genden, wo die Höfe der Kolonisten dichter bey einander liegen. Sehr angenehm mußte dies uns seyn, weil wir nunmehr verschiedne Wochen lang in Wüsteneyen und Einöden umhergeirret, die meisten Nächte unter freyem Himmel und an den gefährlichsten Oertern zugebracht und mehrmahls an Essen und Trinken Mangel gelitten hatten.
Nicht weit vom Hofe zwischen Bergen fängt ein Arm des Hexenflusses an, der sich unten im Thale mit dem Hauptarme, welcher ebenfalls in dem hiesigen Ge- birge entspringt, vereinigt.
Von hier reiseten wir zu den Kolonisten Jordan und van der Merwel und weiter durch das Hexenfluß- thal (Hex Riviers-Kloof) nach Rothesand. Jenes hat gar keine Hügel oder Anhöhen, sondern ist ganz eben, und den Fluß muß man mehreremahl passiren. Auf den Spitzen der zu beyden Seiten liegenden Berge lag noch viel Schnee oder Hagel. Die Gebirgslagen oder Schichten laufen hier bisweilen unregelmäßig, bisweilen neigen sie sich. Die Höhe, über welche wir vom Kar- rolande bis zum Ausflusse des Hexenflusses bey Rothesand gereiset waren, ist sehr breit, und hat so wohl in die Länge als in die Quere verschiedne kleine Thäler.
In den hiesigen Gebirgen hält sich in den Ritzen kahler Felsen, eine Art Springratzen (Gerboa Capensis) auf, welche die Bauern für eine Gattung Hasen ansehen, und Berghase oder Springhase (Berg-Haas, Spring- Haas) nennen. Dies Thier hat ein sonderbares An- sehen. Die Vorderbeine sind sehr kurz, die Hinterbeine aber dagegen beynahe so lang als der ganze Körper, und das Thier verrichtet damit die wunderbarsten und schön- sten Sprünge. -- Auch findet man hier eine Art Luchse, die sich durch die schwarze Farbe des äußersten Endes des Schwanzes und einen langen Zopf Haare an den
Ruͤckreiſe aus dem Rockenlande nach Cap.
genden, wo die Hoͤfe der Koloniſten dichter bey einander liegen. Sehr angenehm mußte dies uns ſeyn, weil wir nunmehr verſchiedne Wochen lang in Wuͤſteneyen und Einoͤden umhergeirret, die meiſten Naͤchte unter freyem Himmel und an den gefaͤhrlichſten Oertern zugebracht und mehrmahls an Eſſen und Trinken Mangel gelitten hatten.
Nicht weit vom Hofe zwiſchen Bergen faͤngt ein Arm des Hexenfluſſes an, der ſich unten im Thale mit dem Hauptarme, welcher ebenfalls in dem hieſigen Ge- birge entſpringt, vereinigt.
Von hier reiſeten wir zu den Koloniſten Jordan und van der Merwel und weiter durch das Hexenfluß- thal (Hex Riviers-Kloof) nach Rotheſand. Jenes hat gar keine Huͤgel oder Anhoͤhen, ſondern iſt ganz eben, und den Fluß muß man mehreremahl paſſiren. Auf den Spitzen der zu beyden Seiten liegenden Berge lag noch viel Schnee oder Hagel. Die Gebirgslagen oder Schichten laufen hier bisweilen unregelmaͤßig, bisweilen neigen ſie ſich. Die Hoͤhe, uͤber welche wir vom Kar- rolande bis zum Ausfluſſe des Hexenfluſſes bey Rotheſand gereiſet waren, iſt ſehr breit, und hat ſo wohl in die Laͤnge als in die Quere verſchiedne kleine Thaͤler.
In den hieſigen Gebirgen haͤlt ſich in den Ritzen kahler Felſen, eine Art Springratzen (Gerboa Capenſis) auf, welche die Bauern fuͤr eine Gattung Haſen anſehen, und Berghaſe oder Springhaſe (Berg-Haas, Spring- Haas) nennen. Dies Thier hat ein ſonderbares An- ſehen. Die Vorderbeine ſind ſehr kurz, die Hinterbeine aber dagegen beynahe ſo lang als der ganze Koͤrper, und das Thier verrichtet damit die wunderbarſten und ſchoͤn- ſten Spruͤnge. — Auch findet man hier eine Art Luchſe, die ſich durch die ſchwarze Farbe des aͤußerſten Endes des Schwanzes und einen langen Zopf Haare an den
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Ruͤckreiſe aus dem Rockenlande nach Cap.
genden, wo die Hoͤfe der Koloniſten dichter bey einander
liegen. Sehr angenehm mußte dies uns ſeyn, weil wir
nunmehr verſchiedne Wochen lang in Wuͤſteneyen und
Einoͤden umhergeirret, die meiſten Naͤchte unter freyem
Himmel und an den gefaͤhrlichſten Oertern zugebracht und
mehrmahls an Eſſen und Trinken Mangel gelitten hatten.
Nicht weit vom Hofe zwiſchen Bergen faͤngt ein
Arm des Hexenfluſſes an, der ſich unten im Thale mit
dem Hauptarme, welcher ebenfalls in dem hieſigen Ge-
birge entſpringt, vereinigt.
Von hier reiſeten wir zu den Koloniſten Jordan
und van der Merwel und weiter durch das Hexenfluß-
thal (Hex Riviers-Kloof) nach Rotheſand. Jenes
hat gar keine Huͤgel oder Anhoͤhen, ſondern iſt ganz
eben, und den Fluß muß man mehreremahl paſſiren.
Auf den Spitzen der zu beyden Seiten liegenden Berge
lag noch viel Schnee oder Hagel. Die Gebirgslagen oder
Schichten laufen hier bisweilen unregelmaͤßig, bisweilen
neigen ſie ſich. Die Hoͤhe, uͤber welche wir vom Kar-
rolande bis zum Ausfluſſe des Hexenfluſſes bey Rotheſand
gereiſet waren, iſt ſehr breit, und hat ſo wohl in die Laͤnge
als in die Quere verſchiedne kleine Thaͤler.
In den hieſigen Gebirgen haͤlt ſich in den Ritzen
kahler Felſen, eine Art Springratzen (Gerboa Capenſis)
auf, welche die Bauern fuͤr eine Gattung Haſen anſehen,
und Berghaſe oder Springhaſe (Berg-Haas, Spring-
Haas) nennen. Dies Thier hat ein ſonderbares An-
ſehen. Die Vorderbeine ſind ſehr kurz, die Hinterbeine
aber dagegen beynahe ſo lang als der ganze Koͤrper, und
das Thier verrichtet damit die wunderbarſten und ſchoͤn-
ſten Spruͤnge. — Auch findet man hier eine Art Luchſe,
die ſich durch die ſchwarze Farbe des aͤußerſten Endes
des Schwanzes und einen langen Zopf Haare an den
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/495>, abgerufen am 22.11.2024.
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