Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Dritter Abschnitt.
Rückreise aus dem Rockenlande
nach Cap
.

Gern hätten wir unsre Reise noch weiter ins Rocken-
land
hinauf fortgesetzt. Allein weil unsre Ochsen theils
zu mager waren, theils ihnen die Füße so weh thaten,
daß sie auf diesen steinigen und scharfen Bergen nicht
länger gehen konnten, waren wir gezwungen, auf die
Erfüllung dieses Wunsches Verzicht zu thun. Den 3.
December früh begaben wir uns daher von jenem kalten
Orte wieder weg und den Berg hinab. Bey unsrer Ab-
reise lag noch Eis von der Dicke eines Speciesthalers.
So lange wir noch auf dem Berge waren, hatten wir
strenge Kälte und Wind. Je weiter wir aber hinunter
kamen, desto stiller und wärmer wurde es, bis wir nach
einer Zeit von drey Stunden das unten liegende Karro
erreichten, da denn die Hitze wieder anfing unerträglich
zu werden.

Der Weg den Berg hinab ging über verschiedne
jähe Höhen und Absätze. Deswegen mußten wir nicht
nur beyde Hinterräder mit eisernen Ketten hemmen, son-
dern auch den Wagen von den Hottentotten mit Stri-
cken festhalten lassen, damit er weder umfallen, noch
auf die Ochsen hinabstürzen möchte. Der oberste Ab-
satz war der steilste. Er heißt Uytkyk (Aussicht),
weil man da ungemein weit umhersieht. Der andere hat
den Nahmen Moritzhöhe (Maurits-Hoogt).

In dem trocknen und magern Karrolande hatten
wir jetzt eine sehr weite Strecke zu durchreisen, ehe wir
hoffen konnten, nach einem bewohnten Orte zu gelangen.
Aus dieser Ursache hatten wir uns auf dem letzten Bauer-

Dritter Abſchnitt.
Ruͤckreiſe aus dem Rockenlande
nach Cap
.

Gern haͤtten wir unſre Reiſe noch weiter ins Rocken-
land
hinauf fortgeſetzt. Allein weil unſre Ochſen theils
zu mager waren, theils ihnen die Fuͤße ſo weh thaten,
daß ſie auf dieſen ſteinigen und ſcharfen Bergen nicht
laͤnger gehen konnten, waren wir gezwungen, auf die
Erfuͤllung dieſes Wunſches Verzicht zu thun. Den 3.
December fruͤh begaben wir uns daher von jenem kalten
Orte wieder weg und den Berg hinab. Bey unſrer Ab-
reiſe lag noch Eis von der Dicke eines Speciesthalers.
So lange wir noch auf dem Berge waren, hatten wir
ſtrenge Kaͤlte und Wind. Je weiter wir aber hinunter
kamen, deſto ſtiller und waͤrmer wurde es, bis wir nach
einer Zeit von drey Stunden das unten liegende Karro
erreichten, da denn die Hitze wieder anfing unertraͤglich
zu werden.

Der Weg den Berg hinab ging uͤber verſchiedne
jaͤhe Hoͤhen und Abſaͤtze. Deswegen mußten wir nicht
nur beyde Hinterraͤder mit eiſernen Ketten hemmen, ſon-
dern auch den Wagen von den Hottentotten mit Stri-
cken feſthalten laſſen, damit er weder umfallen, noch
auf die Ochſen hinabſtuͤrzen moͤchte. Der oberſte Ab-
ſatz war der ſteilſte. Er heißt Uytkyk (Ausſicht),
weil man da ungemein weit umherſieht. Der andere hat
den Nahmen Moritzhoͤhe (Maurits-Hoogt).

In dem trocknen und magern Karrolande hatten
wir jetzt eine ſehr weite Strecke zu durchreiſen, ehe wir
hoffen konnten, nach einem bewohnten Orte zu gelangen.
Aus dieſer Urſache hatten wir uns auf dem letzten Bauer-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <pb facs="#f0491" n="153"/>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Dritter Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e aus dem <placeName>Rockenlande</placeName><lb/>
nach <placeName>Cap</placeName></hi>.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>ern ha&#x0364;tten wir un&#x017F;re Rei&#x017F;e noch weiter ins <placeName>Rocken-<lb/>
land</placeName> hinauf fortge&#x017F;etzt. Allein weil un&#x017F;re Och&#x017F;en theils<lb/>
zu mager waren, theils ihnen die Fu&#x0364;ße &#x017F;o weh thaten,<lb/>
daß &#x017F;ie auf die&#x017F;en &#x017F;teinigen und &#x017F;charfen Bergen nicht<lb/>
la&#x0364;nger gehen konnten, waren wir gezwungen, auf die<lb/>
Erfu&#x0364;llung die&#x017F;es Wun&#x017F;ches Verzicht zu thun. Den 3.<lb/>
December fru&#x0364;h begaben wir uns daher von jenem kalten<lb/>
Orte wieder weg und den Berg hinab. Bey un&#x017F;rer Ab-<lb/>
rei&#x017F;e lag noch Eis von der Dicke eines Speciesthalers.<lb/>
So lange wir noch auf dem Berge waren, hatten wir<lb/>
&#x017F;trenge Ka&#x0364;lte und Wind. Je weiter wir aber hinunter<lb/>
kamen, de&#x017F;to &#x017F;tiller und wa&#x0364;rmer wurde es, bis wir nach<lb/>
einer Zeit von drey Stunden das unten liegende Karro<lb/>
erreichten, da denn die Hitze wieder anfing unertra&#x0364;glich<lb/>
zu werden.</p><lb/>
          <p>Der Weg den Berg hinab ging u&#x0364;ber ver&#x017F;chiedne<lb/>
ja&#x0364;he Ho&#x0364;hen und Ab&#x017F;a&#x0364;tze. Deswegen mußten wir nicht<lb/>
nur beyde Hinterra&#x0364;der mit ei&#x017F;ernen Ketten hemmen, &#x017F;on-<lb/>
dern auch den Wagen von den Hottentotten mit Stri-<lb/>
cken fe&#x017F;thalten la&#x017F;&#x017F;en, damit er weder umfallen, noch<lb/>
auf die Och&#x017F;en hinab&#x017F;tu&#x0364;rzen mo&#x0364;chte. Der ober&#x017F;te Ab-<lb/>
&#x017F;atz war der &#x017F;teil&#x017F;te. Er heißt <hi rendition="#aq"><placeName>Uytkyk</placeName></hi> (<placeName>Aus&#x017F;icht</placeName>),<lb/>
weil man da ungemein weit umher&#x017F;ieht. Der andere hat<lb/>
den Nahmen <placeName>Moritzho&#x0364;he</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Maurits-Hoogt</placeName></hi>).</p><lb/>
          <p>In dem trocknen und magern <placeName>Karrolande</placeName> hatten<lb/>
wir jetzt eine &#x017F;ehr weite Strecke zu durchrei&#x017F;en, ehe wir<lb/>
hoffen konnten, nach einem bewohnten Orte zu gelangen.<lb/>
Aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ache hatten wir uns auf dem letzten Bauer-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0491] Dritter Abſchnitt. Ruͤckreiſe aus dem Rockenlande nach Cap. Gern haͤtten wir unſre Reiſe noch weiter ins Rocken- land hinauf fortgeſetzt. Allein weil unſre Ochſen theils zu mager waren, theils ihnen die Fuͤße ſo weh thaten, daß ſie auf dieſen ſteinigen und ſcharfen Bergen nicht laͤnger gehen konnten, waren wir gezwungen, auf die Erfuͤllung dieſes Wunſches Verzicht zu thun. Den 3. December fruͤh begaben wir uns daher von jenem kalten Orte wieder weg und den Berg hinab. Bey unſrer Ab- reiſe lag noch Eis von der Dicke eines Speciesthalers. So lange wir noch auf dem Berge waren, hatten wir ſtrenge Kaͤlte und Wind. Je weiter wir aber hinunter kamen, deſto ſtiller und waͤrmer wurde es, bis wir nach einer Zeit von drey Stunden das unten liegende Karro erreichten, da denn die Hitze wieder anfing unertraͤglich zu werden. Der Weg den Berg hinab ging uͤber verſchiedne jaͤhe Hoͤhen und Abſaͤtze. Deswegen mußten wir nicht nur beyde Hinterraͤder mit eiſernen Ketten hemmen, ſon- dern auch den Wagen von den Hottentotten mit Stri- cken feſthalten laſſen, damit er weder umfallen, noch auf die Ochſen hinabſtuͤrzen moͤchte. Der oberſte Ab- ſatz war der ſteilſte. Er heißt Uytkyk (Ausſicht), weil man da ungemein weit umherſieht. Der andere hat den Nahmen Moritzhoͤhe (Maurits-Hoogt). In dem trocknen und magern Karrolande hatten wir jetzt eine ſehr weite Strecke zu durchreiſen, ehe wir hoffen konnten, nach einem bewohnten Orte zu gelangen. Aus dieſer Urſache hatten wir uns auf dem letzten Bauer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/491
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/491>, abgerufen am 19.11.2024.