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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Dritte Abtheilung. Zweyter Abschnitt.
der Namaquas, quer über dem Rockenlande und ganz bis
nach den Schneebergen hin. Dies Volk ist auch unter
allen das ärmste und elendeste. Selten oder nie besitzen
sie Vieh; oft haben sie nicht einmahl einen gewissen
Wohnort, sondern schwärmen im Lande umher, leben
von Rauben und Stehlen, und halten sich des Nachts
in Höhlen auf. Viele gehen auch ganz nackt. Ver-
schiedne glaubwürdige Leute haben mir erzählt, daß sie,
wenn sie des Nachts in Löcher unter der Erde kriechen,
manchmahl sich so viele von ihnen auf einander legen, bis
das Loch voll ist, und daß alsdann der, welcher oben zu
liegen kommt, sich mit dem Felle eines hier so genannten
Dachses (Das), das ist eines Capschen Kavia (Cavia
Capensis
) gegen Wind und Kälte zudeckt. Von Farbe
sind sie gelbbraun, und etwas kleiner als Hottentotten,
und haben sehr kleine und schmächtige Glieder. Der
Bauch, welcher bey ihnen sehr weit hervorsteht, macht
beynahe den ganzen Menschen aus.

Diese Buschhottentotten hatten mehrere Jahre hin-
durch die sich hier ausbreitenden Kolonisten, wie auch die
im Rockenlande und bey den Schneebergen, beunruhigt,
ihnen ihr Vieh weggestohlen, verschiedne von ihnen selbst
ermordet, und ihre Höfe in Brand gesteckt. Deswe-
gen hatte man von Zeit zu Zeit eine Menge Leute deta-
schirt, um sie zu verjagen, und besonders hatte man im
vorigen Jahre, nach drey verschiednen Gegenden, drey gro-
ße Commando's abgeschickt. Ein solches Commando,
das hundert Mann stark war, und nur aus zwey und
dreyßig Christen, übrigens aus dienenden Hottentotten
bestand, war gegen die Namaquas Buschmänner ausge-
schickt, und begegnete uns jetzt, indem es von seiner Expe-
dition zurückkam. Sie hatten auf diesem Heerzuge un-
gefähr hundert dieser wilden Leute getödtet und zwanzig zu

Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
der Namaquas, quer uͤber dem Rockenlande und ganz bis
nach den Schneebergen hin. Dies Volk iſt auch unter
allen das aͤrmſte und elendeſte. Selten oder nie beſitzen
ſie Vieh; oft haben ſie nicht einmahl einen gewiſſen
Wohnort, ſondern ſchwaͤrmen im Lande umher, leben
von Rauben und Stehlen, und halten ſich des Nachts
in Hoͤhlen auf. Viele gehen auch ganz nackt. Ver-
ſchiedne glaubwuͤrdige Leute haben mir erzaͤhlt, daß ſie,
wenn ſie des Nachts in Loͤcher unter der Erde kriechen,
manchmahl ſich ſo viele von ihnen auf einander legen, bis
das Loch voll iſt, und daß alsdann der, welcher oben zu
liegen kommt, ſich mit dem Felle eines hier ſo genannten
Dachſes (Das), das iſt eines Capſchen Kavia (Cavia
Capenſis
) gegen Wind und Kaͤlte zudeckt. Von Farbe
ſind ſie gelbbraun, und etwas kleiner als Hottentotten,
und haben ſehr kleine und ſchmaͤchtige Glieder. Der
Bauch, welcher bey ihnen ſehr weit hervorſteht, macht
beynahe den ganzen Menſchen aus.

Dieſe Buſchhottentotten hatten mehrere Jahre hin-
durch die ſich hier ausbreitenden Koloniſten, wie auch die
im Rockenlande und bey den Schneebergen, beunruhigt,
ihnen ihr Vieh weggeſtohlen, verſchiedne von ihnen ſelbſt
ermordet, und ihre Hoͤfe in Brand geſteckt. Deswe-
gen hatte man von Zeit zu Zeit eine Menge Leute deta-
ſchirt, um ſie zu verjagen, und beſonders hatte man im
vorigen Jahre, nach drey verſchiednen Gegenden, drey gro-
ße Commando’s abgeſchickt. Ein ſolches Commando,
das hundert Mann ſtark war, und nur aus zwey und
dreyßig Chriſten, uͤbrigens aus dienenden Hottentotten
beſtand, war gegen die Namaquas Buſchmaͤnner ausge-
ſchickt, und begegnete uns jetzt, indem es von ſeiner Expe-
dition zuruͤckkam. Sie hatten auf dieſem Heerzuge un-
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[136/0474] Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. der Namaquas, quer uͤber dem Rockenlande und ganz bis nach den Schneebergen hin. Dies Volk iſt auch unter allen das aͤrmſte und elendeſte. Selten oder nie beſitzen ſie Vieh; oft haben ſie nicht einmahl einen gewiſſen Wohnort, ſondern ſchwaͤrmen im Lande umher, leben von Rauben und Stehlen, und halten ſich des Nachts in Hoͤhlen auf. Viele gehen auch ganz nackt. Ver- ſchiedne glaubwuͤrdige Leute haben mir erzaͤhlt, daß ſie, wenn ſie des Nachts in Loͤcher unter der Erde kriechen, manchmahl ſich ſo viele von ihnen auf einander legen, bis das Loch voll iſt, und daß alsdann der, welcher oben zu liegen kommt, ſich mit dem Felle eines hier ſo genannten Dachſes (Das), das iſt eines Capſchen Kavia (Cavia Capenſis) gegen Wind und Kaͤlte zudeckt. Von Farbe ſind ſie gelbbraun, und etwas kleiner als Hottentotten, und haben ſehr kleine und ſchmaͤchtige Glieder. Der Bauch, welcher bey ihnen ſehr weit hervorſteht, macht beynahe den ganzen Menſchen aus. Dieſe Buſchhottentotten hatten mehrere Jahre hin- durch die ſich hier ausbreitenden Koloniſten, wie auch die im Rockenlande und bey den Schneebergen, beunruhigt, ihnen ihr Vieh weggeſtohlen, verſchiedne von ihnen ſelbſt ermordet, und ihre Hoͤfe in Brand geſteckt. Deswe- gen hatte man von Zeit zu Zeit eine Menge Leute deta- ſchirt, um ſie zu verjagen, und beſonders hatte man im vorigen Jahre, nach drey verſchiednen Gegenden, drey gro- ße Commando’s abgeſchickt. Ein ſolches Commando, das hundert Mann ſtark war, und nur aus zwey und dreyßig Chriſten, uͤbrigens aus dienenden Hottentotten beſtand, war gegen die Namaquas Buſchmaͤnner ausge- ſchickt, und begegnete uns jetzt, indem es von ſeiner Expe- dition zuruͤckkam. Sie hatten auf dieſem Heerzuge un- gefaͤhr hundert dieſer wilden Leute getoͤdtet und zwanzig zu

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/474>, abgerufen am 25.11.2024.