Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Erste Abtheilung. Zweyter Abschnitt.
oder auch nur einen Vogel aufweisen können. Jetzt sah ich
auch, daß die Gebirgsstrecken nach Osten immer weiter
aus einander gehen, und folglich die zur Linken hinlaufen-
den, je weiterhin, desto mehr eine östliche Richtung
nehmen.

Aus Noth, weil fast allgemeiner Mangel an Haus-
geräth herrscht, bedient man sich in dieser Gegend aus-
gehöhlter Kürbisse, die mit verschiednen Löchern durch-
bohrt sind, anstatt der Leuchten.

Jetzt kamen wir zu Peter Frere, einem ganz vor-
züglich geschickten Schützen und besonders großen Ele-
fantenjäger, der zugleich die Hottentottische Sprache fertig
redete. Schräge gegen diesem Hofe über endigt sich das
Kamenassienland, und von hier geht ein Fahrweg über das
Gebirge dahin.

In diesem ganzen Distrikte wird bloß Viehzucht ge-
trieben, und man bringt von hier eine Menge Butter zur
Stadt, wo aber der Landmann nicht mehr als drey, vier,
höchstens sechs Stüber Holländisch für ein Pfund be-
kommt, ob es gleich der Compagnie ganze zwey Schillin-
ge zu stehen kommt.

Die Landleute pflegen auf ihren Reisen nach dem
Cap und zurück am Tage auszuruhen, und des Nachts,
wenn es kühl ist, zu fahren. Wir mußten aber gerade
das Gegentheil thun, wofern wir Kräuter und andre
Merkwürdigkeiten sammeln wollten; und dies war doch
der Hauptzweck unsrer Reise. Wir sorgten also immer
dafür, daß unsre Ochsen des Nachts jedesmahl, wenn es
mit Sicherheit geschehen konnte, graseten. So hatten
wir sie auch hier am Abend auf die Weide gehen lassen,
wiewohl nicht weit vom Hofe selbst. Der Abend war
ungewöhnlich dunkel; die Hunde fingen einen entsetzlichen
Lärmen an, und der ganze Haufen Ochsen drängte sich

Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
oder auch nur einen Vogel aufweiſen koͤnnen. Jetzt ſah ich
auch, daß die Gebirgsſtrecken nach Oſten immer weiter
aus einander gehen, und folglich die zur Linken hinlaufen-
den, je weiterhin, deſto mehr eine oͤſtliche Richtung
nehmen.

Aus Noth, weil faſt allgemeiner Mangel an Haus-
geraͤth herrſcht, bedient man ſich in dieſer Gegend aus-
gehoͤhlter Kuͤrbiſſe, die mit verſchiednen Loͤchern durch-
bohrt ſind, anſtatt der Leuchten.

Jetzt kamen wir zu Peter Frere, einem ganz vor-
zuͤglich geſchickten Schuͤtzen und beſonders großen Ele-
fantenjaͤger, der zugleich die Hottentottiſche Sprache fertig
redete. Schraͤge gegen dieſem Hofe uͤber endigt ſich das
Kamenaſſienland, und von hier geht ein Fahrweg uͤber das
Gebirge dahin.

In dieſem ganzen Diſtrikte wird bloß Viehzucht ge-
trieben, und man bringt von hier eine Menge Butter zur
Stadt, wo aber der Landmann nicht mehr als drey, vier,
hoͤchſtens ſechs Stuͤber Hollaͤndiſch fuͤr ein Pfund be-
kommt, ob es gleich der Compagnie ganze zwey Schillin-
ge zu ſtehen kommt.

Die Landleute pflegen auf ihren Reiſen nach dem
Cap und zuruͤck am Tage auszuruhen, und des Nachts,
wenn es kuͤhl iſt, zu fahren. Wir mußten aber gerade
das Gegentheil thun, wofern wir Kraͤuter und andre
Merkwuͤrdigkeiten ſammeln wollten; und dies war doch
der Hauptzweck unſrer Reiſe. Wir ſorgten alſo immer
dafuͤr, daß unſre Ochſen des Nachts jedesmahl, wenn es
mit Sicherheit geſchehen konnte, graſeten. So hatten
wir ſie auch hier am Abend auf die Weide gehen laſſen,
wiewohl nicht weit vom Hofe ſelbſt. Der Abend war
ungewoͤhnlich dunkel; die Hunde fingen einen entſetzlichen
Laͤrmen an, und der ganze Haufen Ochſen draͤngte ſich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0388" n="50"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;te Abtheilung. Zweyter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
oder auch nur einen Vogel aufwei&#x017F;en ko&#x0364;nnen. Jetzt &#x017F;ah ich<lb/>
auch, daß die Gebirgs&#x017F;trecken nach O&#x017F;ten immer weiter<lb/>
aus einander gehen, und folglich die zur Linken hinlaufen-<lb/>
den, je weiterhin, de&#x017F;to mehr eine o&#x0364;&#x017F;tliche Richtung<lb/>
nehmen.</p><lb/>
          <p>Aus Noth, weil fa&#x017F;t allgemeiner Mangel an Haus-<lb/>
gera&#x0364;th herr&#x017F;cht, bedient man &#x017F;ich in die&#x017F;er Gegend aus-<lb/>
geho&#x0364;hlter Ku&#x0364;rbi&#x017F;&#x017F;e, die mit ver&#x017F;chiednen Lo&#x0364;chern durch-<lb/>
bohrt &#x017F;ind, an&#x017F;tatt der Leuchten.</p><lb/>
          <p>Jetzt kamen wir zu <persName>Peter Frere</persName>, einem ganz vor-<lb/>
zu&#x0364;glich ge&#x017F;chickten Schu&#x0364;tzen und be&#x017F;onders großen Ele-<lb/>
fantenja&#x0364;ger, der zugleich die Hottentotti&#x017F;che Sprache fertig<lb/>
redete. Schra&#x0364;ge gegen die&#x017F;em Hofe u&#x0364;ber endigt &#x017F;ich das<lb/><placeName>Kamena&#x017F;&#x017F;ienland</placeName>, und von hier geht ein Fahrweg u&#x0364;ber das<lb/>
Gebirge dahin.</p><lb/>
          <p>In die&#x017F;em ganzen Di&#x017F;trikte wird bloß Viehzucht ge-<lb/>
trieben, und man bringt von hier eine Menge Butter zur<lb/>
Stadt, wo aber der Landmann nicht mehr als drey, vier,<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;tens &#x017F;echs Stu&#x0364;ber Holla&#x0364;ndi&#x017F;ch fu&#x0364;r ein Pfund be-<lb/>
kommt, ob es gleich der Compagnie ganze zwey Schillin-<lb/>
ge zu &#x017F;tehen kommt.</p><lb/>
          <p>Die Landleute pflegen auf ihren Rei&#x017F;en nach dem<lb/><placeName>Cap</placeName> und zuru&#x0364;ck am Tage auszuruhen, und des Nachts,<lb/>
wenn es ku&#x0364;hl i&#x017F;t, zu fahren. Wir mußten aber gerade<lb/>
das Gegentheil thun, wofern wir Kra&#x0364;uter und andre<lb/>
Merkwu&#x0364;rdigkeiten &#x017F;ammeln wollten; und dies war doch<lb/>
der Hauptzweck un&#x017F;rer Rei&#x017F;e. Wir &#x017F;orgten al&#x017F;o immer<lb/>
dafu&#x0364;r, daß un&#x017F;re Och&#x017F;en des Nachts jedesmahl, wenn es<lb/>
mit Sicherheit ge&#x017F;chehen konnte, gra&#x017F;eten. So hatten<lb/>
wir &#x017F;ie auch hier am Abend auf die Weide gehen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wiewohl nicht weit vom Hofe &#x017F;elb&#x017F;t. Der Abend war<lb/>
ungewo&#x0364;hnlich dunkel; die Hunde fingen einen ent&#x017F;etzlichen<lb/>
La&#x0364;rmen an, und der ganze Haufen Och&#x017F;en dra&#x0364;ngte &#x017F;ich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0388] Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. oder auch nur einen Vogel aufweiſen koͤnnen. Jetzt ſah ich auch, daß die Gebirgsſtrecken nach Oſten immer weiter aus einander gehen, und folglich die zur Linken hinlaufen- den, je weiterhin, deſto mehr eine oͤſtliche Richtung nehmen. Aus Noth, weil faſt allgemeiner Mangel an Haus- geraͤth herrſcht, bedient man ſich in dieſer Gegend aus- gehoͤhlter Kuͤrbiſſe, die mit verſchiednen Loͤchern durch- bohrt ſind, anſtatt der Leuchten. Jetzt kamen wir zu Peter Frere, einem ganz vor- zuͤglich geſchickten Schuͤtzen und beſonders großen Ele- fantenjaͤger, der zugleich die Hottentottiſche Sprache fertig redete. Schraͤge gegen dieſem Hofe uͤber endigt ſich das Kamenaſſienland, und von hier geht ein Fahrweg uͤber das Gebirge dahin. In dieſem ganzen Diſtrikte wird bloß Viehzucht ge- trieben, und man bringt von hier eine Menge Butter zur Stadt, wo aber der Landmann nicht mehr als drey, vier, hoͤchſtens ſechs Stuͤber Hollaͤndiſch fuͤr ein Pfund be- kommt, ob es gleich der Compagnie ganze zwey Schillin- ge zu ſtehen kommt. Die Landleute pflegen auf ihren Reiſen nach dem Cap und zuruͤck am Tage auszuruhen, und des Nachts, wenn es kuͤhl iſt, zu fahren. Wir mußten aber gerade das Gegentheil thun, wofern wir Kraͤuter und andre Merkwuͤrdigkeiten ſammeln wollten; und dies war doch der Hauptzweck unſrer Reiſe. Wir ſorgten alſo immer dafuͤr, daß unſre Ochſen des Nachts jedesmahl, wenn es mit Sicherheit geſchehen konnte, graſeten. So hatten wir ſie auch hier am Abend auf die Weide gehen laſſen, wiewohl nicht weit vom Hofe ſelbſt. Der Abend war ungewoͤhnlich dunkel; die Hunde fingen einen entſetzlichen Laͤrmen an, und der ganze Haufen Ochſen draͤngte ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/388
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/388>, abgerufen am 22.11.2024.