Houtniquasbergen, über welche man zu Pferde nach den Houtniquaswäldern kommen kann. Bey Hanne Olof- sons Hofe fanden wir einen nach dem Kamenassienlande und dem beym Elefantenflusse befindlichen warmen Bade (Olifants warme Baad) führenden Fahrweg.
Den 25. langten wir im langen Thale (Lange Kloof) bey Matthias Sonntag an.
Dies Thal ist durchgängig ohne Bäume und Ge- büsch, aber grasreich. Die Kälte ist da des Winters ziemlich streng; bisweilen fällt auch Schnee, der manch- mahl drey bis vier Tage liegen bleibt.
Die wenigen Gewächse, welche man in dieser Ge- gend antrifft, hatte ich schon auf meiner vorigen Reise genau kennen gelernt und gesammelt. Anstatt also mich mit botanischen Gegenständen zu beschäfftigen, bestieg ich dies- mahl die Spitzen der höchsten Berge, um die Lage und Rich- tung der hiesigen Gebirge in genauern Augenschein zu neh- men. Nie habe ich auch die Mühe, auf hohe Berge zu klet- tern, herrlicher belohnt gefunden, als hier durch den vor- trefflichen Anblick, den meine Augen hatten. Eine Strecke von Bergen, die dem Ansehen nach mehrere Meilen breit war, und sich in verschiedne fortlaufende Gebirgsrücken vertheilte, stellten sich mit den dazwischen liegenden Thälern, wie auf einer Landkarte, meinem Blicke dar. Zugleich sah ich deutlich, daß der größte Theil des bisher zurückgelegten Weges nichts anders war, als ein fortlau- fender Weg über verschiedne an einander hangende Ge- birge und durch fast eben so viele Thäler. In dieser Strecke Landes, die man mit Recht ein Alpenland nen- nen kann, haben mehrere tausend Menschen und Millio- nen von Thieren Aufenthalt und Nahrung; da hingegen die ebenen und flachen Gegenden des südlichen Afrika, wegen Mangel an Wasser, oft nicht ein einziges Thier
Thunbergs Reise. 1. Bandes 2. Theil. D
Reiſe v. Zwellendam bis zum Camtousfluſſe.
Houtniquasbergen, uͤber welche man zu Pferde nach den Houtniquaswaͤldern kommen kann. Bey Hanne Olof- ſons Hofe fanden wir einen nach dem Kamenaſſienlande und dem beym Elefantenfluſſe befindlichen warmen Bade (Olifants warme Baad) fuͤhrenden Fahrweg.
Den 25. langten wir im langen Thale (Lange Kloof) bey Matthias Sonntag an.
Dies Thal iſt durchgaͤngig ohne Baͤume und Ge- buͤſch, aber grasreich. Die Kaͤlte iſt da des Winters ziemlich ſtreng; bisweilen faͤllt auch Schnee, der manch- mahl drey bis vier Tage liegen bleibt.
Die wenigen Gewaͤchſe, welche man in dieſer Ge- gend antrifft, hatte ich ſchon auf meiner vorigen Reiſe genau kennen gelernt und geſammelt. Anſtatt alſo mich mit botaniſchen Gegenſtaͤnden zu beſchaͤfftigen, beſtieg ich dies- mahl die Spitzen der hoͤchſten Berge, um die Lage und Rich- tung der hieſigen Gebirge in genauern Augenſchein zu neh- men. Nie habe ich auch die Muͤhe, auf hohe Berge zu klet- tern, herrlicher belohnt gefunden, als hier durch den vor- trefflichen Anblick, den meine Augen hatten. Eine Strecke von Bergen, die dem Anſehen nach mehrere Meilen breit war, und ſich in verſchiedne fortlaufende Gebirgsruͤcken vertheilte, ſtellten ſich mit den dazwiſchen liegenden Thaͤlern, wie auf einer Landkarte, meinem Blicke dar. Zugleich ſah ich deutlich, daß der groͤßte Theil des bisher zuruͤckgelegten Weges nichts anders war, als ein fortlau- fender Weg uͤber verſchiedne an einander hangende Ge- birge und durch faſt eben ſo viele Thaͤler. In dieſer Strecke Landes, die man mit Recht ein Alpenland nen- nen kann, haben mehrere tauſend Menſchen und Millio- nen von Thieren Aufenthalt und Nahrung; da hingegen die ebenen und flachen Gegenden des ſuͤdlichen Afrika, wegen Mangel an Waſſer, oft nicht ein einziges Thier
Thunbergs Reiſe. 1. Bandes 2. Theil. D
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Reiſe v. Zwellendam bis zum Camtousfluſſe.
Houtniquasbergen, uͤber welche man zu Pferde nach den
Houtniquaswaͤldern kommen kann. Bey Hanne Olof-
ſons Hofe fanden wir einen nach dem Kamenaſſienlande
und dem beym Elefantenfluſſe befindlichen warmen Bade
(Olifants warme Baad) fuͤhrenden Fahrweg.
Den 25. langten wir im langen Thale (Lange
Kloof) bey Matthias Sonntag an.
Dies Thal iſt durchgaͤngig ohne Baͤume und Ge-
buͤſch, aber grasreich. Die Kaͤlte iſt da des Winters
ziemlich ſtreng; bisweilen faͤllt auch Schnee, der manch-
mahl drey bis vier Tage liegen bleibt.
Die wenigen Gewaͤchſe, welche man in dieſer Ge-
gend antrifft, hatte ich ſchon auf meiner vorigen Reiſe
genau kennen gelernt und geſammelt. Anſtatt alſo mich mit
botaniſchen Gegenſtaͤnden zu beſchaͤfftigen, beſtieg ich dies-
mahl die Spitzen der hoͤchſten Berge, um die Lage und Rich-
tung der hieſigen Gebirge in genauern Augenſchein zu neh-
men. Nie habe ich auch die Muͤhe, auf hohe Berge zu klet-
tern, herrlicher belohnt gefunden, als hier durch den vor-
trefflichen Anblick, den meine Augen hatten. Eine Strecke
von Bergen, die dem Anſehen nach mehrere Meilen breit
war, und ſich in verſchiedne fortlaufende Gebirgsruͤcken
vertheilte, ſtellten ſich mit den dazwiſchen liegenden
Thaͤlern, wie auf einer Landkarte, meinem Blicke dar.
Zugleich ſah ich deutlich, daß der groͤßte Theil des bisher
zuruͤckgelegten Weges nichts anders war, als ein fortlau-
fender Weg uͤber verſchiedne an einander hangende Ge-
birge und durch faſt eben ſo viele Thaͤler. In dieſer
Strecke Landes, die man mit Recht ein Alpenland nen-
nen kann, haben mehrere tauſend Menſchen und Millio-
nen von Thieren Aufenthalt und Nahrung; da hingegen
die ebenen und flachen Gegenden des ſuͤdlichen Afrika,
wegen Mangel an Waſſer, oft nicht ein einziges Thier
Thunbergs Reiſe. 1. Bandes 2. Theil. D
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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