leichter, und hat nur in einigen Worten das Schnalzen. Eine förmlich eingerichtete Sprache haben also diese Be- wohner der südlichen Spitze von Afrika. Uebrigens aber sind sie so wenig cultivirt, daß sie gar keine Buchstaben und auch gar keine Art, Buchstaben oder Wörter zu schreiben, es sey auf Papier, in Holz, oder in Stein, kennen. Die mindeste Spur von Wissenschaften oder alten Denkmählern würde man daher bey ihnen vergeblich suchen; und überhaupt können wohl nicht viele Völker des Erdbodens weniger gebildet seyn, als diese. Auch kön- nen sie viele von den Sachen, die sie bey den Kolonisten sehen, in ihrer Sprache nicht benennen, als Kessel, To- bak, Joch, Spülkumm und dergleichen.
Da ich bisweilen mehrere Wochen lang mich außer den Gränzen der Kolonie unter den Hottentotten aufhal- ten mußte, war ich genöthigt, etwas von ihrer Sprache zu lernen. Um nun die Wörter, welche ich nach und nach lernte, desto besser zu behalten, machte ich mir ein kleines Lexikon davon. Bey Kolbe findet man ein weitläuf- tiges Verzeichniß Hottentottischer Wörter und Redens- arten, und Sparrmann führt sogar verschiedne Dialecte derselben an. Da aber das meiste von dem, was ich aufgezeichnet habe, nicht dasselbe ist, was man bey je- nen antrifft, glaube ich den Sprachforschern einen Dienst zu thun, wenn ich es hier einrücke. Die ohne Schnal- zen auszusprechenden Vokale bezeichne ich gar nicht; die mit Schnalzen gegen die Zähne mit `, gegen den Gau- men mit ´, und in der Kehle mit ^.
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Koise Ein
Kamse Zwey
Aruse Drey
Gnatoi Vier
Metuka Fünf
[Spaltenumbruch]
Krubi Sechs
Gnatigna Sieben
Gninka Acht
Tuminkma Neun
Gomatse Zehn
Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
leichter, und hat nur in einigen Worten das Schnalzen. Eine foͤrmlich eingerichtete Sprache haben alſo dieſe Be- wohner der ſuͤdlichen Spitze von Afrika. Uebrigens aber ſind ſie ſo wenig cultivirt, daß ſie gar keine Buchſtaben und auch gar keine Art, Buchſtaben oder Woͤrter zu ſchreiben, es ſey auf Papier, in Holz, oder in Stein, kennen. Die mindeſte Spur von Wiſſenſchaften oder alten Denkmaͤhlern wuͤrde man daher bey ihnen vergeblich ſuchen; und uͤberhaupt koͤnnen wohl nicht viele Voͤlker des Erdbodens weniger gebildet ſeyn, als dieſe. Auch koͤn- nen ſie viele von den Sachen, die ſie bey den Koloniſten ſehen, in ihrer Sprache nicht benennen, als Keſſel, To- bak, Joch, Spuͤlkumm und dergleichen.
Da ich bisweilen mehrere Wochen lang mich außer den Graͤnzen der Kolonie unter den Hottentotten aufhal- ten mußte, war ich genoͤthigt, etwas von ihrer Sprache zu lernen. Um nun die Woͤrter, welche ich nach und nach lernte, deſto beſſer zu behalten, machte ich mir ein kleines Lexikon davon. Bey Kolbe findet man ein weitlaͤuf- tiges Verzeichniß Hottentottiſcher Woͤrter und Redens- arten, und Sparrmann fuͤhrt ſogar verſchiedne Dialecte derſelben an. Da aber das meiſte von dem, was ich aufgezeichnet habe, nicht daſſelbe iſt, was man bey je- nen antrifft, glaube ich den Sprachforſchern einen Dienſt zu thun, wenn ich es hier einruͤcke. Die ohne Schnal- zen auszuſprechenden Vokale bezeichne ich gar nicht; die mit Schnalzen gegen die Zaͤhne mit `, gegen den Gau- men mit ´, und in der Kehle mit ^.
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Kòiſe Ein
Kàmſe Zwey
Aruſe Drey
Gnátòi Vier
Metuká Fuͤnf
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Krubi Sechs
Gnátigná Sieben
Gnínka Acht
Tuminkma Neun
Gomatſe Zehn
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Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
leichter, und hat nur in einigen Worten das Schnalzen.
Eine foͤrmlich eingerichtete Sprache haben alſo dieſe Be-
wohner der ſuͤdlichen Spitze von Afrika. Uebrigens aber
ſind ſie ſo wenig cultivirt, daß ſie gar keine Buchſtaben
und auch gar keine Art, Buchſtaben oder Woͤrter zu
ſchreiben, es ſey auf Papier, in Holz, oder in Stein,
kennen. Die mindeſte Spur von Wiſſenſchaften oder
alten Denkmaͤhlern wuͤrde man daher bey ihnen vergeblich
ſuchen; und uͤberhaupt koͤnnen wohl nicht viele Voͤlker des
Erdbodens weniger gebildet ſeyn, als dieſe. Auch koͤn-
nen ſie viele von den Sachen, die ſie bey den Koloniſten
ſehen, in ihrer Sprache nicht benennen, als Keſſel, To-
bak, Joch, Spuͤlkumm und dergleichen.
Da ich bisweilen mehrere Wochen lang mich außer
den Graͤnzen der Kolonie unter den Hottentotten aufhal-
ten mußte, war ich genoͤthigt, etwas von ihrer Sprache
zu lernen. Um nun die Woͤrter, welche ich nach und
nach lernte, deſto beſſer zu behalten, machte ich mir ein
kleines Lexikon davon. Bey Kolbe findet man ein weitlaͤuf-
tiges Verzeichniß Hottentottiſcher Woͤrter und Redens-
arten, und Sparrmann fuͤhrt ſogar verſchiedne Dialecte
derſelben an. Da aber das meiſte von dem, was ich
aufgezeichnet habe, nicht daſſelbe iſt, was man bey je-
nen antrifft, glaube ich den Sprachforſchern einen Dienſt
zu thun, wenn ich es hier einruͤcke. Die ohne Schnal-
zen auszuſprechenden Vokale bezeichne ich gar nicht; die
mit Schnalzen gegen die Zaͤhne mit `, gegen den Gau-
men mit ´, und in der Kehle mit ^.
Kòiſe Ein
Kàmſe Zwey
Aruſe Drey
Gnátòi Vier
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Gnátigná Sieben
Gnínka Acht
Tuminkma Neun
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/400>, abgerufen am 16.02.2025.
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