ihm treibt fast niemand Verkehr mit den Landeseingebohr- nen. Diese zwingt man, ihre Waaren zum niedrigsten Preise abzustehen; und so gewinnt jener Commissarius bey dem Handel damit ganz erstaunliche Summen. Die- ser Mann, dessen Bedienung unstreitig eine der allerein- träglichsten ist, verdient außerdem noch unglaublich viel Geld durch die Summen, welche er gegen die unbillig- sten Zinsen vorschießt.
Die zu Batavia gebräuchlichen Münzsorten sind entweder Indische oder Europäische. Holländische Du- katen sind ziemlich selten. Am häufigsten sind Ducato- nen, Piaster, Schillinge, besonders die so genannten Schiffsschillinge und die Deute, welche letztere die Compagnie schlagen läßt, und die auch mit dem Wapen der Compagnie bezeichnet sind. Diese Javaschen Deute sind, wie man leicht denken kann, von Kupfer. Auf der einen Seite sieht man Javasche Buchstaben in drey Reihen, die von einem punktirten Zirkel umgeben sind; auf der andern einen Kranz, in welchem die Worte Duyt Javas nebst der Jahrzahl ebenfalls in drey Reihen stehen. Man hat ihrer halbe und ganze; sie dienen zu Scheidemünze, oder um Kleinigkeiten von Obst oder Grünigkeiten zu kaufen, sind aber mehr im Lande un- ter den Indiern, als in der Stadt gäng und gebe. Im Handel und Wandel bedient man sich am meisten der Rupien, so wohl goldner, als besonders silberner. Es giebt deren nicht nur ganze, sondern auch halbe; je- ne sind hier gebräuchlicher, als diese. Eine goldne Ru- pie gilt zehn Thaler, eine silberne gewöhnlich einen hal- ben Thaler. Die, welche hier circuliren, sind an ver- schiednen Orten geprägt, und kommen aus mancherley Ländern hieher. Zu Batavia hat die Compagnie unter dem Nahmen des Regenten von Madura ganze und hal-
Sechste Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
ihm treibt faſt niemand Verkehr mit den Landeseingebohr- nen. Dieſe zwingt man, ihre Waaren zum niedrigſten Preiſe abzuſtehen; und ſo gewinnt jener Commiſſarius bey dem Handel damit ganz erſtaunliche Summen. Die- ſer Mann, deſſen Bedienung unſtreitig eine der allerein- traͤglichſten iſt, verdient außerdem noch unglaublich viel Geld durch die Summen, welche er gegen die unbillig- ſten Zinſen vorſchießt.
Die zu Batavia gebraͤuchlichen Muͤnzſorten ſind entweder Indiſche oder Europaͤiſche. Hollaͤndiſche Du- katen ſind ziemlich ſelten. Am haͤufigſten ſind Ducato- nen, Piaſter, Schillinge, beſonders die ſo genannten Schiffsſchillinge und die Deute, welche letztere die Compagnie ſchlagen laͤßt, und die auch mit dem Wapen der Compagnie bezeichnet ſind. Dieſe Javaſchen Deute ſind, wie man leicht denken kann, von Kupfer. Auf der einen Seite ſieht man Javaſche Buchſtaben in drey Reihen, die von einem punktirten Zirkel umgeben ſind; auf der andern einen Kranz, in welchem die Worte Duyt Javas nebſt der Jahrzahl ebenfalls in drey Reihen ſtehen. Man hat ihrer halbe und ganze; ſie dienen zu Scheidemuͤnze, oder um Kleinigkeiten von Obſt oder Gruͤnigkeiten zu kaufen, ſind aber mehr im Lande un- ter den Indiern, als in der Stadt gaͤng und gebe. Im Handel und Wandel bedient man ſich am meiſten der Rupien, ſo wohl goldner, als beſonders ſilberner. Es giebt deren nicht nur ganze, ſondern auch halbe; je- ne ſind hier gebraͤuchlicher, als dieſe. Eine goldne Ru- pie gilt zehn Thaler, eine ſilberne gewoͤhnlich einen hal- ben Thaler. Die, welche hier circuliren, ſind an ver- ſchiednen Orten gepraͤgt, und kommen aus mancherley Laͤndern hieher. Zu Batavia hat die Compagnie unter dem Nahmen des Regenten von Madura ganze und hal-
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Sechste Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
ihm treibt faſt niemand Verkehr mit den Landeseingebohr-
nen. Dieſe zwingt man, ihre Waaren zum niedrigſten
Preiſe abzuſtehen; und ſo gewinnt jener Commiſſarius
bey dem Handel damit ganz erſtaunliche Summen. Die-
ſer Mann, deſſen Bedienung unſtreitig eine der allerein-
traͤglichſten iſt, verdient außerdem noch unglaublich viel
Geld durch die Summen, welche er gegen die unbillig-
ſten Zinſen vorſchießt.
Die zu Batavia gebraͤuchlichen Muͤnzſorten ſind
entweder Indiſche oder Europaͤiſche. Hollaͤndiſche Du-
katen ſind ziemlich ſelten. Am haͤufigſten ſind Ducato-
nen, Piaſter, Schillinge, beſonders die ſo genannten
Schiffsſchillinge und die Deute, welche letztere die
Compagnie ſchlagen laͤßt, und die auch mit dem Wapen
der Compagnie bezeichnet ſind. Dieſe Javaſchen Deute
ſind, wie man leicht denken kann, von Kupfer. Auf
der einen Seite ſieht man Javaſche Buchſtaben in drey
Reihen, die von einem punktirten Zirkel umgeben ſind;
auf der andern einen Kranz, in welchem die Worte
Duyt Javas nebſt der Jahrzahl ebenfalls in drey Reihen
ſtehen. Man hat ihrer halbe und ganze; ſie dienen zu
Scheidemuͤnze, oder um Kleinigkeiten von Obſt oder
Gruͤnigkeiten zu kaufen, ſind aber mehr im Lande un-
ter den Indiern, als in der Stadt gaͤng und gebe.
Im Handel und Wandel bedient man ſich am meiſten
der Rupien, ſo wohl goldner, als beſonders ſilberner.
Es giebt deren nicht nur ganze, ſondern auch halbe; je-
ne ſind hier gebraͤuchlicher, als dieſe. Eine goldne Ru-
pie gilt zehn Thaler, eine ſilberne gewoͤhnlich einen hal-
ben Thaler. Die, welche hier circuliren, ſind an ver-
ſchiednen Orten gepraͤgt, und kommen aus mancherley
Laͤndern hieher. Zu Batavia hat die Compagnie unter
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/556>, abgerufen am 25.11.2024.
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