Ferner kamen wir zu dem Kolonisten Hanekamp, am Piketberge. Dieser erstreckt sich hier von Norden nach Süden, hat aber an der Ost-Seite gegen Norden Buchten, deren Rücken süd-östliche Richtung haben. Nördlich geht er beynahe bis an die lange Reihe Berge, von welcher besondre Bergstrecken abgehen, die bis an das Meeresufer reichen. Hieraus scheint freylich, der Piketberg habe eine andre Direction, als alle andre hie- sige Berge. Allein nur auf der Ost-Seite desselben er- streckt sich ein solcher Bergrücken, und am nördlichen Ende geht der Berg noch weit fort, und zwar von Süd- Ost nach Nord-West. Er ist höher als Riebeekkastel, und hat auf der Ost- und Nord-Seite viele steile und unzugängliche Koppen.
In diesen Gegenden wächst ein Strauch, den man Sandolive (Zand-Olywe) nennt. Es ist die schmal- blättrige Dodonäe (Dodonaea angustifolia). Das Holz dieses Strauchs ist sehr hart. Man trocknet es, und der Decoct davon wird als ein purgirendes Mittel bey Fiebern gebraucht.
In den Gebüschen, die auf diesen Sandhaiden stehen, halten sich häufig Tiger auf. Ich sah verschied- ne Personen, die von ihnen gebissen und übel zugerichtet waren. Doch weiß man kein Beyspiel, daß jemand von einem Tiger getödtet sey. Man behauptet hier durch- gängig, daß die Tiger lieber wilde Böcke als Schafe fressen, und hält die Tiger für falscher, tückischer und weniger großmüthig als die Löwen. Selten unterläßt ein Tiger, auf einen Menschen, der einen Busch, wor- in er liegt, vorbeygeht, loszustürzen, und, wie man mich versichert, kann er die Worte Sa, Sa, durchaus nicht rufen hören, ohne anzugreifen. Vor nicht sehr langer Zeit war ein Madagaskarscher Sklave, als er hin-
Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Ferner kamen wir zu dem Koloniſten Hanekamp, am Piketberge. Dieſer erſtreckt ſich hier von Norden nach Suͤden, hat aber an der Oſt-Seite gegen Norden Buchten, deren Ruͤcken ſuͤd-oͤſtliche Richtung haben. Noͤrdlich geht er beynahe bis an die lange Reihe Berge, von welcher beſondre Bergſtrecken abgehen, die bis an das Meeresufer reichen. Hieraus ſcheint freylich, der Piketberg habe eine andre Direction, als alle andre hie- ſige Berge. Allein nur auf der Oſt-Seite deſſelben er- ſtreckt ſich ein ſolcher Bergruͤcken, und am noͤrdlichen Ende geht der Berg noch weit fort, und zwar von Suͤd- Oſt nach Nord-Weſt. Er iſt hoͤher als Riebeekkaſtel, und hat auf der Oſt- und Nord-Seite viele ſteile und unzugaͤngliche Koppen.
In dieſen Gegenden waͤchſt ein Strauch, den man Sandolive (Zand-Olywe) nennt. Es iſt die ſchmal- blaͤttrige Dodonaͤe (Dodonaea anguſtifolia). Das Holz dieſes Strauchs iſt ſehr hart. Man trocknet es, und der Decoct davon wird als ein purgirendes Mittel bey Fiebern gebraucht.
In den Gebuͤſchen, die auf dieſen Sandhaiden ſtehen, halten ſich haͤufig Tiger auf. Ich ſah verſchied- ne Perſonen, die von ihnen gebiſſen und uͤbel zugerichtet waren. Doch weiß man kein Beyſpiel, daß jemand von einem Tiger getoͤdtet ſey. Man behauptet hier durch- gaͤngig, daß die Tiger lieber wilde Boͤcke als Schafe freſſen, und haͤlt die Tiger fuͤr falſcher, tuͤckiſcher und weniger großmuͤthig als die Loͤwen. Selten unterlaͤßt ein Tiger, auf einen Menſchen, der einen Buſch, wor- in er liegt, vorbeygeht, loszuſtuͤrzen, und, wie man mich verſichert, kann er die Worte Sa, Sa, durchaus nicht rufen hoͤren, ohne anzugreifen. Vor nicht ſehr langer Zeit war ein Madagaskarſcher Sklave, als er hin-
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Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Ferner kamen wir zu dem Koloniſten Hanekamp,
am Piketberge. Dieſer erſtreckt ſich hier von Norden
nach Suͤden, hat aber an der Oſt-Seite gegen Norden
Buchten, deren Ruͤcken ſuͤd-oͤſtliche Richtung haben.
Noͤrdlich geht er beynahe bis an die lange Reihe Berge,
von welcher beſondre Bergſtrecken abgehen, die bis an
das Meeresufer reichen. Hieraus ſcheint freylich, der
Piketberg habe eine andre Direction, als alle andre hie-
ſige Berge. Allein nur auf der Oſt-Seite deſſelben er-
ſtreckt ſich ein ſolcher Bergruͤcken, und am noͤrdlichen
Ende geht der Berg noch weit fort, und zwar von Suͤd-
Oſt nach Nord-Weſt. Er iſt hoͤher als Riebeekkaſtel,
und hat auf der Oſt- und Nord-Seite viele ſteile und
unzugaͤngliche Koppen.
In dieſen Gegenden waͤchſt ein Strauch, den man
Sandolive (Zand-Olywe) nennt. Es iſt die ſchmal-
blaͤttrige Dodonaͤe (Dodonaea anguſtifolia). Das
Holz dieſes Strauchs iſt ſehr hart. Man trocknet es,
und der Decoct davon wird als ein purgirendes Mittel
bey Fiebern gebraucht.
In den Gebuͤſchen, die auf dieſen Sandhaiden
ſtehen, halten ſich haͤufig Tiger auf. Ich ſah verſchied-
ne Perſonen, die von ihnen gebiſſen und uͤbel zugerichtet
waren. Doch weiß man kein Beyſpiel, daß jemand
von einem Tiger getoͤdtet ſey. Man behauptet hier durch-
gaͤngig, daß die Tiger lieber wilde Boͤcke als Schafe
freſſen, und haͤlt die Tiger fuͤr falſcher, tuͤckiſcher und
weniger großmuͤthig als die Loͤwen. Selten unterlaͤßt
ein Tiger, auf einen Menſchen, der einen Buſch, wor-
in er liegt, vorbeygeht, loszuſtuͤrzen, und, wie man
mich verſichert, kann er die Worte Sa, Sa, durchaus
nicht rufen hoͤren, ohne anzugreifen. Vor nicht ſehr
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/458>, abgerufen am 22.11.2024.
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