Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Erste Abtheilung. Erster Abschnitt. Orten eine Art hohen Schilfes oder Binsen hervor. Anden Bergen selbst sieht man, wiewohl selten und zer- streut, einen großblättrigen Silberbaum (Protea grandi- flora, Holländisch Waageboom, Wagenbaum), welche Bäume hier noch dazu niedrig sind. Seinen Nahmen hat dieser Bezirk von den sogenannten Springböcken (Spring-Bokken, Capra pygargus), die sich hier in zerstreueten Herden aufhalten, und in gewissen Jahren aus den entfernteren Gegenden in unzählbarer Menge hie- her ziehen. Die zu beyden Seiten liegenden Berge sind ganz kahl, sehen wie eine alte Mauer aus, und gehen in die Höhe, ohne einen sich lehnenden Fuß zu haben, und ohne daß unten kleine Hügel herum liegen, wie dies bey andern Bergen gewöhnlich ist. Man kann sehen, daß die Luft viel davon weggezehrt hat, und mit der Zeit werden sie ihre Gestalt vermuthlich nicht wenig verän- dern. Die Luft macht, daß viele Theilchen derselben verwittern, und diese spühlt hernach der Regen weg, au- ßer einige große Stücke, die bisweilen herausfallen. Das stehenbleibende Regenwasser verursacht auch man- che Löcher. Die Klippen, welche viele Spitzen haben, bestehen zum Theil aus einer Mischung von Quarzstei- nen, Quarzgries und Sandstein. Die Feuchtigkeit macht, daß sie springen, los werden und endlich ausfal- len, und in großen Stücken herabrollen. Dies macht, daß die Berge zerrissen aussehen, und dadurch selbst Be- weise sowohl ihres sehr hohen Alters als ihrer allmähligen Zerstörung sind. Die Härte des Steins ist sehr verschie- den, und eben daher verwittern sie auch sehr ungleich. An vielen Stellen findet man Kieselsteine, die in großen Klumpen, wie hineingespickt, stecken: manchmahl stecken über hundert in einem Klumpen. Man trifft hier auch viel große Hügel, die aus Sandstein bestehen, welcher Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. Orten eine Art hohen Schilfes oder Binſen hervor. Anden Bergen ſelbſt ſieht man, wiewohl ſelten und zer- ſtreut, einen großblaͤttrigen Silberbaum (Protea grandi- flora, Hollaͤndiſch Waageboom, Wagenbaum), welche Baͤume hier noch dazu niedrig ſind. Seinen Nahmen hat dieſer Bezirk von den ſogenannten Springboͤcken (Spring-Bokken, Capra pygargus), die ſich hier in zerſtreueten Herden aufhalten, und in gewiſſen Jahren aus den entfernteren Gegenden in unzaͤhlbarer Menge hie- her ziehen. Die zu beyden Seiten liegenden Berge ſind ganz kahl, ſehen wie eine alte Mauer aus, und gehen in die Hoͤhe, ohne einen ſich lehnenden Fuß zu haben, und ohne daß unten kleine Huͤgel herum liegen, wie dies bey andern Bergen gewoͤhnlich iſt. Man kann ſehen, daß die Luft viel davon weggezehrt hat, und mit der Zeit werden ſie ihre Geſtalt vermuthlich nicht wenig veraͤn- dern. Die Luft macht, daß viele Theilchen derſelben verwittern, und dieſe ſpuͤhlt hernach der Regen weg, au- ßer einige große Stuͤcke, die bisweilen herausfallen. Das ſtehenbleibende Regenwaſſer verurſacht auch man- che Loͤcher. Die Klippen, welche viele Spitzen haben, beſtehen zum Theil aus einer Miſchung von Quarzſtei- nen, Quarzgries und Sandſtein. Die Feuchtigkeit macht, daß ſie ſpringen, los werden und endlich ausfal- len, und in großen Stuͤcken herabrollen. Dies macht, daß die Berge zerriſſen ausſehen, und dadurch ſelbſt Be- weiſe ſowohl ihres ſehr hohen Alters als ihrer allmaͤhligen Zerſtoͤrung ſind. Die Haͤrte des Steins iſt ſehr verſchie- den, und eben daher verwittern ſie auch ſehr ungleich. An vielen Stellen findet man Kieſelſteine, die in großen Klumpen, wie hineingeſpickt, ſtecken: manchmahl ſtecken uͤber hundert in einem Klumpen. Man trifft hier auch viel große Huͤgel, die aus Sandſtein beſtehen, welcher <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0360" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> Orten eine Art hohen Schilfes oder Binſen hervor. An<lb/> den Bergen ſelbſt ſieht man, wiewohl ſelten und zer-<lb/> ſtreut, einen großblaͤttrigen Silberbaum (<hi rendition="#aq">Protea grandi-<lb/> flora,</hi> Hollaͤndiſch <hi rendition="#aq">Waageboom,</hi> Wagenbaum), welche<lb/> Baͤume hier noch dazu niedrig ſind. Seinen Nahmen<lb/> hat dieſer Bezirk von den ſogenannten Springboͤcken<lb/> (<hi rendition="#aq">Spring-Bokken, Capra pygargus</hi>), die ſich hier in<lb/> zerſtreueten Herden aufhalten, und in gewiſſen Jahren<lb/> aus den entfernteren Gegenden in unzaͤhlbarer Menge hie-<lb/> her ziehen. Die zu beyden Seiten liegenden Berge ſind<lb/> ganz kahl, ſehen wie eine alte Mauer aus, und gehen<lb/> in die Hoͤhe, ohne einen ſich lehnenden Fuß zu haben,<lb/> und ohne daß unten kleine Huͤgel herum liegen, wie dies<lb/> bey andern Bergen gewoͤhnlich iſt. Man kann ſehen,<lb/> daß die Luft viel davon weggezehrt hat, und mit der Zeit<lb/> werden ſie ihre Geſtalt vermuthlich nicht wenig veraͤn-<lb/> dern. Die Luft macht, daß viele Theilchen derſelben<lb/> verwittern, und dieſe ſpuͤhlt hernach der Regen weg, au-<lb/> ßer einige große Stuͤcke, die bisweilen herausfallen.<lb/> Das ſtehenbleibende Regenwaſſer verurſacht auch man-<lb/> che Loͤcher. Die Klippen, welche viele Spitzen haben,<lb/> beſtehen zum Theil aus einer Miſchung von Quarzſtei-<lb/> nen, Quarzgries und Sandſtein. Die Feuchtigkeit<lb/> macht, daß ſie ſpringen, los werden und endlich ausfal-<lb/> len, und in großen Stuͤcken herabrollen. Dies macht,<lb/> daß die Berge zerriſſen ausſehen, und dadurch ſelbſt Be-<lb/> weiſe ſowohl ihres ſehr hohen Alters als ihrer allmaͤhligen<lb/> Zerſtoͤrung ſind. Die Haͤrte des Steins iſt ſehr verſchie-<lb/> den, und eben daher verwittern ſie auch ſehr ungleich.<lb/> An vielen Stellen findet man Kieſelſteine, die in großen<lb/> Klumpen, wie hineingeſpickt, ſtecken: manchmahl ſtecken<lb/> uͤber hundert in einem Klumpen. Man trifft hier auch<lb/> viel große Huͤgel, die aus Sandſtein beſtehen, welcher<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0360]
Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Orten eine Art hohen Schilfes oder Binſen hervor. An
den Bergen ſelbſt ſieht man, wiewohl ſelten und zer-
ſtreut, einen großblaͤttrigen Silberbaum (Protea grandi-
flora, Hollaͤndiſch Waageboom, Wagenbaum), welche
Baͤume hier noch dazu niedrig ſind. Seinen Nahmen
hat dieſer Bezirk von den ſogenannten Springboͤcken
(Spring-Bokken, Capra pygargus), die ſich hier in
zerſtreueten Herden aufhalten, und in gewiſſen Jahren
aus den entfernteren Gegenden in unzaͤhlbarer Menge hie-
her ziehen. Die zu beyden Seiten liegenden Berge ſind
ganz kahl, ſehen wie eine alte Mauer aus, und gehen
in die Hoͤhe, ohne einen ſich lehnenden Fuß zu haben,
und ohne daß unten kleine Huͤgel herum liegen, wie dies
bey andern Bergen gewoͤhnlich iſt. Man kann ſehen,
daß die Luft viel davon weggezehrt hat, und mit der Zeit
werden ſie ihre Geſtalt vermuthlich nicht wenig veraͤn-
dern. Die Luft macht, daß viele Theilchen derſelben
verwittern, und dieſe ſpuͤhlt hernach der Regen weg, au-
ßer einige große Stuͤcke, die bisweilen herausfallen.
Das ſtehenbleibende Regenwaſſer verurſacht auch man-
che Loͤcher. Die Klippen, welche viele Spitzen haben,
beſtehen zum Theil aus einer Miſchung von Quarzſtei-
nen, Quarzgries und Sandſtein. Die Feuchtigkeit
macht, daß ſie ſpringen, los werden und endlich ausfal-
len, und in großen Stuͤcken herabrollen. Dies macht,
daß die Berge zerriſſen ausſehen, und dadurch ſelbſt Be-
weiſe ſowohl ihres ſehr hohen Alters als ihrer allmaͤhligen
Zerſtoͤrung ſind. Die Haͤrte des Steins iſt ſehr verſchie-
den, und eben daher verwittern ſie auch ſehr ungleich.
An vielen Stellen findet man Kieſelſteine, die in großen
Klumpen, wie hineingeſpickt, ſtecken: manchmahl ſtecken
uͤber hundert in einem Klumpen. Man trifft hier auch
viel große Huͤgel, die aus Sandſtein beſtehen, welcher
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |