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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Dritte Abtheilung. Dritter Abschnitt.
hofe im Rockenlande mit so viel Zehrung versorgt, als
wir auf einige Tage nöthig zu haben glaubten. Und so
sahen wir uns im Stande, unsre Reise, durch eine
brennende Wüste fortzusetzen, eine Wüste, die an Was-
ser so arm, daß kein Sperling da leben kann, und von
lebendigen Geschöpfen so sehr entblößt ist, daß sich nur
hie und da in Löchern einige Mäuse aufhalten, denen dem
Anscheine nach die saftigen Blätter der Sträuche so viel
verschaffen, als nöthig ist, um zugleich den Hunger zu
stillen und den Durst zu löschen. Der Aufgang der Son-
ne lockt diese Erdmäuse jeden Morgen hervor. Ihre
Wohnungen gehen allezeit schief hinunter, und haben die
Oeffnung nach Osten. Wir versuchten zwar, einige
davon, die mit dem Kopfe in die Höhe kamen, zu schie-
ßen; fanden aber so wohl zu unsrer Verwunderung, als
zu unserm Verdrusse, daß sie sich mit unglaublicher Ge-
schwindigkeit in ihre Löcher zurückzogen, so bald sie
das Feuer ansichtig wurden. Verschiednemahl gab ich
mir alle Mühe, mit der vortrefflichsten Büchse eine zu
treffen, schoß aber jedesmahl fehl. Endlich verfiel ich
darauf, etwas Papier los auf die Zündpfanne zu legen,
so daß sie den Blitz des Zündpulvers nicht sehen konnten,
und da ertappte ich einige.

Doch ich muß unsre Reise näher beschreiben. Von
dem zuletzt genannten Hofe im Rockenlande kamen wir
zu dem Kolonisten Meyburg, dessen Hof am Fuße des
Berges liegt, von da zu der Goldblumbergstraße (Goud-
blooms-Kloof
), und endlich am dritten Tage durch klei-
ne Gründe und Thäler zum Unglücksflusse (Ongelyks-
Rivier
), welcher seinen Nahmen davon hat, daß ein
Kolonist nahe bey demselben von einem Löwen ganz und
gar aufgefressen ist. Hier machten wir zwey Tage Halt,
um die Ankunft eines Landmanns abzuwarten, der nach

Dritte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
hofe im Rockenlande mit ſo viel Zehrung verſorgt, als
wir auf einige Tage noͤthig zu haben glaubten. Und ſo
ſahen wir uns im Stande, unſre Reiſe, durch eine
brennende Wuͤſte fortzuſetzen, eine Wuͤſte, die an Waſ-
ſer ſo arm, daß kein Sperling da leben kann, und von
lebendigen Geſchoͤpfen ſo ſehr entbloͤßt iſt, daß ſich nur
hie und da in Loͤchern einige Maͤuſe aufhalten, denen dem
Anſcheine nach die ſaftigen Blaͤtter der Straͤuche ſo viel
verſchaffen, als noͤthig iſt, um zugleich den Hunger zu
ſtillen und den Durſt zu loͤſchen. Der Aufgang der Son-
ne lockt dieſe Erdmaͤuſe jeden Morgen hervor. Ihre
Wohnungen gehen allezeit ſchief hinunter, und haben die
Oeffnung nach Oſten. Wir verſuchten zwar, einige
davon, die mit dem Kopfe in die Hoͤhe kamen, zu ſchie-
ßen; fanden aber ſo wohl zu unſrer Verwunderung, als
zu unſerm Verdruſſe, daß ſie ſich mit unglaublicher Ge-
ſchwindigkeit in ihre Loͤcher zuruͤckzogen, ſo bald ſie
das Feuer anſichtig wurden. Verſchiednemahl gab ich
mir alle Muͤhe, mit der vortrefflichſten Buͤchſe eine zu
treffen, ſchoß aber jedesmahl fehl. Endlich verfiel ich
darauf, etwas Papier los auf die Zuͤndpfanne zu legen,
ſo daß ſie den Blitz des Zuͤndpulvers nicht ſehen konnten,
und da ertappte ich einige.

Doch ich muß unſre Reiſe naͤher beſchreiben. Von
dem zuletzt genannten Hofe im Rockenlande kamen wir
zu dem Koloniſten Meyburg, deſſen Hof am Fuße des
Berges liegt, von da zu der Goldblumbergſtraße (Goud-
blooms-Kloof
), und endlich am dritten Tage durch klei-
ne Gruͤnde und Thaͤler zum Ungluͤcksfluſſe (Ongelyks-
Rivier
), welcher ſeinen Nahmen davon hat, daß ein
Koloniſt nahe bey demſelben von einem Loͤwen ganz und
gar aufgefreſſen iſt. Hier machten wir zwey Tage Halt,
um die Ankunft eines Landmanns abzuwarten, der nach

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[154/0492] Dritte Abtheilung. Dritter Abſchnitt. hofe im Rockenlande mit ſo viel Zehrung verſorgt, als wir auf einige Tage noͤthig zu haben glaubten. Und ſo ſahen wir uns im Stande, unſre Reiſe, durch eine brennende Wuͤſte fortzuſetzen, eine Wuͤſte, die an Waſ- ſer ſo arm, daß kein Sperling da leben kann, und von lebendigen Geſchoͤpfen ſo ſehr entbloͤßt iſt, daß ſich nur hie und da in Loͤchern einige Maͤuſe aufhalten, denen dem Anſcheine nach die ſaftigen Blaͤtter der Straͤuche ſo viel verſchaffen, als noͤthig iſt, um zugleich den Hunger zu ſtillen und den Durſt zu loͤſchen. Der Aufgang der Son- ne lockt dieſe Erdmaͤuſe jeden Morgen hervor. Ihre Wohnungen gehen allezeit ſchief hinunter, und haben die Oeffnung nach Oſten. Wir verſuchten zwar, einige davon, die mit dem Kopfe in die Hoͤhe kamen, zu ſchie- ßen; fanden aber ſo wohl zu unſrer Verwunderung, als zu unſerm Verdruſſe, daß ſie ſich mit unglaublicher Ge- ſchwindigkeit in ihre Loͤcher zuruͤckzogen, ſo bald ſie das Feuer anſichtig wurden. Verſchiednemahl gab ich mir alle Muͤhe, mit der vortrefflichſten Buͤchſe eine zu treffen, ſchoß aber jedesmahl fehl. Endlich verfiel ich darauf, etwas Papier los auf die Zuͤndpfanne zu legen, ſo daß ſie den Blitz des Zuͤndpulvers nicht ſehen konnten, und da ertappte ich einige. Doch ich muß unſre Reiſe naͤher beſchreiben. Von dem zuletzt genannten Hofe im Rockenlande kamen wir zu dem Koloniſten Meyburg, deſſen Hof am Fuße des Berges liegt, von da zu der Goldblumbergſtraße (Goud- blooms-Kloof), und endlich am dritten Tage durch klei- ne Gruͤnde und Thaͤler zum Ungluͤcksfluſſe (Ongelyks- Rivier), welcher ſeinen Nahmen davon hat, daß ein Koloniſt nahe bey demſelben von einem Loͤwen ganz und gar aufgefreſſen iſt. Hier machten wir zwey Tage Halt, um die Ankunft eines Landmanns abzuwarten, der nach

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/492>, abgerufen am 25.11.2024.