf eine ſehr ungekuͤnſtelte Art erzogen.
Selten hoͤrt man ein Kind ſchreyen. Sehr oft ſieht man
ſie auf der Erde liegen, wo die Muͤtter ſie auf eine aus-
gebreitete Matte hingelegt haben, und hernach davon ge-
hen, daß ſie ſelbſt nach eignem Antriebe auf Haͤnden
und Fuͤßen umherkriechen koͤnnen, bis ſie ſtehen und ge-
hen lernen. Sie werden weder geſchnuͤrt noch gewickelt.
Dieſer Erziehungs Methode iſt es wohl zuzuſchreiben, daß
man keinen Gebrechlichen unter den Javanern ſieht.

Die Kleidung der Javaner beſteht in einem Schnupf-
tuche, den ſie um den Kopf wickeln, einer Weſte mit
vielen kleinen Knoͤpfen, und einem um den Leib befeſtig-
ten Rocke, den ſie Kajin nennen. Bey den Vornehmen
iſt die Weſte nicht ſelten ſchoͤn und praͤchtig geſchmuͤckt.
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[239/0577] Von den Javanern. ſtaͤrkt das kalte Waſſer den Koͤrper, daß ſie hernach we- niger ſchwitzen, auch leichter und muntrer werden. Opium wird auf Java und den umliegenden In- ſeln in großer Menge gebraucht. Die Indier bedienen ſich deſſelben zwar eben ſo haͤufig, als die Tuͤrken, aber ſie ſaugen es nicht, wie dieſe. Dagegen bereiten ſie es zu einem Brey oder Mus, das ſie oben auf den To- bak ſtreichen, wenn ſie ihn in die Pfeife geſtopft haben. Wenn ſie nun den Tobak rauchen, werden ſie von eini- gen Zuͤgen betrunken und verworren; ſind ſie aber ſo un- vorſichtig, zu viel davon zu gebrauchen, ſo kommen ſie ganz von Sinnen und werden ſo raſend, daß ſie auf an- dre losgehen und ſie ermorden wollen. Kommt ein ſol- cher durch Opium raſend gewordner auf die Straße, ſo wird Amok, Amok geſchrien, und jedermann hat das Recht, einen auf dieſe Art berauſchten Menſchen, den die Geſetze fuͤr vogelfrey erklaͤren, todt zu ſchlagen. Die Kinder werden bey dieſem, wie bey den meiſten Indiſchen Voͤlkern auf eine ſehr ungekuͤnſtelte Art erzogen. Selten hoͤrt man ein Kind ſchreyen. Sehr oft ſieht man ſie auf der Erde liegen, wo die Muͤtter ſie auf eine aus- gebreitete Matte hingelegt haben, und hernach davon ge- hen, daß ſie ſelbſt nach eignem Antriebe auf Haͤnden und Fuͤßen umherkriechen koͤnnen, bis ſie ſtehen und ge- hen lernen. Sie werden weder geſchnuͤrt noch gewickelt. Dieſer Erziehungs Methode iſt es wohl zuzuſchreiben, daß man keinen Gebrechlichen unter den Javanern ſieht. Die Kleidung der Javaner beſteht in einem Schnupf- tuche, den ſie um den Kopf wickeln, einer Weſte mit vielen kleinen Knoͤpfen, und einem um den Leib befeſtig- ten Rocke, den ſie Kajin nennen. Bey den Vornehmen iſt die Weſte nicht ſelten ſchoͤn und praͤchtig geſchmuͤckt. An den Fuͤßen tragen ſie Pantoffeln, die vorn wie quer

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/577>, abgerufen am 22.11.2024.