Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Erste Abtheilung. Zweyter Abschnitt. land erhalten solle, so daß mir die Reise nichts kostenwerde. Für diesen sich so sehr auszeichnenden Beweis seines Wohlwollens gegen mich bezeugte ich ihm meine innige Dankbarkeit, und erklärte, ich sey bereit, eine solche Reise zu unternehmen, und einige Jahre darauf zu verwenden. Zugleich gab ich ihm meine Verwunde- rung zu erkennen, daß er in diesem Stücke so viel Zu- trauen in einen Fremden setzen könne, den er nur seit ei- nigen Tagen etwas kenne. Er antwortete mir, er habe schon seit der Zeit, da er selbst einen Sommer in Schwe- den auf der Universität zu Upsala zugebracht, die Schwe- dische Nation sehr lieb gewonnen, und mir sey er beson- ders zugethan, da er wahrgenommen, mit wie vieler Fertigkeit ich eine Menge seiner, von ihm selbst bis da- hin nicht genau gekannten Naturalien geordnet, mit ih- ren Nahmen belegt, und beschrieben habe, worüber er mir in sehr schmeichelhaften Ausdrücken viel Lob beylegte, das ich zu verdienen zu suchen mir vornahm. Zugleich beklagte er sich darüber, daß seine Professor-Besoldung so gering sey, daß er nur seine jährliche Hausmiethe davon bestreiten könne; er fände sich daher genöthigt, sich durch eine so sehr als möglich ausgebreitete Ausübung der Arz- neywissenschaft das Nothwendige zu erwerben; dies habe denn freylich die sehr unangenehme Folge für ihn, daß es ihn von demjenigen Studium abziehe, welches seine Lieblingsbeschäfftigung ausmache und von Amts wegen seine erste Pflicht sey. Hier konnte ich nicht anders, als die Professoren auf den Schwedischen Universitäten glücklich preisen, die nicht nöthig haben, einen Theil ih- rer Zeit dem Erwerbe ihres Unterhalts zu widmen, und sich dadurch von ihrer Hauptwissenschaft und dem Unter- richte der Studierenden zu entfernen. Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. land erhalten ſolle, ſo daß mir die Reiſe nichts koſtenwerde. Fuͤr dieſen ſich ſo ſehr auszeichnenden Beweis ſeines Wohlwollens gegen mich bezeugte ich ihm meine innige Dankbarkeit, und erklaͤrte, ich ſey bereit, eine ſolche Reiſe zu unternehmen, und einige Jahre darauf zu verwenden. Zugleich gab ich ihm meine Verwunde- rung zu erkennen, daß er in dieſem Stuͤcke ſo viel Zu- trauen in einen Fremden ſetzen koͤnne, den er nur ſeit ei- nigen Tagen etwas kenne. Er antwortete mir, er habe ſchon ſeit der Zeit, da er ſelbſt einen Sommer in Schwe- den auf der Univerſitaͤt zu Upſala zugebracht, die Schwe- diſche Nation ſehr lieb gewonnen, und mir ſey er beſon- ders zugethan, da er wahrgenommen, mit wie vieler Fertigkeit ich eine Menge ſeiner, von ihm ſelbſt bis da- hin nicht genau gekannten Naturalien geordnet, mit ih- ren Nahmen belegt, und beſchrieben habe, woruͤber er mir in ſehr ſchmeichelhaften Ausdruͤcken viel Lob beylegte, das ich zu verdienen zu ſuchen mir vornahm. Zugleich beklagte er ſich daruͤber, daß ſeine Profeſſor-Beſoldung ſo gering ſey, daß er nur ſeine jaͤhrliche Hausmiethe davon beſtreiten koͤnne; er faͤnde ſich daher genoͤthigt, ſich durch eine ſo ſehr als moͤglich ausgebreitete Ausuͤbung der Arz- neywiſſenſchaft das Nothwendige zu erwerben; dies habe denn freylich die ſehr unangenehme Folge fuͤr ihn, daß es ihn von demjenigen Studium abziehe, welches ſeine Lieblingsbeſchaͤfftigung ausmache und von Amts wegen ſeine erſte Pflicht ſey. Hier konnte ich nicht anders, als die Profeſſoren auf den Schwediſchen Univerſitaͤten gluͤcklich preiſen, die nicht noͤthig haben, einen Theil ih- rer Zeit dem Erwerbe ihres Unterhalts zu widmen, und ſich dadurch von ihrer Hauptwiſſenſchaft und dem Unter- richte der Studierenden zu entfernen. <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0050" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſte Abtheilung. 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Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
land erhalten ſolle, ſo daß mir die Reiſe nichts koſten
werde. Fuͤr dieſen ſich ſo ſehr auszeichnenden Beweis
ſeines Wohlwollens gegen mich bezeugte ich ihm meine
innige Dankbarkeit, und erklaͤrte, ich ſey bereit, eine
ſolche Reiſe zu unternehmen, und einige Jahre darauf
zu verwenden. Zugleich gab ich ihm meine Verwunde-
rung zu erkennen, daß er in dieſem Stuͤcke ſo viel Zu-
trauen in einen Fremden ſetzen koͤnne, den er nur ſeit ei-
nigen Tagen etwas kenne. Er antwortete mir, er habe
ſchon ſeit der Zeit, da er ſelbſt einen Sommer in Schwe-
den auf der Univerſitaͤt zu Upſala zugebracht, die Schwe-
diſche Nation ſehr lieb gewonnen, und mir ſey er beſon-
ders zugethan, da er wahrgenommen, mit wie vieler
Fertigkeit ich eine Menge ſeiner, von ihm ſelbſt bis da-
hin nicht genau gekannten Naturalien geordnet, mit ih-
ren Nahmen belegt, und beſchrieben habe, woruͤber er
mir in ſehr ſchmeichelhaften Ausdruͤcken viel Lob beylegte,
das ich zu verdienen zu ſuchen mir vornahm. Zugleich
beklagte er ſich daruͤber, daß ſeine Profeſſor-Beſoldung ſo
gering ſey, daß er nur ſeine jaͤhrliche Hausmiethe davon
beſtreiten koͤnne; er faͤnde ſich daher genoͤthigt, ſich durch
eine ſo ſehr als moͤglich ausgebreitete Ausuͤbung der Arz-
neywiſſenſchaft das Nothwendige zu erwerben; dies habe
denn freylich die ſehr unangenehme Folge fuͤr ihn, daß
es ihn von demjenigen Studium abziehe, welches ſeine
Lieblingsbeſchaͤfftigung ausmache und von Amts wegen
ſeine erſte Pflicht ſey. Hier konnte ich nicht anders,
als die Profeſſoren auf den Schwediſchen Univerſitaͤten
gluͤcklich preiſen, die nicht noͤthig haben, einen Theil ih-
rer Zeit dem Erwerbe ihres Unterhalts zu widmen, und
ſich dadurch von ihrer Hauptwiſſenſchaft und dem Unter-
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