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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Dritte Abtheilung. Dritter Abschnitt.
Spitzen der Ohren von andern unterscheiden. Bey Pen-
nant heißen sie die Persische Katze, und bey Büffon
Karakal. Die hiesigen Landleute nennen sie rothe Ka-
tzen. Das Fell dieser Thiere rühmt man hier als ein
sehr diensames und vertheilendes Mittel, wenn man Glie-
der, die durch Erkältung mit Flüssen oder sonst mit Gicht
behaftet sind, damit umwindet.

Von Rothesand nahmen wir den gewöhnlichen Weg
durch die schmale Passage desselben, die Roode Zands-
Kloof
heißt, und an einer Stelle eine ansehnliche Höhe
hat, über welche der Weg geht; hernach reiseten wir
an der Seite des Berges hin.

Rothesand ist gleichsam der Schlüssel zum ganzen
Lande. Es liegt jenseits der quer durch die ganze südli-
che Spitze von Afrika fortlaufenden Reihe Berge. Hier
fahren daher die meisten Landbewohner auf ihrer jährlichen
Reise nach Cap vorbey, außer die, welche den Weg
durch das Hottentottische Holland nehmen. In Ro-
thesand
hat sich daher ein Feldscher zum Dienste der
Kranken niedergelassen, und zugleich eine kleine Apotheke
angelegt, wodurch er sich artiges Geld verdient hat. Er
läßt sich alle Arzneymittel sehr theuer bezahlen; ein ein-
ziges Laxirpulver kostet einen halben Thaler. Bisweilen
bringen die Kolonisten auch Kranke mit hieher, so wohl
von den Ihrigen als Sklaven, und lassen sie unter Pflege
und Wartung des Feldschers da, bis sie bey der Rück-
reise wieder vorbeykommen. Verschiedne Kolonisten in
dieser Gegend suchten mich zu überreden, daß ich mich
hier niederlassen möchte; sie meinten es auch recht gut.
Allein die Liebe zur Botanik und zu meinem Vaterlande
zog mich von hier nicht nur nach Indien, sondern auch
zu dem mir so lieben und unter Gustavs weiser und mil-
der Regierung so glücklichen Schweden.


Dritte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
Spitzen der Ohren von andern unterſcheiden. Bey Pen-
nant heißen ſie die Perſiſche Katze, und bey Buͤffon
Karakal. Die hieſigen Landleute nennen ſie rothe Ka-
tzen. Das Fell dieſer Thiere ruͤhmt man hier als ein
ſehr dienſames und vertheilendes Mittel, wenn man Glie-
der, die durch Erkaͤltung mit Fluͤſſen oder ſonſt mit Gicht
behaftet ſind, damit umwindet.

Von Rotheſand nahmen wir den gewoͤhnlichen Weg
durch die ſchmale Paſſage deſſelben, die Roode Zands-
Kloof
heißt, und an einer Stelle eine anſehnliche Hoͤhe
hat, uͤber welche der Weg geht; hernach reiſeten wir
an der Seite des Berges hin.

Rotheſand iſt gleichſam der Schluͤſſel zum ganzen
Lande. Es liegt jenſeits der quer durch die ganze ſuͤdli-
che Spitze von Afrika fortlaufenden Reihe Berge. Hier
fahren daher die meiſten Landbewohner auf ihrer jaͤhrlichen
Reiſe nach Cap vorbey, außer die, welche den Weg
durch das Hottentottiſche Holland nehmen. In Ro-
theſand
hat ſich daher ein Feldſcher zum Dienſte der
Kranken niedergelaſſen, und zugleich eine kleine Apotheke
angelegt, wodurch er ſich artiges Geld verdient hat. Er
laͤßt ſich alle Arzneymittel ſehr theuer bezahlen; ein ein-
ziges Laxirpulver koſtet einen halben Thaler. Bisweilen
bringen die Koloniſten auch Kranke mit hieher, ſo wohl
von den Ihrigen als Sklaven, und laſſen ſie unter Pflege
und Wartung des Feldſchers da, bis ſie bey der Ruͤck-
reiſe wieder vorbeykommen. Verſchiedne Koloniſten in
dieſer Gegend ſuchten mich zu uͤberreden, daß ich mich
hier niederlaſſen moͤchte; ſie meinten es auch recht gut.
Allein die Liebe zur Botanik und zu meinem Vaterlande
zog mich von hier nicht nur nach Indien, ſondern auch
zu dem mir ſo lieben und unter Guſtavs weiſer und mil-
der Regierung ſo gluͤcklichen Schweden.


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[158/0496] Dritte Abtheilung. Dritter Abſchnitt. Spitzen der Ohren von andern unterſcheiden. Bey Pen- nant heißen ſie die Perſiſche Katze, und bey Buͤffon Karakal. Die hieſigen Landleute nennen ſie rothe Ka- tzen. Das Fell dieſer Thiere ruͤhmt man hier als ein ſehr dienſames und vertheilendes Mittel, wenn man Glie- der, die durch Erkaͤltung mit Fluͤſſen oder ſonſt mit Gicht behaftet ſind, damit umwindet. Von Rotheſand nahmen wir den gewoͤhnlichen Weg durch die ſchmale Paſſage deſſelben, die Roode Zands- Kloof heißt, und an einer Stelle eine anſehnliche Hoͤhe hat, uͤber welche der Weg geht; hernach reiſeten wir an der Seite des Berges hin. Rotheſand iſt gleichſam der Schluͤſſel zum ganzen Lande. Es liegt jenſeits der quer durch die ganze ſuͤdli- che Spitze von Afrika fortlaufenden Reihe Berge. Hier fahren daher die meiſten Landbewohner auf ihrer jaͤhrlichen Reiſe nach Cap vorbey, außer die, welche den Weg durch das Hottentottiſche Holland nehmen. In Ro- theſand hat ſich daher ein Feldſcher zum Dienſte der Kranken niedergelaſſen, und zugleich eine kleine Apotheke angelegt, wodurch er ſich artiges Geld verdient hat. Er laͤßt ſich alle Arzneymittel ſehr theuer bezahlen; ein ein- ziges Laxirpulver koſtet einen halben Thaler. Bisweilen bringen die Koloniſten auch Kranke mit hieher, ſo wohl von den Ihrigen als Sklaven, und laſſen ſie unter Pflege und Wartung des Feldſchers da, bis ſie bey der Ruͤck- reiſe wieder vorbeykommen. Verſchiedne Koloniſten in dieſer Gegend ſuchten mich zu uͤberreden, daß ich mich hier niederlaſſen moͤchte; ſie meinten es auch recht gut. Allein die Liebe zur Botanik und zu meinem Vaterlande zog mich von hier nicht nur nach Indien, ſondern auch zu dem mir ſo lieben und unter Guſtavs weiſer und mil- der Regierung ſo gluͤcklichen Schweden.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/496>, abgerufen am 22.11.2024.