einigen andern Wäldern haben sie diese Erlaubniß zwar; in manchen aber nicht ohne besondre Einwilligung der Compagnie und einer Abgabe von fünf Thalern.
In dieser Gegend halten sich die sogenannten blauen oder aschgrauen Böcke (Blaauwe Bokken, Capra leuco- phaca) auf, die unter die seltneren Arten hier zu Lande gehören. Sie sind weiß mit untergemischten schwarzen Haaren. Man sagt von ihnen, daß sie ihre neugebohr- nen Jungen sehr verwahrlosen, und oft so wenig in Acht nehmen, daß sie von wilden Thieren aufgefressen werden. Dies soll auch die Ursache seyn, warum es von dieser Art Böcke so wenig giebt. Ihr Fleisch scheint schmack- hafter, als das von andern Gattungen zu seyn.
Auch trifft man hier eine Menge Afrikanischer ge- streifter Pferde (Equus Zebra) an. Niemand aber darf bey funfzig Thaler Strafe eins schießen, und be- kommt man eins lebendig, so muß man es dem Gouver- neur schicken. Alt werden sie sehr selten gefangen, und nie- mahls zahm. Die Jungen bleiben in der Gefangenschaft selten am Leben; sie lassen sich zwar dem Anscheine nach zahm machen, man kann sich aber nie auf sie verlassen.
Weiter reiseten wir Jürgen Lindes Hof vorbey zum Posten der Compagnie beym Süßmilchsthale (Zoete- Melks-Valley), wo ein Sergeant mit vier und zwanzig Mann steht, die aber bloß zum Holzhauen in den umlie- genden Waldungen gebraucht werden. Von hier be- kommt die Compagnie das meiste Holz zum Schiffsbau so wohl als zum Hausbau, wovon alle Monathe drey starke Fuhren nach der Stadt gehen. Die Arbeiter dür- fen hier auch für ihre eigne Rechnung etwas hauen und verkaufen. Große Bäume und Balken werden von Ochsen aus dem Walde geschleift, welches unglaublich mühsam ist. Das kleinere Holz wird da erst zu Geräth-
Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
einigen andern Waͤldern haben ſie dieſe Erlaubniß zwar; in manchen aber nicht ohne beſondre Einwilligung der Compagnie und einer Abgabe von fuͤnf Thalern.
In dieſer Gegend halten ſich die ſogenannten blauen oder aſchgrauen Boͤcke (Blaauwe Bokken, Capra leuco- phaca) auf, die unter die ſeltneren Arten hier zu Lande gehoͤren. Sie ſind weiß mit untergemiſchten ſchwarzen Haaren. Man ſagt von ihnen, daß ſie ihre neugebohr- nen Jungen ſehr verwahrloſen, und oft ſo wenig in Acht nehmen, daß ſie von wilden Thieren aufgefreſſen werden. Dies ſoll auch die Urſache ſeyn, warum es von dieſer Art Boͤcke ſo wenig giebt. Ihr Fleiſch ſcheint ſchmack- hafter, als das von andern Gattungen zu ſeyn.
Auch trifft man hier eine Menge Afrikaniſcher ge- ſtreifter Pferde (Equus Zebra) an. Niemand aber darf bey funfzig Thaler Strafe eins ſchießen, und be- kommt man eins lebendig, ſo muß man es dem Gouver- neur ſchicken. Alt werden ſie ſehr ſelten gefangen, und nie- mahls zahm. Die Jungen bleiben in der Gefangenſchaft ſelten am Leben; ſie laſſen ſich zwar dem Anſcheine nach zahm machen, man kann ſich aber nie auf ſie verlaſſen.
Weiter reiſeten wir Juͤrgen Lindes Hof vorbey zum Poſten der Compagnie beym Suͤßmilchsthale (Zoete- Melks-Valley), wo ein Sergeant mit vier und zwanzig Mann ſteht, die aber bloß zum Holzhauen in den umlie- genden Waldungen gebraucht werden. Von hier be- kommt die Compagnie das meiſte Holz zum Schiffsbau ſo wohl als zum Hausbau, wovon alle Monathe drey ſtarke Fuhren nach der Stadt gehen. Die Arbeiter duͤr- fen hier auch fuͤr ihre eigne Rechnung etwas hauen und verkaufen. Große Baͤume und Balken werden von Ochſen aus dem Walde geſchleift, welches unglaublich muͤhſam iſt. Das kleinere Holz wird da erſt zu Geraͤth-
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Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
einigen andern Waͤldern haben ſie dieſe Erlaubniß zwar;
in manchen aber nicht ohne beſondre Einwilligung der
Compagnie und einer Abgabe von fuͤnf Thalern.
In dieſer Gegend halten ſich die ſogenannten blauen
oder aſchgrauen Boͤcke (Blaauwe Bokken, Capra leuco-
phaca) auf, die unter die ſeltneren Arten hier zu Lande
gehoͤren. Sie ſind weiß mit untergemiſchten ſchwarzen
Haaren. Man ſagt von ihnen, daß ſie ihre neugebohr-
nen Jungen ſehr verwahrloſen, und oft ſo wenig in Acht
nehmen, daß ſie von wilden Thieren aufgefreſſen werden.
Dies ſoll auch die Urſache ſeyn, warum es von dieſer
Art Boͤcke ſo wenig giebt. Ihr Fleiſch ſcheint ſchmack-
hafter, als das von andern Gattungen zu ſeyn.
Auch trifft man hier eine Menge Afrikaniſcher ge-
ſtreifter Pferde (Equus Zebra) an. Niemand aber
darf bey funfzig Thaler Strafe eins ſchießen, und be-
kommt man eins lebendig, ſo muß man es dem Gouver-
neur ſchicken. Alt werden ſie ſehr ſelten gefangen, und nie-
mahls zahm. Die Jungen bleiben in der Gefangenſchaft
ſelten am Leben; ſie laſſen ſich zwar dem Anſcheine nach
zahm machen, man kann ſich aber nie auf ſie verlaſſen.
Weiter reiſeten wir Juͤrgen Lindes Hof vorbey zum
Poſten der Compagnie beym Suͤßmilchsthale (Zoete-
Melks-Valley), wo ein Sergeant mit vier und zwanzig
Mann ſteht, die aber bloß zum Holzhauen in den umlie-
genden Waldungen gebraucht werden. Von hier be-
kommt die Compagnie das meiſte Holz zum Schiffsbau
ſo wohl als zum Hausbau, wovon alle Monathe drey
ſtarke Fuhren nach der Stadt gehen. Die Arbeiter duͤr-
fen hier auch fuͤr ihre eigne Rechnung etwas hauen und
verkaufen. Große Baͤume und Balken werden von
Ochſen aus dem Walde geſchleift, welches unglaublich
muͤhſam iſt. Das kleinere Holz wird da erſt zu Geraͤth-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/436>, abgerufen am 22.12.2024.
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