hängen Stacheln vom Stachelschweine in die Ohren, und einige unter dem weiblichen Geschlechte in den ent- fernteren östlichen Ländern bedienen sich kupferner Ohrrin- ge, um ihre braunen Reitze zu erhöhen. Die Kaffern tra- gen am linken Arme elfenbeinerne Ringe, oft mehr als einen; andre nehmen in deren Ermangelung Ringe von Messing oder Eisen. Alle, besonders die Kaffern, ma- chen viel aus blanken Blättchen von Kupfer, Messing und Eisen, die sie in die Haare, oder an andre Stellen des Körpers hängen.
Die Unreinlichkeit lieben die Hottentotten im höch- sten Grade. Den Leib beschmieren sie mit fetten Sachen, und darüber reiben sie Kuhmist, Fett und dergleichen ein. Hiedurch werden die Schweißlöcher verstopft, und die Haut wird mit einer Oberfläche oder dünnen Borkebe- deckt, die sie im Sommer vor der brennenden Sonnenhitze und im Winter vor der Kälte schützt. In die Schmiere mischen sie Pulver von einem stark riechenden Kraute, das sie Bukku nennen; es ist von dem Geschlechte der Diosme (Diosma), gewöhnlich die so genannte schöne (pulchella). Hievon bekommen sie einen unangeneh- men und so stinkenden, unausstehlichen Geruch, daß ich bisweilen kaum im Stande war, ihn von meinen Hottentotten, die auf der Reise meine Fuhrleute waren, auszuhalten.
Von Wuchs sind die Hottentotten meistentheils klein, besonders gilt dies von den Weibspersonen. Je- doch findet man unter ihnen bisweilen auch Leute von fünf bis sechs Fuß Höhe. Ihre natürliche Farbe ist weder schwarz noch weiß, sondern gelblich. Ihr äußres ziemlich schwarzes Ansehen rührt von dem vielen Schmutze her, der sich durch das Schmieren in die Haut auf immer fest setzt. Gewisse Züge im Gesichte
nach der dritten Afrikaniſchen Reiſe.
haͤngen Stacheln vom Stachelſchweine in die Ohren, und einige unter dem weiblichen Geſchlechte in den ent- fernteren oͤſtlichen Laͤndern bedienen ſich kupferner Ohrrin- ge, um ihre braunen Reitze zu erhoͤhen. Die Kaffern tra- gen am linken Arme elfenbeinerne Ringe, oft mehr als einen; andre nehmen in deren Ermangelung Ringe von Meſſing oder Eiſen. Alle, beſonders die Kaffern, ma- chen viel aus blanken Blaͤttchen von Kupfer, Meſſing und Eiſen, die ſie in die Haare, oder an andre Stellen des Koͤrpers haͤngen.
Die Unreinlichkeit lieben die Hottentotten im hoͤch- ſten Grade. Den Leib beſchmieren ſie mit fetten Sachen, und daruͤber reiben ſie Kuhmiſt, Fett und dergleichen ein. Hiedurch werden die Schweißloͤcher verſtopft, und die Haut wird mit einer Oberflaͤche oder duͤnnen Borkebe- deckt, die ſie im Sommer vor der brennenden Sonnenhitze und im Winter vor der Kaͤlte ſchuͤtzt. In die Schmiere miſchen ſie Pulver von einem ſtark riechenden Kraute, das ſie Bukku nennen; es iſt von dem Geſchlechte der Dioſme (Dioſma), gewoͤhnlich die ſo genannte ſchoͤne (pulchella). Hievon bekommen ſie einen unangeneh- men und ſo ſtinkenden, unausſtehlichen Geruch, daß ich bisweilen kaum im Stande war, ihn von meinen Hottentotten, die auf der Reiſe meine Fuhrleute waren, auszuhalten.
Von Wuchs ſind die Hottentotten meiſtentheils klein, beſonders gilt dies von den Weibsperſonen. Je- doch findet man unter ihnen bisweilen auch Leute von fuͤnf bis ſechs Fuß Hoͤhe. Ihre natuͤrliche Farbe iſt weder ſchwarz noch weiß, ſondern gelblich. Ihr aͤußres ziemlich ſchwarzes Anſehen ruͤhrt von dem vielen Schmutze her, der ſich durch das Schmieren in die Haut auf immer feſt ſetzt. Gewiſſe Zuͤge im Geſichte
<TEI><text><body><divn="2"><p><pbfacs="#f0505"n="167"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">nach der dritten Afrikaniſchen Reiſe.</hi></fw><lb/>
haͤngen Stacheln vom Stachelſchweine in die Ohren,<lb/>
und einige unter dem weiblichen Geſchlechte in den ent-<lb/>
fernteren oͤſtlichen Laͤndern bedienen ſich kupferner Ohrrin-<lb/>
ge, um ihre braunen Reitze zu erhoͤhen. Die Kaffern tra-<lb/>
gen am linken Arme elfenbeinerne Ringe, oft mehr als<lb/>
einen; andre nehmen in deren Ermangelung Ringe von<lb/>
Meſſing oder Eiſen. Alle, beſonders die Kaffern, ma-<lb/>
chen viel aus blanken Blaͤttchen von Kupfer, Meſſing<lb/>
und Eiſen, die ſie in die Haare, oder an andre Stellen<lb/>
des Koͤrpers haͤngen.</p><lb/><p>Die Unreinlichkeit lieben die Hottentotten im hoͤch-<lb/>ſten Grade. Den Leib beſchmieren ſie mit fetten Sachen,<lb/>
und daruͤber reiben ſie Kuhmiſt, Fett und dergleichen<lb/>
ein. Hiedurch werden die Schweißloͤcher verſtopft, und<lb/>
die Haut wird mit einer Oberflaͤche oder duͤnnen Borkebe-<lb/>
deckt, die ſie im Sommer vor der brennenden Sonnenhitze<lb/>
und im Winter vor der Kaͤlte ſchuͤtzt. In die Schmiere<lb/>
miſchen ſie Pulver von einem ſtark riechenden Kraute,<lb/>
das ſie Bukku nennen; es iſt von dem Geſchlechte der<lb/>
Dioſme (<hirendition="#aq">Dioſma</hi>), gewoͤhnlich die ſo genannte ſchoͤne<lb/>
(<hirendition="#aq">pulchella</hi>). Hievon bekommen ſie einen unangeneh-<lb/>
men und ſo ſtinkenden, unausſtehlichen Geruch, daß<lb/>
ich bisweilen kaum im Stande war, ihn von meinen<lb/>
Hottentotten, die auf der Reiſe meine Fuhrleute waren,<lb/>
auszuhalten.</p><lb/><p>Von Wuchs ſind die Hottentotten meiſtentheils<lb/>
klein, beſonders gilt dies von den Weibsperſonen. Je-<lb/>
doch findet man unter ihnen bisweilen auch Leute von<lb/>
fuͤnf bis ſechs Fuß Hoͤhe. Ihre natuͤrliche Farbe iſt<lb/>
weder ſchwarz noch weiß, ſondern gelblich. Ihr aͤußres<lb/>
ziemlich ſchwarzes Anſehen ruͤhrt von dem vielen<lb/>
Schmutze her, der ſich durch das Schmieren in die<lb/>
Haut auf immer feſt ſetzt. Gewiſſe Zuͤge im Geſichte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[167/0505]
nach der dritten Afrikaniſchen Reiſe.
haͤngen Stacheln vom Stachelſchweine in die Ohren,
und einige unter dem weiblichen Geſchlechte in den ent-
fernteren oͤſtlichen Laͤndern bedienen ſich kupferner Ohrrin-
ge, um ihre braunen Reitze zu erhoͤhen. Die Kaffern tra-
gen am linken Arme elfenbeinerne Ringe, oft mehr als
einen; andre nehmen in deren Ermangelung Ringe von
Meſſing oder Eiſen. Alle, beſonders die Kaffern, ma-
chen viel aus blanken Blaͤttchen von Kupfer, Meſſing
und Eiſen, die ſie in die Haare, oder an andre Stellen
des Koͤrpers haͤngen.
Die Unreinlichkeit lieben die Hottentotten im hoͤch-
ſten Grade. Den Leib beſchmieren ſie mit fetten Sachen,
und daruͤber reiben ſie Kuhmiſt, Fett und dergleichen
ein. Hiedurch werden die Schweißloͤcher verſtopft, und
die Haut wird mit einer Oberflaͤche oder duͤnnen Borkebe-
deckt, die ſie im Sommer vor der brennenden Sonnenhitze
und im Winter vor der Kaͤlte ſchuͤtzt. In die Schmiere
miſchen ſie Pulver von einem ſtark riechenden Kraute,
das ſie Bukku nennen; es iſt von dem Geſchlechte der
Dioſme (Dioſma), gewoͤhnlich die ſo genannte ſchoͤne
(pulchella). Hievon bekommen ſie einen unangeneh-
men und ſo ſtinkenden, unausſtehlichen Geruch, daß
ich bisweilen kaum im Stande war, ihn von meinen
Hottentotten, die auf der Reiſe meine Fuhrleute waren,
auszuhalten.
Von Wuchs ſind die Hottentotten meiſtentheils
klein, beſonders gilt dies von den Weibsperſonen. Je-
doch findet man unter ihnen bisweilen auch Leute von
fuͤnf bis ſechs Fuß Hoͤhe. Ihre natuͤrliche Farbe iſt
weder ſchwarz noch weiß, ſondern gelblich. Ihr aͤußres
ziemlich ſchwarzes Anſehen ruͤhrt von dem vielen
Schmutze her, der ſich durch das Schmieren in die
Haut auf immer feſt ſetzt. Gewiſſe Zuͤge im Geſichte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/505>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.