sie keinen Hanf haben, mischen sie auch wohl Phlomis (Phlomis), die bey ihnen wilde Dakka heißt, oder wohl gar Elefanten- oder Rhinocerosdreck darunter.
Ihre Kleidung ist sehr einfach und dürftig. Die meisten tragen ein Schaffell über die Schultern, und ein andres dergleichen um die Lenden, wovon sie die rauhe Seite des Winters inwendig, und des Sommers aus- wendig kehren. Diese Felle sind mit etwas Fett bereitet. Sie bedecken den Körper hinten, vorn lassen sie ihn aber fast ganz bloß und offen. Um die Scham zu verbergen, gebrauchen die Weiber ein kurzes, viereckiges, biswei- len doppeltes, Stück Leder, das bis auf die Hälfte der Lenden herabgeht, und die Mannspersonen ein Futteral von Fuchshaut, das wie ein Beutel aussieht, und mit einem Riemen um den Leib gebunden wird. Die Go- naquas-Hottentotten und die Kaffern kleiden sich in Kalbfelle, und ihre Fürsten in Tigerfelle. Die Beine sind nackt, und die Füße fast nie mit Schuhen bedeckt. Sie zieren aber, besonders thut dies das weibliche Ge- schlecht, die Beine, vom Spanne bis an die Wade, mit runden Ringen von Thierhäuten, welche zugleich den Biß der Schlangen abhalten, und zur Zeit der Noth so gar ihnen selbst zur Nahrung dienen, da sie diese Ringe über glühenden Kohlen braten und essen. Der Kopf ist gewöhnlich ohne alle Bedeckung. Bisweilen setzen sie wohl eine spitz in die Höhe gehende lederne Mütze auf, aber nur selten. Die Weiber brauchen in einigen Ge- genden einen breiten, runden, und mit Schneckenhäu- sern gezierten Kranz von Büffelsleder. Den Hals und die Mitte des Leibes schmücken sie mit allerhand gläsernen Korallen, die sie von den Europäern eintauschen. An das Halsband hängen sie manchmahl eine Schildkröten- schale, worin sie ihr Bukku verwahren. Die Kaffern
Vierte Abtheilung. Aufenthalt zu Cap
ſie keinen Hanf haben, miſchen ſie auch wohl Phlomis (Phlomis), die bey ihnen wilde Dakka heißt, oder wohl gar Elefanten- oder Rhinocerosdreck darunter.
Ihre Kleidung iſt ſehr einfach und duͤrftig. Die meiſten tragen ein Schaffell uͤber die Schultern, und ein andres dergleichen um die Lenden, wovon ſie die rauhe Seite des Winters inwendig, und des Sommers aus- wendig kehren. Dieſe Felle ſind mit etwas Fett bereitet. Sie bedecken den Koͤrper hinten, vorn laſſen ſie ihn aber faſt ganz bloß und offen. Um die Scham zu verbergen, gebrauchen die Weiber ein kurzes, viereckiges, biswei- len doppeltes, Stuͤck Leder, das bis auf die Haͤlfte der Lenden herabgeht, und die Mannsperſonen ein Futteral von Fuchshaut, das wie ein Beutel ausſieht, und mit einem Riemen um den Leib gebunden wird. Die Go- naquas-Hottentotten und die Kaffern kleiden ſich in Kalbfelle, und ihre Fuͤrſten in Tigerfelle. Die Beine ſind nackt, und die Fuͤße faſt nie mit Schuhen bedeckt. Sie zieren aber, beſonders thut dies das weibliche Ge- ſchlecht, die Beine, vom Spanne bis an die Wade, mit runden Ringen von Thierhaͤuten, welche zugleich den Biß der Schlangen abhalten, und zur Zeit der Noth ſo gar ihnen ſelbſt zur Nahrung dienen, da ſie dieſe Ringe uͤber gluͤhenden Kohlen braten und eſſen. Der Kopf iſt gewoͤhnlich ohne alle Bedeckung. Bisweilen ſetzen ſie wohl eine ſpitz in die Hoͤhe gehende lederne Muͤtze auf, aber nur ſelten. Die Weiber brauchen in einigen Ge- genden einen breiten, runden, und mit Schneckenhaͤu- ſern gezierten Kranz von Buͤffelsleder. Den Hals und die Mitte des Leibes ſchmuͤcken ſie mit allerhand glaͤſernen Korallen, die ſie von den Europaͤern eintauſchen. An das Halsband haͤngen ſie manchmahl eine Schildkroͤten- ſchale, worin ſie ihr Bukku verwahren. Die Kaffern
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Vierte Abtheilung. Aufenthalt zu Cap
ſie keinen Hanf haben, miſchen ſie auch wohl Phlomis
(Phlomis), die bey ihnen wilde Dakka heißt, oder
wohl gar Elefanten- oder Rhinocerosdreck darunter.
Ihre Kleidung iſt ſehr einfach und duͤrftig. Die
meiſten tragen ein Schaffell uͤber die Schultern, und
ein andres dergleichen um die Lenden, wovon ſie die rauhe
Seite des Winters inwendig, und des Sommers aus-
wendig kehren. Dieſe Felle ſind mit etwas Fett bereitet.
Sie bedecken den Koͤrper hinten, vorn laſſen ſie ihn aber
faſt ganz bloß und offen. Um die Scham zu verbergen,
gebrauchen die Weiber ein kurzes, viereckiges, biswei-
len doppeltes, Stuͤck Leder, das bis auf die Haͤlfte der
Lenden herabgeht, und die Mannsperſonen ein Futteral
von Fuchshaut, das wie ein Beutel ausſieht, und mit
einem Riemen um den Leib gebunden wird. Die Go-
naquas-Hottentotten und die Kaffern kleiden ſich in
Kalbfelle, und ihre Fuͤrſten in Tigerfelle. Die Beine
ſind nackt, und die Fuͤße faſt nie mit Schuhen bedeckt.
Sie zieren aber, beſonders thut dies das weibliche Ge-
ſchlecht, die Beine, vom Spanne bis an die Wade, mit
runden Ringen von Thierhaͤuten, welche zugleich den
Biß der Schlangen abhalten, und zur Zeit der Noth
ſo gar ihnen ſelbſt zur Nahrung dienen, da ſie dieſe Ringe
uͤber gluͤhenden Kohlen braten und eſſen. Der Kopf iſt
gewoͤhnlich ohne alle Bedeckung. Bisweilen ſetzen ſie
wohl eine ſpitz in die Hoͤhe gehende lederne Muͤtze auf,
aber nur ſelten. Die Weiber brauchen in einigen Ge-
genden einen breiten, runden, und mit Schneckenhaͤu-
ſern gezierten Kranz von Buͤffelsleder. Den Hals und
die Mitte des Leibes ſchmuͤcken ſie mit allerhand glaͤſernen
Korallen, die ſie von den Europaͤern eintauſchen. An
das Halsband haͤngen ſie manchmahl eine Schildkroͤten-
ſchale, worin ſie ihr Bukku verwahren. Die Kaffern
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/504>, abgerufen am 22.11.2024.
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