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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise v. Zwellendam bis zum Camtousflusse.
gen, und einen weißen, etwas zähen, Blumenstaub
(Pollen) enthalten. An dem weiblichen Zapfen sitzen
die Samenkerne, welche die Größe einer Mandel ha-
ben, zwischen den Schuppen selbst, und sind mit einem
röthlichen, musichten oder breyichten Wesen, das eßbar ist,
umgeben. Die Frucht wächst unmittelbar aus der Spitze
der Palme hervor, manchmahl ehe sich noch ein Stamm
über der Erde gebildet hat. Von dem Samen glaubt
man, daß er am besten und sichersten aufgehe, wenn
man ihn förmlich pflanzt, hernach Stroh darüber legt,
und dasselbe ansteckt und aufbrennen läßt, oder auch wenn
man ihn vorher in warmen Wasser eingeweicht hat.

Dritter Abschnitt.
Reise vom Camtousflusse bis zum
Sonntagsflusse
.

Den 10. December passirten wir den Camtousfluß,
und verließen damit das Gebiet der Holländischen Com-
pagnie. Zuerst kamen wir zum Lurisflusse. Hier fängt
das Land an sehr uneben und bergig zu werden, und
schöne Wälder, sowohl in den Gründen zwischen den
Bergen, als auch an den Bächen zu enthalten, und
überhaupt dem Houtniquaslande ähnlich zu seyn. Hie
und da sahen wir große und tiefe Gruben, die gegra-
ben waren, um Elefanten und Büffel zu fangen.
Mitten in solchen Gruben steht ein Pfahl, der oben
sehr spitz ist, und worauf das Thier sich spießt, wenn
es hineinfällt.

Der hiesige Hottentotten-Capitain besuchte uns so-
gleich des Abends, und lagerte mit einem Theile seiner Leu-
te nicht weit von uns. Durch seinen Mantel von Tiger-

Reiſe v. Zwellendam bis zum Camtousfluſſe.
gen, und einen weißen, etwas zaͤhen, Blumenſtaub
(Pollen) enthalten. An dem weiblichen Zapfen ſitzen
die Samenkerne, welche die Groͤße einer Mandel ha-
ben, zwiſchen den Schuppen ſelbſt, und ſind mit einem
roͤthlichen, muſichten oder breyichten Weſen, das eßbar iſt,
umgeben. Die Frucht waͤchſt unmittelbar aus der Spitze
der Palme hervor, manchmahl ehe ſich noch ein Stamm
uͤber der Erde gebildet hat. Von dem Samen glaubt
man, daß er am beſten und ſicherſten aufgehe, wenn
man ihn foͤrmlich pflanzt, hernach Stroh daruͤber legt,
und daſſelbe anſteckt und aufbrennen laͤßt, oder auch wenn
man ihn vorher in warmen Waſſer eingeweicht hat.

Dritter Abſchnitt.
Reiſe vom Camtousfluſſe bis zum
Sonntagsfluſſe
.

Den 10. December paſſirten wir den Camtousfluß,
und verließen damit das Gebiet der Hollaͤndiſchen Com-
pagnie. Zuerſt kamen wir zum Lurisfluſſe. Hier faͤngt
das Land an ſehr uneben und bergig zu werden, und
ſchoͤne Waͤlder, ſowohl in den Gruͤnden zwiſchen den
Bergen, als auch an den Baͤchen zu enthalten, und
uͤberhaupt dem Houtniquaslande aͤhnlich zu ſeyn. Hie
und da ſahen wir große und tiefe Gruben, die gegra-
ben waren, um Elefanten und Buͤffel zu fangen.
Mitten in ſolchen Gruben ſteht ein Pfahl, der oben
ſehr ſpitz iſt, und worauf das Thier ſich ſpießt, wenn
es hineinfaͤllt.

Der hieſige Hottentotten-Capitain beſuchte uns ſo-
gleich des Abends, und lagerte mit einem Theile ſeiner Leu-
te nicht weit von uns. Durch ſeinen Mantel von Tiger-

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[69/0407] Reiſe v. Zwellendam bis zum Camtousfluſſe. gen, und einen weißen, etwas zaͤhen, Blumenſtaub (Pollen) enthalten. An dem weiblichen Zapfen ſitzen die Samenkerne, welche die Groͤße einer Mandel ha- ben, zwiſchen den Schuppen ſelbſt, und ſind mit einem roͤthlichen, muſichten oder breyichten Weſen, das eßbar iſt, umgeben. Die Frucht waͤchſt unmittelbar aus der Spitze der Palme hervor, manchmahl ehe ſich noch ein Stamm uͤber der Erde gebildet hat. Von dem Samen glaubt man, daß er am beſten und ſicherſten aufgehe, wenn man ihn foͤrmlich pflanzt, hernach Stroh daruͤber legt, und daſſelbe anſteckt und aufbrennen laͤßt, oder auch wenn man ihn vorher in warmen Waſſer eingeweicht hat. Dritter Abſchnitt. Reiſe vom Camtousfluſſe bis zum Sonntagsfluſſe. Den 10. December paſſirten wir den Camtousfluß, und verließen damit das Gebiet der Hollaͤndiſchen Com- pagnie. Zuerſt kamen wir zum Lurisfluſſe. Hier faͤngt das Land an ſehr uneben und bergig zu werden, und ſchoͤne Waͤlder, ſowohl in den Gruͤnden zwiſchen den Bergen, als auch an den Baͤchen zu enthalten, und uͤberhaupt dem Houtniquaslande aͤhnlich zu ſeyn. Hie und da ſahen wir große und tiefe Gruben, die gegra- ben waren, um Elefanten und Buͤffel zu fangen. Mitten in ſolchen Gruben ſteht ein Pfahl, der oben ſehr ſpitz iſt, und worauf das Thier ſich ſpießt, wenn es hineinfaͤllt. Der hieſige Hottentotten-Capitain beſuchte uns ſo- gleich des Abends, und lagerte mit einem Theile ſeiner Leu- te nicht weit von uns. Durch ſeinen Mantel von Tiger-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/407>, abgerufen am 19.11.2024.