Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

nach der dritten Afrikanischen Reise.
Vieh durch Tauschhandel frey an sich zu bringen, die
Hauptursache, weswegen die Reise dort abgebrochen wer-
den mußte. Nämlich anstatt daß die Bauern erst auf der
Rückreise von diesem vortheilhaften Tauschhandel hätten
Gebrauch machen sollen, geschah dies größtentheils schon
auf der Hinreise, und zwar theils aus Geitzigkeit, theils
um die Wagen von dem zum Tauschhandel mitgenomm-
nen schweren Eisen zu erleichtern. Hiedurch geschah es,
daß die Caravane mit einer Herde Ochsen überhäuft wur-
de, die man nicht nur zum Theil wegen Beschwerlichkeit
der Reise im Stiche lassen mußte, sondern die auch den
wenigen Wasservorrath für das zum Fortschaffen der
Wagen nöthige Vieh noch mehr verminderten.

Vor einigen Jahren unternahm zwar der Vice-Gou-
verneur Kloppenborg auch in Gesellschaft eines Landmes-
sers, eines Kaufmanns und eines Wundarztes eine Reise
in die nördlichen Distrikte. Da sie sich aber nicht über
die Gränzen der Kolonie selbst erstreckte, war sie von
keinem Belange und auch eben nicht merkwürdig.

Nun noch ein Paar Worte von der Beschaffenheit
dieses Landes. So schön, grasreich, fruchtbar und be-
völkert das Land ostwärts von Cap ist, so dürr, mager und
öde ist es nordwärts; und je weiter man hinein kommt,
desto trockner und einer Wüste ähnlicher ist es. Wenn
man von Cap nach Norden über drey oder vier Gebirgs-
reihen gereiset ist, so kommt man in eine Gegend, die zwar
höher, als der Strand bey Cap ist, aber doch etwas nie-
driger hinabgeht, als die zwischen jenen Gebirgsreihen
liegenden Thäler oder Gründe. Dies Land heißt Karro
oder Karrofeld, Karroland. Es scheint wie ein breiter
Streif über diese ganze Ecke von Afrika, vom Meeres-
ufer an der Nord-West-Seite bis zur Seeküste an der
Süd-Ost-Seite, wegzugehen. Die Breite desselben

M 2

nach der dritten Afrikaniſchen Reiſe.
Vieh durch Tauſchhandel frey an ſich zu bringen, die
Haupturſache, weswegen die Reiſe dort abgebrochen wer-
den mußte. Naͤmlich anſtatt daß die Bauern erſt auf der
Ruͤckreiſe von dieſem vortheilhaften Tauſchhandel haͤtten
Gebrauch machen ſollen, geſchah dies groͤßtentheils ſchon
auf der Hinreiſe, und zwar theils aus Geitzigkeit, theils
um die Wagen von dem zum Tauſchhandel mitgenomm-
nen ſchweren Eiſen zu erleichtern. Hiedurch geſchah es,
daß die Caravane mit einer Herde Ochſen uͤberhaͤuft wur-
de, die man nicht nur zum Theil wegen Beſchwerlichkeit
der Reiſe im Stiche laſſen mußte, ſondern die auch den
wenigen Waſſervorrath fuͤr das zum Fortſchaffen der
Wagen noͤthige Vieh noch mehr verminderten.

Vor einigen Jahren unternahm zwar der Vice-Gou-
verneur Kloppenborg auch in Geſellſchaft eines Landmeſ-
ſers, eines Kaufmanns und eines Wundarztes eine Reiſe
in die noͤrdlichen Diſtrikte. Da ſie ſich aber nicht uͤber
die Graͤnzen der Kolonie ſelbſt erſtreckte, war ſie von
keinem Belange und auch eben nicht merkwuͤrdig.

Nun noch ein Paar Worte von der Beſchaffenheit
dieſes Landes. So ſchoͤn, grasreich, fruchtbar und be-
voͤlkert das Land oſtwaͤrts von Cap iſt, ſo duͤrr, mager und
oͤde iſt es nordwaͤrts; und je weiter man hinein kommt,
deſto trockner und einer Wuͤſte aͤhnlicher iſt es. Wenn
man von Cap nach Norden uͤber drey oder vier Gebirgs-
reihen gereiſet iſt, ſo kommt man in eine Gegend, die zwar
hoͤher, als der Strand bey Cap iſt, aber doch etwas nie-
driger hinabgeht, als die zwiſchen jenen Gebirgsreihen
liegenden Thaͤler oder Gruͤnde. Dies Land heißt Karro
oder Karrofeld, Karroland. Es ſcheint wie ein breiter
Streif uͤber dieſe ganze Ecke von Afrika, vom Meeres-
ufer an der Nord-Weſt-Seite bis zur Seekuͤſte an der
Suͤd-Oſt-Seite, wegzugehen. Die Breite deſſelben

M 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0517" n="179"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">nach der dritten Afrikani&#x017F;chen Rei&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
Vieh durch Tau&#x017F;chhandel frey an &#x017F;ich zu bringen, die<lb/>
Hauptur&#x017F;ache, weswegen die Rei&#x017F;e dort abgebrochen wer-<lb/>
den mußte. Na&#x0364;mlich an&#x017F;tatt daß die Bauern er&#x017F;t auf der<lb/>
Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e von die&#x017F;em vortheilhaften Tau&#x017F;chhandel ha&#x0364;tten<lb/>
Gebrauch machen &#x017F;ollen, ge&#x017F;chah dies gro&#x0364;ßtentheils &#x017F;chon<lb/>
auf der Hinrei&#x017F;e, und zwar theils aus Geitzigkeit, theils<lb/>
um die Wagen von dem zum Tau&#x017F;chhandel mitgenomm-<lb/>
nen &#x017F;chweren Ei&#x017F;en zu erleichtern. Hiedurch ge&#x017F;chah es,<lb/>
daß die Caravane mit einer Herde Och&#x017F;en u&#x0364;berha&#x0364;uft wur-<lb/>
de, die man nicht nur zum Theil wegen Be&#x017F;chwerlichkeit<lb/>
der Rei&#x017F;e im Stiche la&#x017F;&#x017F;en mußte, &#x017F;ondern die auch den<lb/>
wenigen Wa&#x017F;&#x017F;ervorrath fu&#x0364;r das zum Fort&#x017F;chaffen der<lb/>
Wagen no&#x0364;thige Vieh noch mehr verminderten.</p><lb/>
        <p>Vor einigen Jahren unternahm zwar der Vice-Gou-<lb/>
verneur <persName>Kloppenborg</persName> auch in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft eines Landme&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers, eines Kaufmanns und eines Wundarztes eine Rei&#x017F;e<lb/>
in die no&#x0364;rdlichen Di&#x017F;trikte. Da &#x017F;ie &#x017F;ich aber nicht u&#x0364;ber<lb/>
die Gra&#x0364;nzen der Kolonie &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;treckte, war &#x017F;ie von<lb/>
keinem Belange und auch eben nicht merkwu&#x0364;rdig.</p><lb/>
        <p>Nun noch ein Paar Worte von der Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
die&#x017F;es Landes. So &#x017F;cho&#x0364;n, grasreich, fruchtbar und be-<lb/>
vo&#x0364;lkert das Land o&#x017F;twa&#x0364;rts von <placeName>Cap</placeName> i&#x017F;t, &#x017F;o du&#x0364;rr, mager und<lb/>
o&#x0364;de i&#x017F;t es nordwa&#x0364;rts; und je weiter man hinein kommt,<lb/>
de&#x017F;to trockner und einer Wu&#x0364;&#x017F;te a&#x0364;hnlicher i&#x017F;t es. Wenn<lb/>
man von <placeName>Cap</placeName> nach Norden u&#x0364;ber drey oder vier Gebirgs-<lb/>
reihen gerei&#x017F;et i&#x017F;t, &#x017F;o kommt man in eine Gegend, die zwar<lb/>
ho&#x0364;her, als der Strand bey <placeName>Cap</placeName> i&#x017F;t, aber doch etwas nie-<lb/>
driger hinabgeht, als die zwi&#x017F;chen jenen Gebirgsreihen<lb/>
liegenden Tha&#x0364;ler oder Gru&#x0364;nde. Dies Land heißt <placeName>Karro</placeName><lb/>
oder <placeName>Karrofeld</placeName>, <placeName>Karroland</placeName>. Es &#x017F;cheint wie ein breiter<lb/>
Streif u&#x0364;ber die&#x017F;e ganze Ecke von <placeName>Afrika</placeName>, vom Meeres-<lb/>
ufer an der Nord-We&#x017F;t-Seite bis zur Seeku&#x0364;&#x017F;te an der<lb/>
Su&#x0364;d-O&#x017F;t-Seite, wegzugehen. Die Breite de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0517] nach der dritten Afrikaniſchen Reiſe. Vieh durch Tauſchhandel frey an ſich zu bringen, die Haupturſache, weswegen die Reiſe dort abgebrochen wer- den mußte. Naͤmlich anſtatt daß die Bauern erſt auf der Ruͤckreiſe von dieſem vortheilhaften Tauſchhandel haͤtten Gebrauch machen ſollen, geſchah dies groͤßtentheils ſchon auf der Hinreiſe, und zwar theils aus Geitzigkeit, theils um die Wagen von dem zum Tauſchhandel mitgenomm- nen ſchweren Eiſen zu erleichtern. Hiedurch geſchah es, daß die Caravane mit einer Herde Ochſen uͤberhaͤuft wur- de, die man nicht nur zum Theil wegen Beſchwerlichkeit der Reiſe im Stiche laſſen mußte, ſondern die auch den wenigen Waſſervorrath fuͤr das zum Fortſchaffen der Wagen noͤthige Vieh noch mehr verminderten. Vor einigen Jahren unternahm zwar der Vice-Gou- verneur Kloppenborg auch in Geſellſchaft eines Landmeſ- ſers, eines Kaufmanns und eines Wundarztes eine Reiſe in die noͤrdlichen Diſtrikte. Da ſie ſich aber nicht uͤber die Graͤnzen der Kolonie ſelbſt erſtreckte, war ſie von keinem Belange und auch eben nicht merkwuͤrdig. Nun noch ein Paar Worte von der Beſchaffenheit dieſes Landes. So ſchoͤn, grasreich, fruchtbar und be- voͤlkert das Land oſtwaͤrts von Cap iſt, ſo duͤrr, mager und oͤde iſt es nordwaͤrts; und je weiter man hinein kommt, deſto trockner und einer Wuͤſte aͤhnlicher iſt es. Wenn man von Cap nach Norden uͤber drey oder vier Gebirgs- reihen gereiſet iſt, ſo kommt man in eine Gegend, die zwar hoͤher, als der Strand bey Cap iſt, aber doch etwas nie- driger hinabgeht, als die zwiſchen jenen Gebirgsreihen liegenden Thaͤler oder Gruͤnde. Dies Land heißt Karro oder Karrofeld, Karroland. Es ſcheint wie ein breiter Streif uͤber dieſe ganze Ecke von Afrika, vom Meeres- ufer an der Nord-Weſt-Seite bis zur Seekuͤſte an der Suͤd-Oſt-Seite, wegzugehen. Die Breite deſſelben M 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/517
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/517>, abgerufen am 22.11.2024.