brauchen gegen diese Krankheit ein hier sehr berühmtes Mittel: sie geben dem Vieh eine Theetasse voll pulveri- sirter Straußeyerschalen mit Essig vermischt, ein. Bis- weilen bringen sie den Gries von dem Harze der Euphor- bie, der sich in der Harnröhre festgesetzt hat, in der Länge eines halben Fingers heraus: er sieht ganz weiß aus.
Von Fischersberg ritten wir Engelaers Hof vorbey zu Matthias Gräf am Muschelbankflusse.
In den Gebüschen auf den hiesigen flachen Sand- ebenen findet man Hasen in sehr großer Menge, und man kann ihrer so viel schießen, als man will. Die Ein- wohner setzen aber auf dies trockne Wildpret gar keinen Werth. -- Auch wächst hier eine große saftige Wur- zel sehr häufig, welche die Hottentotten Ku nennen, und die sie zu Mehl mahlen und Brot daraus backen. Die Kolonisten haben ihr den Nahmen Hottentottische Was- sermelone gegeben.
Weiter ritten wir durch den Muschelbankfluß, und kamen zuerst zu Jürgen Kutse, und hernach zu Abra- ham Bosmann zu Perlberg (Paerls-Berg).
Der Berg Paerl (Perle) ist weder hoch noch lang, aber an Wasser so ergiebig, daß er alle zu bey- den Seiten umher liegenden Höfe so wohl, als eine un- ten angelegte ziemlich große Mühle hinlänglich mit Was- ser versorgen kann. Auf der Ost-Seite steht die Kirche, in welche die umliegende Gegend eingepfarrt ist. Wir blieben einige Tage zu Paerlsberg, um den Berg genau zu besehen. Als wir den östlichen Gipfel bestiegen hat- ten, fanden wir die Stelle, welche man den Keller der Compagnie nennt. Hier ist ein großes, etwas hohles Felsenstück auf ein anderes sich dagegen neigendes Felsen- stück gefallen, wodurch gleichsam ein gewölbter Keller
Reiſe von Cap nach dem Bocklande.
brauchen gegen dieſe Krankheit ein hier ſehr beruͤhmtes Mittel: ſie geben dem Vieh eine Theetaſſe voll pulveri- ſirter Straußeyerſchalen mit Eſſig vermiſcht, ein. Bis- weilen bringen ſie den Gries von dem Harze der Euphor- bie, der ſich in der Harnroͤhre feſtgeſetzt hat, in der Laͤnge eines halben Fingers heraus: er ſieht ganz weiß aus.
Von Fiſchersberg ritten wir Engelaers Hof vorbey zu Matthias Graͤf am Muſchelbankfluſſe.
In den Gebuͤſchen auf den hieſigen flachen Sand- ebenen findet man Haſen in ſehr großer Menge, und man kann ihrer ſo viel ſchießen, als man will. Die Ein- wohner ſetzen aber auf dies trockne Wildpret gar keinen Werth. — Auch waͤchſt hier eine große ſaftige Wur- zel ſehr haͤufig, welche die Hottentotten Ku nennen, und die ſie zu Mehl mahlen und Brot daraus backen. Die Koloniſten haben ihr den Nahmen Hottentottiſche Waſ- ſermelone gegeben.
Weiter ritten wir durch den Muſchelbankfluß, und kamen zuerſt zu Juͤrgen Kutſe, und hernach zu Abra- ham Bosmann zu Perlberg (Paerls-Berg).
Der Berg Paerl (Perle) iſt weder hoch noch lang, aber an Waſſer ſo ergiebig, daß er alle zu bey- den Seiten umher liegenden Hoͤfe ſo wohl, als eine un- ten angelegte ziemlich große Muͤhle hinlaͤnglich mit Waſ- ſer verſorgen kann. Auf der Oſt-Seite ſteht die Kirche, in welche die umliegende Gegend eingepfarrt iſt. Wir blieben einige Tage zu Paerlsberg, um den Berg genau zu beſehen. Als wir den oͤſtlichen Gipfel beſtiegen hat- ten, fanden wir die Stelle, welche man den Keller der Compagnie nennt. Hier iſt ein großes, etwas hohles Felſenſtuͤck auf ein anderes ſich dagegen neigendes Felſen- ſtuͤck gefallen, wodurch gleichſam ein gewoͤlbter Keller
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Reiſe von Cap nach dem Bocklande.
brauchen gegen dieſe Krankheit ein hier ſehr beruͤhmtes
Mittel: ſie geben dem Vieh eine Theetaſſe voll pulveri-
ſirter Straußeyerſchalen mit Eſſig vermiſcht, ein. Bis-
weilen bringen ſie den Gries von dem Harze der Euphor-
bie, der ſich in der Harnroͤhre feſtgeſetzt hat, in der
Laͤnge eines halben Fingers heraus: er ſieht ganz
weiß aus.
Von Fiſchersberg ritten wir Engelaers Hof vorbey
zu Matthias Graͤf am Muſchelbankfluſſe.
In den Gebuͤſchen auf den hieſigen flachen Sand-
ebenen findet man Haſen in ſehr großer Menge, und
man kann ihrer ſo viel ſchießen, als man will. Die Ein-
wohner ſetzen aber auf dies trockne Wildpret gar keinen
Werth. — Auch waͤchſt hier eine große ſaftige Wur-
zel ſehr haͤufig, welche die Hottentotten Ku nennen, und
die ſie zu Mehl mahlen und Brot daraus backen. Die
Koloniſten haben ihr den Nahmen Hottentottiſche Waſ-
ſermelone gegeben.
Weiter ritten wir durch den Muſchelbankfluß, und
kamen zuerſt zu Juͤrgen Kutſe, und hernach zu Abra-
ham Bosmann zu Perlberg (Paerls-Berg).
Der Berg Paerl (Perle) iſt weder hoch noch
lang, aber an Waſſer ſo ergiebig, daß er alle zu bey-
den Seiten umher liegenden Hoͤfe ſo wohl, als eine un-
ten angelegte ziemlich große Muͤhle hinlaͤnglich mit Waſ-
ſer verſorgen kann. Auf der Oſt-Seite ſteht die Kirche,
in welche die umliegende Gegend eingepfarrt iſt. Wir
blieben einige Tage zu Paerlsberg, um den Berg genau
zu beſehen. Als wir den oͤſtlichen Gipfel beſtiegen hat-
ten, fanden wir die Stelle, welche man den Keller der
Compagnie nennt. Hier iſt ein großes, etwas hohles
Felſenſtuͤck auf ein anderes ſich dagegen neigendes Felſen-
ſtuͤck gefallen, wodurch gleichſam ein gewoͤlbter Keller
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/455>, abgerufen am 22.11.2024.
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