sehr viel Rührendes für mich, so wie ich in meinem gan- zen Leben des mir in Afrika erwiesenen Guten niemahls vergessen werde.
Noch kurz vor meiner Abreise war ich indessen so glücklich, mit einem vortrefflichen Manne, dem Re- gierungsrathe Holmberg, einem gebohrnen Schweden, Bekanntschaft zu stiften. Er war jetzt auf der Rückreise von Surate begriffen, wo er verschiedne Jahre hindurch zur vorzüglichen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten, der Holländischen Compagnie gedient, und vom Commerz- Wesen solche Kenntnisse sich verschafft hatte, als wenige besitzen, und wenige zu schätzen wissen. Er beehrte mich mit seiner aufrichtigen Freundschaft, und gab mir ein Recommandations-Schreiben an den Rathsherrn Ra- demacher zu Batavia mit, das mir weit größern Nu- tzen verschaffte, als ich je zu hoffen gewagt hatte.
Der 2. März 1775 war der Tag, da ich das mir so werthe Cap verließ, und an Bord des Schiffes Loo mich begab, das vom Capitain Berg geführt wurde, und auf welchem ich als außerordentlicher Chirurgus an- gestellt war. Der Weg ging unmittelbar nach Batavia.
Auf diesem Schiffe befand sich auch ein junger Herr, der sich einen Grafen von Löwenstein nannte, und für einen Prinzen vom Kaiserlichen Hause ausgab. Er war unglücklicher Weise auf die Veranstaltung eines so genannten Seelenverkäufers nach Cap geschickt, und wurde auch jetzt noch genöthigt, mit nach Java zu gehen, ohne daß die Regierung zu Cap, warum nicht? kann ich nicht bestimmen, es gewagt hätte, ihm die Rück- reise von da nach Holland zu erlauben. Seiner eignen Erzählung zufolge war er als ein Reisender mit einem Bedienten zu Nimwegen angekommen, wo er bey einem Seelenverkäufer das Logis bekam. Dieser beraubte ihn aller
Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
ſehr viel Ruͤhrendes fuͤr mich, ſo wie ich in meinem gan- zen Leben des mir in Afrika erwieſenen Guten niemahls vergeſſen werde.
Noch kurz vor meiner Abreiſe war ich indeſſen ſo gluͤcklich, mit einem vortrefflichen Manne, dem Re- gierungsrathe Holmberg, einem gebohrnen Schweden, Bekanntſchaft zu ſtiften. Er war jetzt auf der Ruͤckreiſe von Surate begriffen, wo er verſchiedne Jahre hindurch zur vorzuͤglichen Zufriedenheit ſeiner Vorgeſetzten, der Hollaͤndiſchen Compagnie gedient, und vom Commerz- Weſen ſolche Kenntniſſe ſich verſchafft hatte, als wenige beſitzen, und wenige zu ſchaͤtzen wiſſen. Er beehrte mich mit ſeiner aufrichtigen Freundſchaft, und gab mir ein Recommandations-Schreiben an den Rathsherrn Ra- demacher zu Batavia mit, das mir weit groͤßern Nu- tzen verſchaffte, als ich je zu hoffen gewagt hatte.
Der 2. Maͤrz 1775 war der Tag, da ich das mir ſo werthe Cap verließ, und an Bord des Schiffes Loo mich begab, das vom Capitain Berg gefuͤhrt wurde, und auf welchem ich als außerordentlicher Chirurgus an- geſtellt war. Der Weg ging unmittelbar nach Batavia.
Auf dieſem Schiffe befand ſich auch ein junger Herr, der ſich einen Grafen von Loͤwenſtein nannte, und fuͤr einen Prinzen vom Kaiſerlichen Hauſe ausgab. Er war ungluͤcklicher Weiſe auf die Veranſtaltung eines ſo genannten Seelenverkaͤufers nach Cap geſchickt, und wurde auch jetzt noch genoͤthigt, mit nach Java zu gehen, ohne daß die Regierung zu Cap, warum nicht? kann ich nicht beſtimmen, es gewagt haͤtte, ihm die Ruͤck- reiſe von da nach Holland zu erlauben. Seiner eignen Erzaͤhlung zufolge war er als ein Reiſender mit einem Bedienten zu Nimwegen angekommen, wo er bey einem Seelenverkaͤufer das Logis bekam. Dieſer beraubte ihn aller
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Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
ſehr viel Ruͤhrendes fuͤr mich, ſo wie ich in meinem gan-
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vergeſſen werde.
Noch kurz vor meiner Abreiſe war ich indeſſen ſo
gluͤcklich, mit einem vortrefflichen Manne, dem Re-
gierungsrathe Holmberg, einem gebohrnen Schweden,
Bekanntſchaft zu ſtiften. Er war jetzt auf der Ruͤckreiſe
von Surate begriffen, wo er verſchiedne Jahre hindurch
zur vorzuͤglichen Zufriedenheit ſeiner Vorgeſetzten, der
Hollaͤndiſchen Compagnie gedient, und vom Commerz-
Weſen ſolche Kenntniſſe ſich verſchafft hatte, als wenige
beſitzen, und wenige zu ſchaͤtzen wiſſen. Er beehrte
mich mit ſeiner aufrichtigen Freundſchaft, und gab mir
ein Recommandations-Schreiben an den Rathsherrn Ra-
demacher zu Batavia mit, das mir weit groͤßern Nu-
tzen verſchaffte, als ich je zu hoffen gewagt hatte.
Der 2. Maͤrz 1775 war der Tag, da ich das
mir ſo werthe Cap verließ, und an Bord des Schiffes
Loo mich begab, das vom Capitain Berg gefuͤhrt wurde,
und auf welchem ich als außerordentlicher Chirurgus an-
geſtellt war. Der Weg ging unmittelbar nach Batavia.
Auf dieſem Schiffe befand ſich auch ein junger
Herr, der ſich einen Grafen von Loͤwenſtein nannte, und
fuͤr einen Prinzen vom Kaiſerlichen Hauſe ausgab. Er
war ungluͤcklicher Weiſe auf die Veranſtaltung eines ſo
genannten Seelenverkaͤufers nach Cap geſchickt, und
wurde auch jetzt noch genoͤthigt, mit nach Java zu gehen,
ohne daß die Regierung zu Cap, warum nicht? kann
ich nicht beſtimmen, es gewagt haͤtte, ihm die Ruͤck-
reiſe von da nach Holland zu erlauben. Seiner eignen
Erzaͤhlung zufolge war er als ein Reiſender mit einem
Bedienten zu Nimwegen angekommen, wo er bey einem
Seelenverkaͤufer das Logis bekam. Dieſer beraubte ihn aller
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/522>, abgerufen am 25.11.2024.
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