sorge ich auf meinen botanischen Excursionen einen sehr brauchbaren und guten Javaner zum Begleiter und Wegweiser bekam; einen Mann, der die maleyischen Nahmen und den medicinischen Nutzen, und den unter seinen Landsleuten üblichen Gebrauch der Bäume und Kräuter ziemlich gut kannte, und mir jedesmahl aus- führlich anzeigte. Ueberdem mußte ich, ob ich gleich täglich Zutritt zu Herrn Hoffmanns Tische hatte, doch wöchentlich wenigstens zweymahl bey Herrn Rademacher speisen, da ich denn allezeit eine ausgesuchte Gesellschaft der meisten Beamten und andrer Personen antraf, die sich in Europa Kenntnisse von einer oder andern nütz- lichen Wissenschaft erworben hatten.
Durch Herrn Rademacher wurde ich auch mit Herrn Boers bekannt, der sehr oft bey ihm und sein sehr guter Freund war, und der mir auch viel Freundschaft und Gütigkeit erzeigte. Er besaß ein sehr einträgliches Amt. Denn hier ist ein eigner Mann dazu bestellt, bey dem sich alle zu Schiffe angekommne Fremde melden, und durch seine Besorgung und Veranstaltung alles, was sie von Proviant und andern Bedürfnissen haben wollen, verschaffen lassen müssen. Diese Bedienung hatte er. Unter andern Beweisen seiner Gewogenheit muß ich den rühmen, daß ich von ihm auf Bodmerey eine Anleihe von mehr als tausend Thalern bekam, wofür ich Einhör- ner (Unicornum verum) aufkaufte, die ich in Japan mit großem Vortheil wieder zu verkaufen hoffte.
Da die nach Japan bestimmten Schiffe noch in drey Monathen nicht absegeln konnten, hatte ich zu Batavia Gelegenheit, so wohl das Land selbst, als insbesondre die naturhistorische Beschaffenheit desselben, wie auch den einträglichen Handel der Compagnie etwas kennen zu ler- nen, dessen Hauptsitz und Mittelpunkt hier ist, worin
Aufenthalt zu Batavia.
ſorge ich auf meinen botaniſchen Excurſionen einen ſehr brauchbaren und guten Javaner zum Begleiter und Wegweiſer bekam; einen Mann, der die maleyiſchen Nahmen und den mediciniſchen Nutzen, und den unter ſeinen Landsleuten uͤblichen Gebrauch der Baͤume und Kraͤuter ziemlich gut kannte, und mir jedesmahl aus- fuͤhrlich anzeigte. Ueberdem mußte ich, ob ich gleich taͤglich Zutritt zu Herrn Hoffmanns Tiſche hatte, doch woͤchentlich wenigſtens zweymahl bey Herrn Rademacher ſpeiſen, da ich denn allezeit eine ausgeſuchte Geſellſchaft der meiſten Beamten und andrer Perſonen antraf, die ſich in Europa Kenntniſſe von einer oder andern nuͤtz- lichen Wiſſenſchaft erworben hatten.
Durch Herrn Rademacher wurde ich auch mit Herrn Boers bekannt, der ſehr oft bey ihm und ſein ſehr guter Freund war, und der mir auch viel Freundſchaft und Guͤtigkeit erzeigte. Er beſaß ein ſehr eintraͤgliches Amt. Denn hier iſt ein eigner Mann dazu beſtellt, bey dem ſich alle zu Schiffe angekommne Fremde melden, und durch ſeine Beſorgung und Veranſtaltung alles, was ſie von Proviant und andern Beduͤrfniſſen haben wollen, verſchaffen laſſen muͤſſen. Dieſe Bedienung hatte er. Unter andern Beweiſen ſeiner Gewogenheit muß ich den ruͤhmen, daß ich von ihm auf Bodmerey eine Anleihe von mehr als tauſend Thalern bekam, wofuͤr ich Einhoͤr- ner (Unicornum verum) aufkaufte, die ich in Japan mit großem Vortheil wieder zu verkaufen hoffte.
Da die nach Japan beſtimmten Schiffe noch in drey Monathen nicht abſegeln konnten, hatte ich zu Batavia Gelegenheit, ſo wohl das Land ſelbſt, als insbeſondre die naturhiſtoriſche Beſchaffenheit deſſelben, wie auch den eintraͤglichen Handel der Compagnie etwas kennen zu ler- nen, deſſen Hauptſitz und Mittelpunkt hier iſt, worin
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Aufenthalt zu Batavia.
ſorge ich auf meinen botaniſchen Excurſionen einen ſehr
brauchbaren und guten Javaner zum Begleiter und
Wegweiſer bekam; einen Mann, der die maleyiſchen
Nahmen und den mediciniſchen Nutzen, und den unter
ſeinen Landsleuten uͤblichen Gebrauch der Baͤume und
Kraͤuter ziemlich gut kannte, und mir jedesmahl aus-
fuͤhrlich anzeigte. Ueberdem mußte ich, ob ich gleich
taͤglich Zutritt zu Herrn Hoffmanns Tiſche hatte, doch
woͤchentlich wenigſtens zweymahl bey Herrn Rademacher
ſpeiſen, da ich denn allezeit eine ausgeſuchte Geſellſchaft
der meiſten Beamten und andrer Perſonen antraf, die
ſich in Europa Kenntniſſe von einer oder andern nuͤtz-
lichen Wiſſenſchaft erworben hatten.
Durch Herrn Rademacher wurde ich auch mit Herrn
Boers bekannt, der ſehr oft bey ihm und ſein ſehr guter
Freund war, und der mir auch viel Freundſchaft und
Guͤtigkeit erzeigte. Er beſaß ein ſehr eintraͤgliches Amt.
Denn hier iſt ein eigner Mann dazu beſtellt, bey dem
ſich alle zu Schiffe angekommne Fremde melden, und
durch ſeine Beſorgung und Veranſtaltung alles, was ſie
von Proviant und andern Beduͤrfniſſen haben wollen,
verſchaffen laſſen muͤſſen. Dieſe Bedienung hatte er.
Unter andern Beweiſen ſeiner Gewogenheit muß ich den
ruͤhmen, daß ich von ihm auf Bodmerey eine Anleihe
von mehr als tauſend Thalern bekam, wofuͤr ich Einhoͤr-
ner (Unicornum verum) aufkaufte, die ich in Japan
mit großem Vortheil wieder zu verkaufen hoffte.
Da die nach Japan beſtimmten Schiffe noch in drey
Monathen nicht abſegeln konnten, hatte ich zu Batavia
Gelegenheit, ſo wohl das Land ſelbſt, als insbeſondre die
naturhiſtoriſche Beſchaffenheit deſſelben, wie auch den
eintraͤglichen Handel der Compagnie etwas kennen zu ler-
nen, deſſen Hauptſitz und Mittelpunkt hier iſt, worin
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/529>, abgerufen am 23.07.2024.
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